Chapter 22

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Diesen Morgen konnte ich nicht still sitzen, die Nervosität und der Zweifel nagten an mir.
Während ich bereits früh am Morgen den Tresen putzte ging mir der Gedanke dieser Aktion nicht aus dem Kopf.
Sie war bestimmt illegal.
Ich war hier her gekommen um mich frei zu fühlen, nicht um mich strafbar zu machen.
Aber andererseits, ich hatte es ja nicht getan, vielleicht fühlte es sich ja Frei an, der Ungerechtigkeit mit härteren Mitteln entgegen zu wirken.
Vielleicht war es ja anders als ich es mir vorstellte.
Ich hatte Polizisten immer für die Retter in Not gehalten, aber vielleicht konnte ich erfahren ob dem wirklich so war, oder ob diese Bullen bei dem Jungen ein Einzelfall gewesen waren.
Dem Hass in den Augen der Eineohner hier, konnte ich aber ablesen dass sie das nicht so sahen, sie schienen Erfahrungen damit gemacht zu haben, insbesondere Lucas.
Mir schoss das Bild von ihm, wie er auf der Strasse stand mit dunklen Augen und angespanntem Kiefer, durch den Kopf, während ich die Gläser wieder ab ihre Orte stellte, damit ich meine Arbeit trotzdem tat, auch wenn ich heute weg sein würde.
Ich wollte Joe etwas dafür geben dass er mich hier wohnen liess, also war das nur gerecht.
Aber ich sah trotzdem immer wieder auf die Uhr die neben den Flaschen stand, und schon älter als alt aussah.
Das Ticken der Zeiger dröhnte laut in meinen Ohren und die Zeit wollte nicht vergehen.
Was wenn ich es vermasseln würde.
Ich hatte gesehen was Lucas..Freundin von mir hielt und mir war klar dass man keinen Respekt vor Jemandem hatte, der so verwöhnt und reich war, dass er nicht einmal gewusst hatte was in diesem Viertel wirklich lief.
Delila hatte ihren Abscheu offen gezeigt, wenn sie alle nun schon jetzt so von mir dachten, was würde dann passieren wenn sich heraus stellte dass ich eine völlige Niete war.
Oder dass ich im letzten Moment einen Rückzieher machte weil ich einfach nicht stark genug dafür war.
Ich bewunderte die Leute hier, wie sie immer wieder aufstanden und weiter kämpfte, sei es für sich oder für den Menschen den sie liebten, sie taten es und gaben nicht auf.
Manche hatten kene Hoffnung mehr, und selbst dann, wenn es gar nichts mehr brachte machten sie weiter.
Sie wurden von der Strasse erzogen, hatten gelernt zu kämpfen und sich zu verändern um zu überleben.
Aber bei mir war das anders.
Ich hatte das beste Leben gehabt, wenn man es so sehen wollte.
Ich hatte viel Geld, viele Freunde, immer einen offenen Club oder eine Veranstaltung mit meinen Eltern, niemals hatte ich die Schatten Seiten des Lebens sehen müssen.
Ich biss auf meiner Lippe herum, je länger ich da stand desto unsicherer wurde ich, mittlerweile hatte ich den Lappen einfach hin gelegt, meine Hand darauf und war so reglos stehen geblieben.
Und das war noch nicht einmal alles. Der Tanz gestern, ich hatte jetzt noch Gänsehaut, wenn ich an seine Berührungen dachte, seinen warmen Atem.
Schnell vertrieb ich den Gedanken und atmete tief durch, er würde bestimmt nicht verändert sein, also musste ich auch stark auftreten, bevor sie mich noch mehr für ein Weichei hielten als sowieso.
Ich putzte meine schwitzigem Hände mehrmals an der Schürze ab, nur um irgendetwas tun zu können.
Kurz huschte mein Blick zu dem Fleck wo wir gestern gestanden hatten und ich biss die Zähne zusammen, ich wollte nicht dass ich es dachte, aber ich wünschte mir den gestrigen Abend zurück.
Plötzlich ging die Türe auf und mein Blick schnellte zu der Richtung, aus der die heisse Luft des Sommers hinein strömte.
Sofort stellte ich mich hinter den Tresen, dort hatte ich das Gefühl wenigstens etwas sicherer zu sein, vor was wusste ich auch nicht genau.
Ich legte das Tuch nicht weg, stattdessen krallte sich meine Nägel hinein, während ich zuerst nur die Umrisse der Jungs und Mädels sah, die Sonne blendete much zu sehr.
Aber dann fiel die Türe zu und ich erkannte die Jungs und noch einige Andere vom Sportplatz, darunter zu meinem Leidwesen auch Delila.
Sie stand neben Lucas und bedachte mich mit einem herablassenden und triumphierenden Blick.
Ich presste die Lippen zusammen, die Art wie sie mich provozierte wirkte, aber sie wollte dass ich auf sie losging.
Und dann hätte ich keine Chance. Also musste ich ruhig bleiben und mich ablenken.
Denn Lucas stand plötzlich mit funkelnden Augen vor mir und hatte meine Handgelenke geschnappt.
Sofort durchschossen mich Wärmestrahlen die es wohl mit der Sonne aufnehmen konnten und ich hob langsam den Blick.
Ein schelmisches Grinsen zierte sein Gesicht, während die meisten Leute hinter ihm sich unterhielten oder nachdachten.
"Luc..."
Setzte ich an bevor er mich einfach mit einem Ruck über den Tresen zog.
Ich schrie erschrocken auf, als es unter mir plötzlich leer wurde und ich drohte senkrecht auf den Boden zu fallen, mein Körper hatte sich noch immer nicht gefasst und realisiert dass ich nicht mehr hinter der Ablage stand.
Aber kaum hatte ich das Gefühl zu fallen war Lucas da.
Sein Arm schlang sich um meine Hüfte und wirbelte mich herum, sodass ich mehr auf die Beine flog als stand, meine Haare flogen um meinen Kopf und ich spürte wie ich endlich anhielt.
Mit grossen Augen stand ich, etwa einen Meter von ihm entfernt mit seiner kribbelnden Hand auf meinem Rücken da, den Mund lautlos geöffnet.
"Ausser Atem Prinzessin?"
Grinste er und zog mich ruckartig zu sich, er schien es zu geniessen, mich dorthin bewegen zu können wohin er es wollte.
Ich prallte gegen seine Brust, und um wenigstens nicht ganz so verlegen und unbeholfen auszusehen, krallte ich meine Hände in seine Schultern, worauf ich das Gefühl hatte, seine Augen glühen zu sehen.
Ich atmete wirklich schnell, aber das lag nicht an Anstrengung sondern an ihm.
Er senkte langsam den Blick und ich wurde rot, als er mich unter dichten Wimpern treuherzig ansah.
Ich hätte mich am liebsten nahe an ihn gedrückt und das Gefühl der Geborgenheit nie wieder losgelassen.
Aber Delila hatte andere Pläne, das konnte ich ihrem Gesichtsausdruck entnehmen der unter die Null-Grenze gefallen war.
Mike sah ebenfalls nicht so begeistert aus und drehte unruhig eine rote Bandana in seinen Fingern herum.
"Könnten wir uns jetzt konzentrieren?"
Ihre Stimme klang gereizt und die Jungs hinter ihr warfen sich grinsende Blicke zu, mit ihren Händen ahmten sie fächelnde Bewegungen nach
"Klar Delila."
Lucas senkte den Kopf etwas, sodass seine zerzausten und trotzdem gestylten Haare meine Stirn berührten und löste sich dann abrupt von mir, indem er mich schwungvoll zu Mike herumdrehte.
Noch immer nicht darauf gefasst taumelte ich gegen ihn und wurde aufgefangen.
Ein Grinsen zierte die Lippen des blonden Jungen und er stellte mich vorsichtig neben sich, während er mir auch ein solches Tuch reichte.
Es war rot und besass schwarze Verzierungen am Rand entlang, beinahe wie Tränen die ineinander verhakt waren.
Fragend sah ich zu ihm hoch und er zwinkerte.
"Wirst du schon sehen."
Antwortete er auf meine unausgesprochene Frage und sah wieder nach vorne, seine hellen blauen Augen sahen so wässrig aus dass ich das Gefühl hatte er weinte, dabei schien er bester Laune.
"Okay, Jace hat seinen Cousin beauftragt die Ativität der Bullen zu beobachten, es sind bloss an die zwanzig im Revier, wenn wir schnell genug sind können sie die Streifenwagen nicht zu Hilfe rufen.
Es gibt Kameras, also versucht ihnen euer Gesicht nicht zu zeigen.
Wir gehen rein, setzen die Männer ausser Gefecht und holen uns Andrew, während Tessa die Bullen ablenkt die gerade draussen sind.
Fragen?"
Er sah kurz in die Runde und mir fiel auf dass das der schlechteste und undurchdachteste Plan der Welt war.
Sie hatten aber auch keine andere Möglichkeit, hier in dem Viertel gab es keine hochtechnisierten Hackersysteme die die Kameras ausgeschalten hätten oder so.
Sie arbeiteten mit dem was sie hatten und riskierten alles, um den Mann rauszuholen.
Es war gefährlich und barg viel grössere Risikos als Erfolgschancen.
Einer der so war wie ich, von klein auf darauf dressiert immer de Weg zu nehmen der mehr Vorteile barg, hätte das niemals getan.
Ea gab zu viele Risikofaktoren und eine zu grosse Gefahr erkannt zu werden, selbst wenn wir es schaffen würden.
Aber diesen Leuten war es egal.
Sie schienen sich im Laufe ihres Lebens daran gewöhnt zu haben, alles auf eine Karte zu setzen.
Alles oder nichts, für sie gab es keine Umwege, hatte es noch nie.
Wir riskierten direkt alles um mit vollen Einsatz da rein zu stürmen.
Und sie, in ihren augen sah ich nicht einmal den kleinsten Zweifel, nur Entschlossenheit und einen Funken Hass.
Den Hass brauchten sie wohl um sich anzuspornen, ihr Leben und ihre Freiheit zu riskieren, alles was sie wirklich besassen.
Das Haus, Essen, Kleidung, alles konnte man ihnen weg nehmen.
Aber nicht ihren Willen und ihre Freiheit, das spielte hier eine noch viel grössere Rolle.
Sie wollten bemerkt werden, nicht für immer die verarmten Kinder sein, aber was sie noch viel mehr wollten war ihre Freiheit zu behalten.
Natürlich meldete sich Delila.
"Und was wenn Tessa abhaut? Dann haben wir mehr Bullen am Hals und sitzen in der Falle."
Ein Junge trat neben sie.
"Ja, wir könnten auch gleich in eine Zelle marschieren, wieso sollten wir  einer aus der Oberschicht vertrauen?"
Ich schluckte und hob den Kopf, vielleicht um nicht ganz so erschrocken zu wirken wie ich es war.
Mike fuhr mir bestärkend über den Rücken und ich sah ihn kurz dankbar an.
Seine Haltung zeigte deutlich dass er mir helfen würde, was mir ein klein wenig Sicherheit gab.
Aber was die beiden sagten war auch wahr.
Sie ale waren es gewöhnt, zusammen zu arbeiten, sie waren aufeinander abgestimmt und waren alle in der gleichen Lage.
So konnten sie sich blind vertrauen weil sie sich so gut kannten um jede Reaktion des anderen zu deuten.
Aber wenn ich in das Verhältnis des Vertrauens reinplatzte, Jemand der keine Ahnung von dem Leben hier hatte und der aus Schiss alle gefährden konnte.
Es war wahr, aber was sie nicht wussten war, dass ich neben der vorhandenen Angst sehr wohl wusste was von mir abhing.
Und ich würde mich im Notfall schnappen lassen, meine Eltern würden mich sowieso abholen und so war mein neues freies Leben beendet.
doch dann hätte ich wenigstens einmal in meinem Leben etwas getan worauf ich stolz sein konnte.
Einem Mann die Freiheit zurückgegeben und einer Familie ihren Vater wiedergegeben.

Wenn ihr an Tessas Stelle wärt, würdet ihr mitmachen oder doch noch hinschmeissen?
Sagt mir in den Kommis wieso, ich bin gespannt
Und danke für die vielen Reads, einfach mega von euch*_*
Love
Tala

This is Life *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt