Kapitel 38

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Nach unserem kleinen Eislaufausflug wurden unsere Tage wirklich stressiger. Zugeben, ich hatte die meisten Geschenke schon besorgt, aber eben nicht alle und dann schleppte Aidan mich mit zu seiner Familie, obwohl wir doch an Weihnachten sicher dort vorbeifahren würden. Aber das musste ich ja nicht verstehen.
So kam es, dass wir den vierten Advent hatten. Grace hatte uns zum Essen eingeladen und da hatten wir natürlich nicht nein gesagt.
"Aids, soll ich den roten oder lilanen Pulli anziehen?", fragte ich und hielt im beide vor die Nase.
"Keine Ahnung. Sind doch beide schön." Ich rollte mit den Augen. Das war wieder so eine typische Aidan Antwort.
"Dann nehme ich den roten."
Ich schlüpfte in den Pulli und legte mir eine passende Kette an, aber Aidan stand immer noch in der Tür.
"Gibt's noch was?", fragte ich und hob fragend die Augenbrauen.
"Ja, eigentlich schon."
"Und was?"
Aidan warf einen Blick auf die Uhr und wieder zu mir. "Kannst du nochmal schnell was einkaufen gehen?"
Ich folgte seinem Blick zur Uhr. Wir sollten in etwas mehr als einer halben Stunden bei Grace sein und jetzt fiel dem Herren ein, dass er etwas vergessen hatte.
"Kannst du das nicht selbst?"
"Ne, ich, ehm, ich bin noch nicht fertig", erklärte er. Er hatte sich ja auch nicht mal umgezogen.
"Ich dachte du brauchst nur fünf Minuten", wiederholte ich die Erklärung, die er mit vor ein paar Tagen gegeben hatte.
"Ne, ich brauche länger. Bitte."
Irgendwie kam mir das alles sehr komisch vor, aber vielleicht wollte er auch einfach nicht selbst gehen, weil er es hasste einkaufen zu gehen.
"Na schön, ich gehe. Aber sollten wir zu spät kommen, ist das deine schuld."
Aidans Gesicht helle sich auf. "Ja. Kein Problem, ich nehme das auf mich."
Ich schüttelte nur den Kopf über sein schräges Benehmen.
"Aber ich schminke mich noch schnell." "Dauert das lange?", fragte Aidan besorgt. Ich schüttelte amüsiert den Kopf. "Sei mal nicht so nervös. Ich gehe ja gleich."

Ich trug mir in Ruhe die Schminke auf und verließ dann das Haus um Aidan seine blöden zwei Teile zu kaufen, die er vergessen hatte.
Wir hatten Glück, dass er nicht weit von einem Geschäft wohnte, aber weniger Glück hatte ich an der Schlange, die riesig war. Ich stand bestimmt zehn Minuten an, bis ich endlich an der Reihe war und dann waren die Rasierklingen nicht in der Kasse, weshalb die Frau quer durch den Laden lief bevor ich die blöden Dinger bezahlen konnte.
Schlecht gelaunt kehrte ich zu dem Apartment zurück.
Ich stieß die Tür etwas ungehalten auf und ließ die Einkaufstasche auf den Boden fallen.
"Hab deinen Mist besorgt", rief ich, "Und zu spät sind wir jetzt trotzdem."
"Ach, da bist du ja schon", sagte Aidan und kam überrascht aus dem Bad.
Er hatte andere Klamotten an, aber ansonsten sah er genauso aus wie eben. Das hatte nicht mehr als 2 Minuten dauern können.
"Und ob wir zu spät kommen ist eh egal, Grace ist hier."
Und da steckte sie Iren Kopf ebenfalls aus der Badezimmertür und winkte mir zu.
"Hallooooo."
"Was machst du denn hier? Solltest du nicht kochen oder so?", fragte ich Perplex.
"Pff, kochen. Das steht im Ofen und gut ist. Und ja. Mein Nachbar passt drauf auf, bevor du fragst. Ich hatte nicht vor meine Wohnung abzufackeln."
Ich wusste nicht genau, was ich antworten sollte. Warum sie hier war, hatte ich immer noch nicht verstanden.
"Und was machst du hier?", fragte ich erneut.
"Euch besuchen? Aber da du ja hier bist, können wir gleich fahren."
Sie verschwand wieder in der Tür. Das alles hier wirkte doch sehr komisch.
Aidan kam mir verschränkten Armen aus dem Bad raus. Ich zeigte auf den Einkaufsbeutel. "Brauchst du das nicht?"
"Ach ja, stimmt. Genau." Er nahm die Tasche aber ich hatte da Gefühl, dass er die Sachen nicht wirklich brauchte.

Ich ging in die Küche um mir ein Glas mit Wasser zu holen und Aidan noch etwas Zeit zu geben.
Ich drehte mich in Richtung Flur und sah, wie Aidan ins Bad ging und hörte leise deren Stimmen, aber ich verstand nicht, was sie sagten.
Sie benahmen sich jedenfalls beide sehr seltsam gerade.
Grace kam aus dem Bad und stellte sich zu mir.
"Und sonst so?", fragte sie und lehnte sich gegen die Spüle.
"Was und sonst?", fragte ich zurück.
"Ach Liv, das fragt man doch so." "Wir nicht." So waren wir einfach nicht.
"Jaja, ich weiß das schon. Wir sind keine 40 jährigen Tratschtanten die sich beim Eierkaufen treffen."
"Ganz genau", lachte ich.
"Ich hab gedacht, ich probiere es mal, aber war wohl keine so gute Idee", sagte sie und zuckte mit den Achseln.
"Ne, wars nicht."
Sie lachte und kratzte sich am Handgelenk. "Oh. Darf ich mal dein Tattoo sehen? Ich hab noch gar nicht danach gefragt?", fragte sie plötzlich und hob den Kopf.
"Ehm. Jetzt? Ich hab nen Pulli an."
"Schon, aber das hast du bestimmt noch fünf Monate, wir sind hier in London."
Da hatte sie auch wieder recht, also zog ich seufzend den Pulli über die Schulter und drehte mich um, um ihr das Sternbild zu zeigen.
"Ohhh, das ist aber schön. Das sieht echt schön aus, so über den Rücken und so, das ist echt cool."
"Kannst dir ja auch Sowas machen", schlug ich vor und drehte mich wieder rum.
"Ach ich weiß nicht. Ich glaube mir reicht ein Tattoo, das hat damals echt weh getan..."
Grace war da etwas viel schmerzempfindlicher als ich.
Ich zuckte mit den Schultern. "Also mein Letztes war das bestimmt nicht."
Plötzlich hörte ich ein lautes Krachen im Flur. "Was war das denn?", rief ich erschrocken und lief an Grace vorbei.
"Alles in Ordnung!", rief Aidans Stimme. Er war nicht mak in unseren Flur, sondern auf dem Weg nach unten. Die Tür stand noch halb offen.
"Aidan? Warum sagst du uns nicht, wenn du schon runter gehst?", rief ich und lief zur Tür.
"Ich dachte ihr habt das mitbekommen!"
"Nein. Haben wir nicht?!"
Ich lief zurück in die Wohnung um meine Tasche zu holen und wartete auf Grace, die sich ihre Jacke anzog und zu mir eilte.
"Ich frag mich echt, was der heute in seinem Kaffee hatte", murmelte ich.
"Gut, dass wir nur selten welchen trinken."
Ich nickte.
"Ey Liv. Ist dir mal aufgefallen. Du hast ne rote Jacke und ne blaue Jeans an und ich beides in schwarz."
Ich schaute an uns herunter und musste lächeln.
"Wir sind eben wirklich Steve und Bucky."
"Genau."
Schon seid einer Zeit waren Steve und Bucky genauso wie Timor und Pumbaa Teil von uns. Grace war nur einfach zu ängstlich gewesen, sich I'm with you till the end of line tätowieren zu lassen, weil der Satz so lang war.
"Komm, bevor Aidan ohne uns losgefahren ist", sagte ich und wir gingen die Treppe hinunter.

Smoke and Roses (Aidan Turner)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt