Zusammen liefen wir also durch London zur nächsten U-Bahn Station, die ein paar Minuten Fußmarsch vom Theater entfernt war. „Wie kommt es, dass du mit der U-Bahn fährst?", fragte Aidan mich nach einem Moment.
„Ich treffe mich mit einer Freundin", erklärte ich. Er nickte. „Verstehe. Was ist das denn für eine Freundin?", fragte Aidan beiläufig.
„Meine beste Freundin. Du wirst sie sicher auch noch kennen lernen", antwortete ich, „Vor allem wenn ich ihr erzähle, dass wir zusammen spielen." Grace war meine Freundin seit Kindertagen und irgendwann waren wir zusammen nach London gezogen.
„Wieso?", fragt Aidan verdutzt. „Jetzt wo du im Fernsehen und in Filmen zu sehen bist, bist du nicht mehr so unbekannt", sagte ich. Aidan seufzte und fuhr sich durchs Haar.
„Ja, stimmt. Eigentlich ist das echt cool, aber manchmal begegnet man mitten auf der Straße Fans und auf allen möglichen Veranstaltungen wird man überrannt. Das kann echt nervig sein."
„Ja, vor allem wenn heimlich Fotos von dir gemacht werden und du nur mit Skipiste vor die Tür kannst", fügte ich grinsend hinzu.
Dieser genervte Gesichtsausdruck von ihm war einfach zu gut, als dass ich mich nicht darüber auslassen konnte. Er tat ja so als wäre er Johnny Depp.
Aidan warf mir einen kurzen Seitenblick zu. „Das ist wirklich nervig. Glaub's mir ruhig." „Jaja, schon klar, Johnny Depp", sagte ich grinsend.
„Letztes ist mir sogar so ein dickes Mädchen gefolgt und wollte rausfinden, wo ich wohne. Das war echt gruselig", sagte Aidan und verzog den Mund.
„Echt jetzt?"; fragte ich amüsiert. Wer weiß ob er mich nicht auf die Schippe nahm. „Echt. Sie hatte eine Mütze und Sonnenbrille an. Wahrscheinlich, damit ich sie nicht erkenne. Aber eigentlich voll bescheuert. Naja, ich hab sie jedenfalls ziemlich schnell entdeckt."
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. „Manche Menschen sind echt seltsam."Ich fragte mich, was das Mädchen mit der Adresse anstellen wollte. Nachts durchs Fenster einsteigen, auf Instagram öffentlich machen oder auf Ebay versteigern?
Wir gingen zusammen weiter zur U-Bahn, doch dort trennten wir uns, weil wir unterschiedliche U-Bahn Linien nahmen. „Also, wir sehen uns dann morgen", sagte Aidan mit einem Lächeln und vergrub die Hände in der Hosentasche. „Jep. Wie die nächsten Tage auch, Romeo", erwiderte ich. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „Mit Vergnügen, Julia." Ich lächelte. Irgendwie wollte ich nicht gehen und fast überlegte ich es auch nicht zu tun, aber das konnte ich nicht mit Grace machen.
„Ich gehe dann mal zur meiner U-Bahn Station", sagte ich schließlich, aber bewegte mich nicht. "Bis morgen", wiederholte Aidan und drehte sich um. Das war es dann wohl. Ich wandte mich ebenfalls ab und ging zu meiner Linie.Die U-Bahn war mal wieder überfüllt und ich musste mich ans Ende der U-Bahn quetschen um überhaupt irgendwo stehen zu können. Ich liebte diese Stadt und die auch die Underground normalerweise, aber manchmal war es einfach schrecklich.
An jeder Station schienen sich mehr Menschen reinquetschen zu wollen, als vorher ausgestiegen waren und als ich endlich an meiner Station angekommen war, war ich mehr als froh.
Natürlich war auch der Geruch hier unten immer gleich. Es stand zwar nicht richtig, aber gut roch es auch nicht. Endlich trat ich an die frische, um einige Grad kältere Luft und atmete tief durch. Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung.
Das Café, indem ich auf Grace treffen würde, war zum Glück nur ein paar Straßen weiter. Ich befand mich in Covent Garden, was überall für seine große Markthalle bekannt war und mittlerweile eine beliebt Touristenattraktion zum shoppen. Aber auch so war der Stadtteil sehr schön und neben den vielen Geschäften gab es ein paar kleine Cafés in denen man sehr schön sitzen konnte.
Ich lief gerade über die gepflasterte Straße auf ein kleines Café mit roter Markise zu, als eine dort sitzende Person mir zuwinkte. „Liv, ich bin hier!", rief sie. Ein kleines Lächeln entsprang meinen Lippen und ich setzte mich zu meiner besten Freundin. Sie hatte ihre braunen Haare mal wieder geschnitten und trug sie jetzt Schulterlang. Aber sie hatte immernoch die großen blauen Augen, die leicht große Nase und die wohlgeformten Lippen. Sie trug ein Mantel, eine schwarze enge Hose und schwarze Pumps. Vor sich hatte sie einen Eisbecher stehen.
„Hey, schön dass du ohne mich angefangen hast", sagte sie und deutete auf den Becher vor ihr. "Ich weiß, ich wollte ja warten, aber ich hatt Hunger." Sie warf mir einen reuevollen Blick zu und lachend winkte ich ab. Natürlich war ich nicht sauer. "Ich weiß, dass du immer Hunger hast", antwortete ich und setzte mich ihr gegenüber.
„Du hast die Haare kürzer", sagte ich. „Stimmt. Du kennst mich ja, Irgendwann fangen die langen Haare an mich zu nerven. Außerdem hab ich dann so schöne Locken." Sie hatte sich tatsächlich seit wir uns kannten schon drei mal die Haare kurz geschnitten und sie nach ein, zwei Jahren wieder wachsen lassen. Das passierte rund alle fünf Jahre. Ich zuckte mit den Schultern. „Du siehst immer toll aus." Sie lachte und schüttelte nur den Kopf.
„Und du hast bei dieser sibirischen Kalte beschlossen, Eis zu essen?", fragte ich belustigt. „Klar, Eis geht immer. Und anscheinend bin ich nicht die Einzige, die so denkt sonst hätten die gar keins mehr." „Stimmt", sagte ich und legte meine Tasche ab. „Außerdem scheint heute die Sonne. Das ist praktisch wie Sommer." „Stimmt." „Möchte die Dame auch etwas bestellen?", fragte mich ein junger Kellner. „Ja, ich nehme einen Schokoeisbecher", antwortete ich und er nickte lächelnd bevor er wieder ging.
"Du isst doch auch Eis", rief Grace. "Ja, ich hab jetzt auch Bock dadrauf bekommen weil du welches ist." Sie grinste zufrieden. "Eis ist halt immer gut." "Ja", nickte ich und lehnte mich zurück.
„Also, schieß los", sagte Grace und sah mich gespannt an. „Ehm, wo soll ich denn anfangen?" „Keine Ahnung, dass musst du mir sagen", sagte Grace schulterzuckend und rührte in ihrem Vanilleeisbecher umher. „Okay. Also, was soll ich sagen, es ist ziemlich cool. Die Anderen sind auch alle so nett, außer vielleicht Lukas, der ist immer komisch drauf. Von Roy hab ich die ja schon erzählt. Und er ist auf der Arbeit praktisch noch cooler." Grace fing an zu lachen. „Also den musst du mir unbedingt mal vorstellen. Der klingt so cool." „Ist er auch", lachte ich, "Der hatte heute so geil die Jacke ungebunden und ein Curt Cobain shirt an." Grace fing an zu lachen "Und die Haifischzahnkette?" "Ja", bestätigte ich und stieg mit in ihr Lachen ein.
"Du musst mal heimlich Ein Foto schicken oder so", sagte sie. "Ehm, Google? Der hat nicht erst ein Theaterstück regissiert." Das Wort kam aus Meinen Mund bevor ich nachgedacht hatte.
"Regissiert?" "Ich weiß auch nicht wo das jetzt herkam", lachte ich, "Aber du weißt was ich meine." "Hm, schon klar", glückte Grace und nahm einen weiteren Löffel Eis.
"Und sonst so?"
„Der Maskenbildner ist süß. Ich habe so den Verdacht, dass er schwul ist", erzählte ich weiter. „Wirklich?", fragte Grace und sah mich mit diesem Blick an, der immer kam wenn wir über andere Menschen und deren Geheimnisse sprachen. Aber mal ehrlich, tief in sich drin redet jedes Mädchen gerne über andere Leute. „Jap. Das werde ich noch genauer rausfinden", sagte ich und grinste. "Das wäre so cool. Du wolltest doch immer einen schwulen besten Freund haben." Tatsächlich hatte ich das wirklich schon immer gewollt, aber ich war generell einfach miserable im Freunde machen. „Er ist auch so sehr nett, Ich werde mich definitiv mal mehr mit ihm unterhalten", erklärte ich und setzte mir dieses Vorhaben fest.
"Genaugenommen sind alle sehr nett. Du weißt ja, ich freu mich einfach da zu sein", sagte ich und zuckte mit den Schultern.
Das kam auch schon der Kellner wieder und brachte mit meinen großen Eisbecher. Schokoladen und Joghurt Eis mit Sahne und Schokoladensoße. Der besten Schokosoße in ganz London, wie ich fand. „Entschuldigung, bringen sie mir bitte noch einen Latte Macchiato?" fragte Grace und der Kellner nickte. Grace war nie der Typ für Kaffee gewesen und das Einzige was sie trank war Latte oder irgendwelche Mischungen wie Schokocappuccino.
„Und wer spielt deinen Romeo?", wollte Grace wissen, als ich mich über den Eisbecher hermachte. Aidan.
Ich wartete einen Moment und Tat als würde ich den Löffel Eis genießen, bevor ich antwortete. "Jetzt sag schon, warum grinst du so?", fragte Grace und hatte mindestens ein genauso großes Grinsen im Gesicht.
"Oh, er ist toll. Er würde dir auch gefallen. Er ist Ire und hat dunkle Haare. Und ganz zufällig heißt er Aidan Turner", sagte ich und wartete schon auf ihre Reaktion. Grace sah mich aufgeregt an. „Was Aidan Turner? Der Aidan Turner aka Kili?! Man, wie cool ist das denn? Du spielst mit Aidan fucking Turner. Wow. Du musst ihn mir unbedingt vorstellen." Ich fing an zu lachen und nickte. „Natürlich. Und wenn du willst finde ich auch raus ob er Single ist", sagte ich bedeutungsvoll. Grace prustete los. "aich und Aidan Turner, das wäre ja noch schöner, lieber nicht." Seltsamerweise war ich froh dass sie das sagte, denn eigentlich wollte ich ihn nicht mit ihr sehen. Aber das war schwachsinnig und kindisch.
„Warum nicht?", fragte ich trotzdem. „Ne, so ein Schauspieler und Fernsehstar, ne, lieber nicht." Ich verdrehte die Augen." Der ist auch nur ein Mensch und ich bin auch Schauspielerin und mit mir hängst du ab." Sie musste mich Nur ansehen und ich wusste, was sie mir gleich sagen würde. "Aber du..." "Sag jetzt nicht, ich bin schlecht." "Wollte ich nicht", rief sie und fing an zu lachen, was sie verriet. Ich verschränkte gespielt beleidigt die Atme. "Ich wollte sagen, du bist meine beste Freundin, das ist was anderes! Ich kannte dich schon bevor du, Ähm. Berühmt warst."
"Also, was soll das denn heißen", rief ich empört, "Du erkennst mein herausragendes Talent einfach nicht an!"
"Das wird es sein", murmelte und wir beide konnten das Lachen nicht länger unterdrücken.
Die Frau neben uns guckte schon komisch herüber, aber das war mir egal. Jedes Mal wenn ich mit Grace lachte fühlte ich mich einfach besser, freier.
"Aber nur dass wir uns nicht falsch verstehen", sagte Grace nach einem Moment, "Ich will den wenigstens mal sehen." "Ja das hoffe ich doch."
In dem Moment kam der Kellner mit dem Latte und ich hatte den Verdacht, dass er gewartet hatte, bis wir ausgelacht hatten.
Grace bedankte sich und rührte in dem Kaffee herum. Ich konnte jetzt endlich meinen Eisbecher weiter essen, der schon halb geschmolzen war.
"Uh, erinnerst du dich an die Hawkeye", fragte sie plötzlich. Die Person von der sie sprach war ein Arbeitskollege, der in seiner Fleißig Bogenschießen ging und immer etwas langsamer war als der Rest, weshalb er den Spitznamen erhalten hatte.
"Was ist mit dem?" "Der hat gestern erzählt dass er Avengers geguckt hab und dann musste ich natürlich fragen, wenn er am liebsten hat, und er meinte Cap und Hawkeye."
"Eh nicht", rief ich und riss die Augen auf. "Doch man. Team Cap for the win." Ich grinste und lehnte mich zufrieden im Sessel zurück. Schließlich waren das auch meine Lieblinge. "Hawekeye mag Hawkeye. Dad ist doch schön", sagte ich und nickte.
Und dann redeten wir weiter über irgendwelche unwichtigen und wichtigen Dinge, bis ich zum fünften Mal versuchte Soßenreste aus meinem Becher zu kratzen und es langsam zu dämmert begann.
Mein Blick fiel auf meine Hände. Meine Ärmel waren leicht hochgerutscht und ich blickte auf das Tattoo, was auch Grace auf ihren Handgelenk trug.
Ich erinnerte mich noch an damals, als wir uns gemeinsam dieses Tattoo stechen ließen. Kurz nachdem wir nach London gezogen waren, denn wir hatten es gemeinsam gewagt. Hakuna Matata. Keine Sorgen. Es stammte aus der Zeit, in der wir wirklich keine Sorgen hatten und glaubten die Welt - oder vielmehr London - gehörte uns. Wir hatten uns eine viel zu kleine Wohnung geteilt und einen riesigen Rapunzel und Belle Aufsteller ins Wohnzimmer gestellt, weil wir es lustig fanden. Wir hatten uns hauptsächlich von ungesunden Fertiggestellt ernährt und dann ab und zu Obst in Haufen in uns reingestopft. Wir hatten abends Supernatural Marathons gehalten und ständig irgendwelche Kleidung gesucht, weil einfach nicht alles in dir Schränke passte.
Aber was wir nicht verstanden hatten war, wenn man in eine andere Stadt zieht, dann verändert sich nicht nur die Umgebung. Du veränderst dich. Und irgendwann wohnten wir nicht mehr zusammen und irgendwann stand ich an einem Punkt, wo ich früher schreiend weggerannt wäre. Aber ich tat es nicht und ich beschwerte mich nicht und ich tat so, als wäre der Schmerz unsichtbar.
„liv? Alles okay?", riss Grace mich aus meinen Gedanken. Ich wandte rasch den Blick ab und zog die Ärmel meines Shirts über die Handgelenke. "Ja alles bestens", sagte ich ausweichend. Sie warf mir einen besorgten Blick zu. „Das stimmt nicht und dass wissen wir beide." Ich schüttelte nur den Kopf. „Nein, mir geht es gut wirklich." Sie seufzte. „Wann sagst du mir die ganze Wahrheit?" Ich zuckte nur mit den Schultern. Wahrscheinlich nie.
„Apropos, ich muss jetzt los." Grace sah mich besorgt mit großen Augen an.
"Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Echt nicht", sagte ich lächelnd. „Na schön", murmelte sie und stand auf um ihre Sachen zu nehmen. Ich tat dasselbe und rief einen Kellner um zu bezahlen.
Ich war dankbar, dass sie mich nicht drängte und trotzdem bei mir blieb.Später standen wir zusammen an der U-Bahn Station. Hier würden sich unsere Wege trennen. "Dann viel Spaß mit Aidan Turner", sagte Grace und zwinkerte mir zu. „Oh, ich glaube den werde ich haben", sagte ich lachend.
"Das hoffe ich doch."
„Wir sehen uns dann", sagte Grace noch, bevor sie mich eine innige Umarmung zog. „Ja. Ich melde mich bei dir", sagte ich und dann gingen wir getrennte Wege.
Ich hatte keine Lust nach hause zu gehen, aber das hatte ich ihn letzter Zeit oft und es nützte ja nichts.
Ich wünschte ich könnte wenigstens alleine sein. Ich brauchte eben Zeit alleine, das war schon immer so gewesen, aber das verstand nicht jeder. Anfangs war es mir egal gewesen, mittlerweile verstand ich, dass er es eigentlich hätte besser machen müssen, er hätte derjenige sein sollen, der mir half. Aber das tat er seit langer Zeit nicht mehr und es wurde einfach nur schlimmer, nicht besser.
Ich beschloss noch einmal einkaufen zu gehe. Theoretisch war noch genug für ein zwei Tage Zuhause, aber ich wollte einfach noch irgendetwas machen. Entsprechend schlich ich in Zeitlupe durch die Gänge des Lebensmittelladens und las mir bei einigen Sachen den Inhalt durch. Wieso enthielt fast alles Spüren von Nüssen?
Letztendlich war mein Korb voll. Das meiste davon hätte ich nicht kaufen müssen, aber Keks oder Schokolade waten immer praktisch und die Mango war im Angebot gewesen.
An der Kasse stand ein junges Mädchen, was ziemlich müde aussah und eine Kette unter ihrem Shirt trug, die eindeutig die Tardis war.
Ich lächelte ihr zu und legte meine Einkäufe auf das Fließband.
"Guten Abend?", grüßte sie freundlich. Ich überlegte ob ich sie ansprechen sollte, aber bis ich zu einer Entscheidung gekommen war sagte sie künstlich freundlich: "Das sind dann Zwölf Euro siebzig bitte."
Ich gab ihr das Geld und räumte schnell meine Sachen ein.
"Tschüss und schönen Abend noch", sagte sie freundlich. Ich lächelte und sagte in etwa das gleiche, als ich raus ging.
So ein Job wollte ich auch nicht machen, immer freundlich sein und Lächeln. Aber manchmal, fiel mir auf, als ich in die kalte Abendland trat, da macht ich doch genau das Gleiche.
DU LIEST GERADE
Smoke and Roses (Aidan Turner)
FanfictionLively hat es endlich geschafft. Sie hat die Hauptrolle in dem Stück Romeo und Julia ergattert, was sie schon immer inspiriert hat. Jetzt hat sie die Chance, sich zu beweisen. Dazu kommt, dass sie ihren ganz eigenen Romeo kennen lernt. Ihren Romeo...