Ich bekam das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht.
Es hatte sich dort fest gesetzt und wurde mit jedem Gedanken an Tessa stärker.
Als sie gekommen war wusste ich dass sie anders war, aber mein Hass auf die Leute aus ihrem Viertel hatte ihr eigentliches Ich übertrumpft.
Niemals hätte ich gedacht dass ich diesen Hass in mir, bei ihr so schnell verschwinden lassen konnte.
Mit jedem Lächeln dass sie mir geschenkt hatte schienen all die Lasten, die Erinnerungen und die Probleme für kurze Zeit aufgehoben zu sein.
Ich war oft Tanzen, auch wenn man als Junge nichts machen musste ausser sich von der Begleiterin führen zu lassen.
Aber jede ihrer Bewegungen, das sanfte Drehen ihrer Hüfte und als sie mit den Fingern über ihre Haut fuhr machte mich verrückt.
Jede Bewegung, ihr heisser Atem an meinem Ohr, das erste Mal hatte ich ein Verlangen gespürt, dass nicht verschwinden wollte.
Ich konnte sie noch immer nicht an mich heran lassen.
Nicht nur weil ich mich und meine Familie in Gefahr brachte.
Nicht weil ich so meinen Ruf zum Wackeln brachte was hier der Untergang war.
Nicht wegen all den Sorgen die sie in ihrem Viertel nicht kannte, ich sie aber immer weniger mit den Ihren verglich, da sie mir so anders erschien, so als würde es keinen Unterschied machen woher sie kam, auch wenn das unser Lebensprinzip war.
Sie brachte alles durcheinander in mir, was ich zu verhindern versuchte.
Aber der eigentliche Grund wieso ich sie abstiess war dass ich sie in Gefahr brachte.
Das Leben in diesem Viertel, dem Untergrund der so luxuriösen Stadt war anders.
Sie wusste nicht was hier für Regeln galten, welche Gesetzte es gab und wie unverzeihlich und zerstörend es sein konnte, eine zu missachten.
Ich wollte nicht dass sie da mit hinein geriet, ich war mein Leben lange hier drinnen und war es mir gewöhnt.
Hatte diese Schutzmauer aufgebaut und keine Menschen mehr an mich heran gelassen.
Sie kam mir vor wie ein zerbrechliches Einzelstück, das niemand anfassen durfte.
Ausser ich, und da hatten wir auch schon wieder de Gedanken die ich schnell verschwinden lassen wollte.
Doch nun war es anders, ich hatte diese Wette abgeschlossen.
Natürlich wollte ich sie, jede Zelle meines Körpers tat dass, aber nicht mehr um ihr Weh zu tun und den Hass auf die Oberschicht an ihr aus zu lassen.
Ich verdrängte den Gedanken, den Gedanken was ich gewettet hatte und was auf dem Spiel stand, für jede Sekunde die ich mit ihr verbrachte.
Jede Sekunde war eine zu viel aber es machte mich süchtig.
In der Schule hatte ich beinahe das Gefühl gehabt sie gehöre zu mir, als müsste ich sie beschützen wie die beiden einzogen Personen meiner Familie.
Ich stiess die Luft aus und grinste Kopfschüttelnd, während ich die Strasse entlang lief.
Dieser Abend war mehr als ich es eigentlich wollte für mich.
Als sie mich gefragt hatte ob ich es nun spürte, hatte ich zu gemacht.
Weil ich Angst hatte dass ich es wirklich spüren könnte.
Dass ich zu viel für sie Empfand, und dass ich meine Ziele nicht mehr vor Augen hatte.
Ich wünschte mit so sehr dass mein Leben anders verlief, doch wer hier geboren war wusste das das niemals möglich war.
Wir gehörten der Strasse und niemals könnte ich wo anders sein.
Weiter dachte ich nicht mehr nach, es war bereits jetzt zu viel unerlaubter Zweifel in meinem Kopf.
Ich hatte dieses Leben nicht gewählt aber es war nicht möglich es zu verlassen, es würde mich verfolgen und alles zerstören was mir lieb war.
Und das war mein Bruder und meine Mutter.
Ich richtete meine Augen in die Dunkelheit, ich brauchte nichts zu sehen um zu wissen dass hier der Zaun war der die schmutzige Strasse von den Schienen des Zuges abgrenzte, in dem jeden Morgen die reichen Geschäftsleute durch fuhren.
Sie fuhren jeden Tag hier durch, sahen die dünnen Kindern und die Armen Mütter die versuchten sie am Leben zu erhalten.
Sie sahen einfach weg, es interessierte sie nicht, sie schoben die Verantwortung von sich weg.
Solange es ihnen gut ging gab es keinen Grund etwas zu ändern.
Es war kühler geworden und ich liess meine lockere Leder Jacke offen, ich musste abgehärtet sein wenn der Winter kam, und da es mir sowieso nichts ausmachte, spürte ich die Kälte unter meinem dunkeln Shirt.
Ich kickte schwungvoll eine Dose zur Seite, wir hatten alles geplant, die Polizisten Sache.
Den Mann den sie mit genommen hatten, hatte mir und meiner Mutter immer geholfen, doch nun war es an mir zu helfen.
Vielleicht hatten die Reichen dort drüben Anwälte die für sie ein traten.
Aber wir hielten zusammen, hier hatte man Freunde die für einen Kämpften und niemals würde ich einen von uns im Stich lassen.
Dieses Leben war hart aber man überlebte bloss wenn man zusammen hielt.
Zuerst war Delila dagegen gewesen das Tessa mit kam, ich vermutete aber dass sie mit meiner Trennung nicht wirklich klar kam und das der Grund dafür war, wieso Tessa und sie sich gegenseitig mit Blicken erdolcht hatten.
Aber ich war auch nicht einverstanden gewesen, es barg so viele Risikos und auch wenn ich mir das Gegenteil einredete machte ich mir sorge dass ihr etwas passieren könnte.
Sie sah so zerbrechlich und rein aus.
Doch dann hatte auch ich einsehen müssen dass es ein klarer Fall war, sie konnte die Bullen ablenken, ansonsten konnten wir nicht ohne Radau hinein gelangen.
Das Gefängnis war schäbig und es waren nicht viele Beamte da, das grosse Gefängnis lag weiter weg.
Ich war bereit mehr für ihn zu tun, und selbst ich hatte Tessa dafür als richtiges Mittel gesehen.
Vor allem aber weil keiner von ihnen, erst recht nicht Delila sehen sollte was meine Gedanken waren, denn ich verabscheute mich selbst beinahe dafür.
Dass ich so weich wurde wenn sie versuchte stark zu sein.
Gerade fuhr mir der Wind durch die Haare und die Kette an meiner Hose klirrte leise in den Nachtlärm, Östlich der Gleise, hinein, als ich eine Stimme hörte.
Es war mein Bruder, und das schummernde Licht von einem der Eingänge war unser Haus.
Es lag wie alle anderen schmucklos und heruntergekommen da, reihte sich unmittelbar an das nächste und war nicht sonderlich gross.
"Lucas!"
Mein Gesicht hellte sich auf, ich liebte diese sanfte Stimme und das helle lachen, mein Bruder hatte ein Funkeln in den Augen.
Wir er es schaffte war mir nicht klar, ich versuchte ihn aus allem raus zu halten, aber er hatte schon zu viele Dinge gesehen die er nicht verdient hatte.
Aber er verarbeitete es indem er es nachspielte, still und heimlich aber ich sah es dennoch.
Manchmal erzählte er sich selbst eine Geschichte in die er die Ereignisse verflocht und ein Schmerz breitete sich in mir aus.
Ich wollte mehr für ihn, abee auch wenn ich jede Arbeit annahm, die Schule ohne zu bezahlen besuchen konnte und regelmässige Aufträge ausführte, würde es niemals reichen um ihm ein besseres Leben zu ermöglichen.
Er rannte mir auf seinen dünnen Beinen schneller auf der dunklen Strasse entgegen als ich es ihm zutrauen würde.
Ich breitete die Arme aus und fing ihn auf, drehte ihn um mich und hörte wieder sein unschuldiges Lachen.
Es war Balsam für meine Seele, falls ich überhaupt noch eine besass.
Manchmal hatte ich das Gefühl dass niemand an diesem Ort mit dem gesegnet war, aber dann fand ich es wieder gut so, da ich dennoch glaubte dass wir auch so wertvoll waren wie die Leute auf der anderen Seite der Gleise.
"Hast du mich vermisst?"
Grinste ich und hob ihn mühelos auf einen Arm, während ich auf die geöffnete Tür zu lief.
Er nickte heftig sodass seine zerzausten Haare herum flogen.
"Wie geht es Matteo?
Mutter sagte dass das Mädchen von dir ihn gerettet hat, sie soll zu uns kommen, so wie Delila."
Plapperte er los und ich lachte heiser.
Er mochte Delila nie egal wie sehr sie sich angestrengt hatte.
"Das...nein ich denke nicht."
Meinte ich bevor ich auf den beleuchteten Boden vor den drei Treppenstufen trat.
"Wieso, Mutter mag sie auch, und sie ist hübsch und viel netter als Delila."
Er schob eine Unterlippe vor und das war dieser Moment in dem die Liebe alles andere verdrängte.
"Das ist sie kleiner Bruder, aber jetzt musst du ins Haus, du weisst dass wir sonst beide Ärger bekommen."
Grinsend stellte ich ihn ab und er zog mich an der Hand die drei Stufen hoch, bevor ich in den Gang trat, das plötzliche Licht blendete mich.
Während ich die Türe schloss und somit den kühlen Luftstrom abklemmte, sah ich bereits die müden Augen meiner Mutter, die im schiefen Rahmen der kleinen Wohnung lehnte.
Ihr Gesicht war noch immer etwas eingefallen, die harte Arbeit als Putzfrau strapazierte ihre Glieder und dennoch gab es nicht genug Geld.
"Wo warst du?"
Sie richtete die Jacke meines Bruders, wir trugen sie auch hier drinnen, in den kühleren Nächten war das meistens auch nötig.
Danach schubste sie ihn die kleine, irgendwie wackelig wirkende Treppe hoch, wo sich unsere Schlafzimmer befanden.
Ich zwinkerte ihm kurz schelmisch zu und er streckte mir die Zunge heraus, bevor ich ihn oben rumoren hören konnte.
Soort verschwand mein Lächeln und ich drückte meiner Mutter einige Scheine in die Hand, ich hatte sie bei der Besprechung abbekommen, die Letzte Aufteilung der Beute aus dem einen Laden, etwas die Strasse runter.
"Danke, ich denke ich werde genug Essen für diese Woche einbringen können, diese Kette hat viel Geld gebracht, ich kann dir auch eine neue Hose kaufen."
Ein hoffnungsvolles Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit, doch mir wurde schmerzlich bewusst dass es nicht für lange Zeit dort bleiben würde.
Das tat es nie.
Ich ging nicht darauf ein sie wusste dass sie es für sich benutzten sollte, sich wärmer einkleiden.
Stattdessen lief ich in die Küche und schnappte mir etwas Brot und Butter, die ich dann gierig verschlang, der Hubger war so vergessen gegangen.
"Ich habe von Leonard gehört, schrecklich was mit ihm und dem Kleinem passiert ist."
Ich sah von meinem Brot auf als sie sich auf einen der Stühle setzte, ihre wollene Stola eng um sich gezogen, ich sah bereits einige graue Strähnen in ihrem Haar.
"Wir werden leonard raus holen, morgen."
Sie sah mich unwillig an, ich wusste dass sie noch immer für den friedlichen Weg war, nach allem was man uns schon angetan hatte.
Aber sie kannte auch meinen Entschluss, also redete sie weiter.
"Ich habe von dieser Tessa gehört, sie soll den Krankenwagen bezahlt haben.
Ein gutes Mädchen, ich dachte nicht dass sie so sein könnte."
Sie sah beinahe leicht verträumt auf den Tisch, aber ich wollte keine falsche Hoffnung schüren, es waren nicht alle Menschen so wie sie, und dennoch zog es mich an, diese gebrechliche Art.
"Ja, sie lebt bei Joe, ich war noch kurz bei ihr nach der Besprechung, sie ist dort einige Zeit unter gekommen."
Sagte ich nebenbei, vielleicht gaben wir uns hier stark und wussten wie man überlebte.
Aber im Gegensatz zu vielen anderen würden wir es niemals wagen, uns auch nur einmal gegen unsere Mütter zu wenden, viel zu oft war uns bewusst gemacht worden was sie alles für uns taten.
In ihrem Blick sah ich wieder etwas Leben, sie schien Tessa wirklich zu mögen, uns meine Mutter war mehr als Vorsichtig bei Fremden.
Ich wollte dass es ihr gut ging, und sie sollte ein anderes Leben haben, doch keiner hier hatte die Möglichkeit, sich aus dem Leben hier heraus zu hieven.
"Du warst bei ihr..wie geht es Delila?"
Sie versuchte die beiden Mädchen eindeutig zu verbinden und zu lange hatte sie mir bereits versucht Delila aus zu reden.
Ich murrte bloss kurz und schüttelte den Kopf.
"Lass gut sein Mutter, zwischen Tessa und mir ist nichts."
Sie sah mich mit einem belehrenden Blick an und schüttelte den Kopf.
Aber es war wirklich so, ich hatte eine Wette abgeschlossen, und dennoch war es dieses Mal nicht mein Ehrgeiz, der mich zu ihr führte, immer und immer wieder.
Ich wusste dass etwas das tat.
Ich wusste bloss noch nicht was.Wie findet ihr eigentlich die Kapitel aus seiner Sicht?
Ich versuche euch neben einer hoffentlich guten Story auch einige Grundsätze zum Nachdenken rüber zu bringen und hoffe dass mir das auch gelungen ist ;)
Love you my little stars
Bis bald
Tala ♡
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This is Life *beendet*
Teen Fiction•Er rieb sich seine Wange und grinste schief, während ich geschockt auf meine Hand sah. „So leicht willst du mir mein Glück wohl nicht geben. Aber so leicht gebe ich auch nicht auf."• Sie kommt aus der Oberschicht, kennt keine Probleme und ist den g...