Tosender Applaus drang an mein Ohr und ich lächelte ganz automatisch. Ich hatte fast vergessen, wie sich das anfühlte, auch wenn ich schon oft auf der Bühne gestanden hatte. Es war wie man allen Gefühlen. Man erinnerte sich an den Moment, man erinnert sich, dass es wunderbar gewesen war, aber wie genau das Gefühl war, das wusste man nicht mehr. Oder nur eine blasse Version von dem, wie es wirklich war.
Ein paar Leute aus dem Stehpuplikum warfen Rosen auf die Bühne, unter anderem Grace, die die einzige weiße Rose warf. Ich sah sie ganz vorne stehen, direkt neben Dean, und mir zuwinken. Ich hatte ihr einen der Sitzplätze angeboten, aber sie wollte lieber ganz vorne an der Bühne stehen. Wenn ich schon im Globe bin, will auch ein Groundling sein!, hatte sie gesagt. Und wie es aussah, hatte sie Dean dazu gebracht, mit ihr zu stehen.
Ich schaute zu Aidan und griff nach seiner Hand. Gemeinsam liefen wir hinter die Bühne, wo uns schon Jon erwartete, der mir in die Arme fiel. Er war natürlich die ganze Zeit dabei gewesen und hatte uns beim Umziehen und allem anderen geholfen. Auch die anderen fingen jetzt an sich gegenseitig in die Arme zu fallen und sich zu freuen, dass alles gut gegangen war. Ich wand mich an Aidan, der schon längst auf mich gewartet hatte.
„Wie es aussieht haben wir's geschafft", sagte ich lächelnd und schlang meine Arme um seinen Hals. „Und wir haben es überlebt", sagte Aidan scherzend und küsste mich.Bald kam auch Roy zu uns und hielt eine kleine Ansprache und dankte allen und freute sich schon auf die kommenden Abende, in der Hoffnung, dass sie alle so gut wie dieser werden würden. Als ich mich umziehen gehen wollte, sah ich auf meinem Platz drei Blumensträuße.
Ich war ein bisschen verwundert, von wem die alle kommen wollten. Einer war ein bunter Strauß, einer bestand aus dunkle Rosen und einer bestand aus weiße Rosen. Ich ging zuerst an den bunten Strauß und stellte mit Überraschung fest, dass er von meinem Vater war.
Neugierig wandte ich mich dem Strauß mit den weißen Rosen zu. Sie waren meine Lieblingsrosen. Sie waren viel schöner als rot und auch nicht so klischeehaft.
Sie waren von Aidan. Irgendwie süß, dass er mir Blumen mitbrachte, obwohl wir doch zusammen hier spielten und er mir erst heute Morgen weiße Blumen gepflückt hatte. Als wäre das nicht genug gewesen.
Immer noch lächelnd wandte mich dem letzten Strauß zu. Von Sebastian. Ich verzog den Mund. Das bedeutete er war hier, Irgendwo in der Menge musste er gewesen sein. Wozu? Er hasste Aidan und konnte nicht scharf darauf sein, uns küssen oder als Romeo und Julia zu sehen. Es war immerhin die berühmteste Liebesgeschichte der Welt. Aber offenbar war er es doch, und das beunruhigte mich. Aber als ich den Zettel weiterlas, wurde mir auch klar, wieso er hier war.Meine liebe Liv, Ich weiß, du bist gegangen, aber ich weiß auch, dass du mich noch liebst. Ich werde um dich kämpfen, wenn ich muss mit allen Mitteln. Wir beide sind noch nicht fertig, wir sind für einander bestimmt.
In Liebe, dein SebastianNa toll. Wahrscheinlich hatte er sich irgendwelche Lieder angehört oder kitschige Liebeserklärungen aus dem Internet, er selbst wäre nämlich nie auf solche Worte gekommen. Er hätte gelacht, wenn jemand so etwas sagt wie wir sind für einander bestimmt. Aber das zeigte mir nur, wie verzweifelt er sein musste und wie sehr er mich vermutlich vermisste und mein schlechtes Gewissen meldete sich gleich zu Wort.
Ich schüttelte den Kopf und sagte mir, dass ich nicht nachgeben würde. Es gab keinen Grund dazu, egal wie es Sebastian ging, denn er hatte mir schlimmeres angetan. Im Grunde konnte ich mich heute Abend damit abmühen, ihn abzuwimmeln. Das würde sicher spaßig werden.
Ich fuhr mir durch die Haare und packte entschlossen den Strauß, um ihn in den Mülleimer zu werfen. Leider würde Sebastian das nie sehen, aber ich konnte ihn ja schlecht mit rausnehmen und auf die Straße werfen.
Ich zog mich rasch um und schminkte mich ab. Jon hatte sich angeboten, mir nach dem Stück ein schönes Makeup zu verpassen und ich saß brav im Stuhl. Ihm war aufgefallen, dass ein Strauß in dem Müll gelandet war und quittierte das mit einer gerunzelten Stirn und als ich nachfragte sagte ich nur, dass sie von einem Exfreund waren. Ich hatte keine Lust, ihm jetzt alles zu erklären und ihm reichte die Erklärung.
Als ich fertig war, wartete Aidan schon auf mich. Er hatte seinen blauen Anzug rausgekramt, der ihm ausgezeichnet stand und das Einstecktuch saß auch an seinem angestammten Platz. „Also dann, wollen wir?", fragte er lächelnd und hielt mir seinen Arm hin.
„Liebend gerne. Aber ich muss dich vorwarnen", sagte ich, denn ich würde nicht Drumherum kommen, ihm von Sebastian zu erzählen.
„Was denn?"
„Es sieht aus, als wäre Sebastian hier." Aidan stöhnte genervt. „Kann der Typ einen nicht einmal in Ruhe lassen? Der muss auch echt gerade heute nerven."
Ich zuckte mit dem Achseln. „Ich find's auch nicht so prickelnd. Aber was soll ich machen?"
„Woher weißt du das überhaupt?", wollte Aidan wissen.
„Er hat mir Blumen geschenkt."
Aidan verzog das Gesicht. „Ich hoffe Hässliche."
„Tausend Mal hässlicher als deine", sagte ich und lächelte wieder.
„Und die sind übrigens wunderschön. Woher wusstest du, dass ich weiße mag?"
„Vielleicht ist das ja meine Superkraft."
„Was? Wissen, welche Blumen ich mag?"
„Ganz genau", sagte Aidan stolz.
„Also ich kann mir bessere Superkräfte vorstellen, als so ein paar olle Blumen zu kennen."
Aidan fing an zu lachen. „Stimmt auch wieder. Dann kenne ich dich einfach so gut, dass ich weiß, was dir gefällt. Oder wir haben so eine geistige Verbindung und ich habe gespürt, dass sie dir gefallen." „Hmm klar. Vielleicht habe ich dir ja auch per Gedankenübertragung gesagt, was ich will", lachte ich.
„Nein, das nicht." Er zwinkerte mir zu.
„Na komm, dann lass uns mal gehen." Aidan nickte und gemeinsam machten wir uns auf den Weg ins Foyer.
DU LIEST GERADE
Smoke and Roses (Aidan Turner)
FanfictionLively hat es endlich geschafft. Sie hat die Hauptrolle in dem Stück Romeo und Julia ergattert, was sie schon immer inspiriert hat. Jetzt hat sie die Chance, sich zu beweisen. Dazu kommt, dass sie ihren ganz eigenen Romeo kennen lernt. Ihren Romeo...