"Hörst du mir jetzt zu?"
Sein warmer Atem strich über meinen Hals als er sich langsam vor beugte, sein Gesicht nahe vor meinem.
Ich schaffte ein schwaches Nicken, das war auch alles.
"Gut."
Er befeuchtete seine Lippen und eine Spur Unsicherheit huschte über sein Gesicht, es war nicht einfach für ihn sich zu entschuldigen.
"Du bist anders Tessa.
Nicht so wie ich es heute Nachmittag sagte.
Aber es ist schwer für mich, ich bin von hier, habe keine Manieren und wahrscheinlich das Gegenteil jeden Jungens den du kennst."
Begann er und es hörte sich an als würde es ihm leid tun, dabei war es genau das was ich so sehr mochte.
Dass er sich für nichts schämte und es ihm egal war was man von ihm dachte, zumindest nach aussen hin.
Und wie liebevoll er dennoch mit kleinen Kindern oder Freunden sein konnte.
"Du bist so zerbrechlich und neu hier, ich habe das Gefühl dass du mein Leben gar nicht kennen lernen darfst weil du dann zerbrichst."
Sein Blick wanderte an mir entlang und ich war noch immer nicht in der Lage etwas zu sagen.
Nur mein Herz klopfte laut und alles was er sagte dröhnte in meinem Kopf.
"Die Dinge die du tust sind anders, wie du reagierst ist anders als jede Reaktion die ich hier kenne.
Du holst Seiten damit aus mir heraus die ich nicht haben dürfte.
Es macht schwach, genauso wie vertrauen.
Ich kann es mir nicht leisten schwach zu sein, verstehst du?"
Beinahe hoffnungsvoll sah er mich nun an, mein Gesamter Körper war überhitzt, noch nie war jemand so ehrlich zu mir gewesen.
Was er sagte zeigte mir so vieles auf.
Wie es für ihn war, was er dabei dachte, es war gar nicht nötig es weiter zu erklären, ich verstand ihn voll und ganz.
"Wie wirst du mit all dem fertig, was du siehst oder tust."
Flüsterte ich und hatte Angst dass er wieder seine Maske an legte, doch nach einem unwilligen Stocken atmete er langsam, gegen meine Lippen aus.
Noch immer lagen unsere Hände an der Wand und je länger sie dort verharrten desto mehr begann es in meinem Bauch zu ziehen.
"Es gibt nichts womit man es rechtfertigen kann."
Langsam richtete er sich von mir auf, unsere Körper wichen jedoch kein bisschen zurück.
"Nichts kann es rückgängig machen, was ich gesehen habe, oder was ich getan habe."
Er schauderte und plötzlich fiel mir ein dass er es mir nicht erzählen musste.
Er kannte mich nicht gut und er sprach dennoch offener zu mir als ich es vermutet hätte.
Ich könnte es gegen ihn verwenden, das wusste er.
Und trotzdem erzählte er es mir.
"Ich kann es nur verdrängen.
Aber es ist nie weg, es wird mich für immer verfolgen und das ist einer der Gründe wieso du damit nicht anfangen solltest."
Sein Blick hielt meinen gefangen und ich atmete langsam aus.
"Gibt es nichts dass dir hilft?"
Er deutete ein Stummes Lachen an, bevor er wieder ernst wurde.
"Liebe.
Zuneigung von Menschen die mir wichtig sind zeigt mir dass es jemanden gibt der noch das Gute in mir sieht."
Es berührte mich wie er da sprach, er zeigte mir einen kleinen Teil seiner selbst und ich wusste wie schwer es sein musste die Mauer zurück zu ziehen und mich hinein zu lassen.
"Du musst es mir nicht erzählen."
Flüsterte ich, endlich meine Stimme wieder gefunden.
"Ich weiss.
Ich mache nie etwas was ich nicht will."
Er zwinkerte und war wieder ganz der Alte, dieser kurze Einblick in sein Inneres war beendet, das zeigte er mir deutlich.
"Aber ich will mich entschuldigen."
Er nickte kurz wobei ihm einige Strähnen in die Stirn fielen und sah mich mit seinen hellen grünen Augen schelmisch an.
Kurz darauf ging die Musik an.
Es war ein remix und sogleich hob sich meine Stimmung.
Die Musik rauschte durch mich hindurch und berührte jede Zelle.
Wie immer riss sie mich mit und brachte alles in mir dazu, mich in ihrem Takt bewegen zu wollen.
Dann zog er an der Schlaufe meiner Schürze und schmiss sie irgendwo in eine Ecke.
Ich lachte leise auf.
"Was machst du?"
Er hob die Brauen und drehte sich einmal herum, wobei er es irgendwie schaffte seine Jacke mit ein zu beziehen.
"Tanzen?"
Er grinste und ich starrte ihn an.
"Dein Ernst?"
Er kam näher zu mir und nahm meine Hand, so dass ich sie jedoch weg ziehen könnte, was ich natürlich nicht tat und auch ihm auffiel.
"Naja...ich habe gesehen wie du tanzen kannst und wollte dieses Mal dabei sein."
Er zog mich näher zu sich und ich liess es zu.
Die Musik begann bereits in mir zu verfliessen und beinahe ohne eigene Mitwirkung begann ich mich zu bewegen.
Ohne Scham.
Die Musik lenkte meine Schritte und jedes Herumwirbeln, jede Handbewegung stimmte mit dem Takt überein.
Lucas zog leise die Luft durch die Zähne ein doch es war bereits zu spät als dass ich noch aufhören konnte.
Ich drehte mich um ihn und schloss die Augen, liess mich von der Musik leiten und glitt an seinem Rücken entlang.
Dann spürte ich plötzlich seine Hände an meiner Taille und Hitze rauschte durch mich hindurch.
Kaum spürte ich seinen Körper hinter mir tanzte ich weiter, bezog ihn mit ein und er folgte jeder meiner Bewegungen.
Ich versank in einer Art Trance.
Ich schwebte irgendwo in der Musik, es gab bloss noch uns und ich liess meine Hüfte kreisen.
Ich spürte seine Hände die sich bewegten, seine Hüfte die mich in eine Richtung lenkte, wie er langsam meinen Körper hoch strich und seinem warmen Atem in meinem Nacken.
Ich legte den Kopf zurück, spürte seine Schulter und wir tanzten weiter.
Jede Berührung löste eine erneute Reaktion aus und die Lieder spielten immer weiter, mein Atem ging schnell und ich schien zu überhitzen, doch ich konnte und wollte nicht auf hören zu tanzen.
Es war für mich immer ein Teil gewesen um in eine andere Welt ab zu tauchen.
Doch jetzt war er da, folgte jedem meiner Schritte und gab mir das Gefühl ein Teil der Welt zu sein, seiner Welt.
Irgendwann, ich hatte vergessen wo ich war oder wie lange der Puls schon in meinen Ohren raste, drehte er mich zu sich und ich stützte mich mit meinen Händen an seiner Brust ab, ich spürte den schnellen Herzschlag.
Seine Hände fuhren über meinen Rücken und blieben dann kurz vor dem Ende liegen, kein Tennisball hätte
mehr zwischen uns gepasst.
Ich hob schnell atmend den Kopf und traf seinen stechenden Blick.
Seine grünen Augen leuchteten wie ich es noch nicht gesehen hatte.
Ich sagte nicht.
Er sagte nichts.
Wir standen bloss da, holten den anderen mit dem eigenen Atem langsam herunter und brachen den Blickkontakt nicht ab.
Ich wusste nicht was es war dass mich an ihm hielt und er auch nicht, aber es störte uns nicht.
Das war ein Teil von dem Leben das ich wollte.
Mich wieder so frei fühlen, diese Momente waren es für die ich mein gesamtes, langweiliges altes Leben hergeben würde.
Als mein Atem wieder normal ging und er beinahe unscheinbar mit den Fingern kleine Kreise malte, schaffte ich es, die Lippen zu öffnen.
"Spürst du es?"
Ich musste nicht mehr sagen, er wusste dass ich das meinte, von dem er mir erzählt hatte.
"Nie."
Antwortete er und sah mich mit diesen Augen an die mich immer und immer wieder dazu brachten darin ertrinken zu wollen.
"Und in diesem Moment? Jetzt?"
Sein Blick fuhr langsam an mir herunter und er löste sich sanft.
Sogleich war seine alte Maske wieder da und er zwinkerte mir geheimnisvoll zu, bevor er sich die Jacke gerade ruckte und zur Tür lief.
Ich blieb stehen und sah ihm nach.
Bevor er sie hinter sich ins Schloss fallen liess, sah er nochmals zu mir und grinste sein umwerfendes Lächeln.
"Schlaf gut Prinzessin."
Ich atmete stockend aus und er war weg.
Wie in Trance taumelte ich zum Treppenhaus, jede Stell an meinem Körper die er berührt hatte kribbelte und viel zu viele Gedanken schossen in meinem Kopf umher.
In diesem Moment war ich einfach bloss glücklich.
Da sah ich Joe, er lehnte an der Türe und hatte ein so väterliches Lächeln im Gesicht dass es beinahe schmerzte.
Ich wurde rot als ich vor ihm anhielt und den älteren Mann ins Gesicht sah.
"Ich kenne Lucas seit er klein ist, er ist wie ein Sohn für mich.
Und ich habe ihn noch nie so gesehen.
Du tust ihm gut Tessa, hör nicht damit auf."
Nach diesem Kommentar sagte er nichts mehr und liess mich ach oben, durch das Treppen Haus in de Wohnung.
Ich dachte über diese Worte nach, als ich in die Dusche stieg.
Das kalte Wasser gab den passenden Kontrast zu meinem glühenden Körper und der Abend zog noch einmal an mir vorbei.
Ich strich über die berührten Stellen und lächelt leicht, er hatte einen solchen Einfluss auf mich, doch anders wollte ich es gar nicht haben.
Als ich mich unter die dickem Decken legte und mein Buch heraus holte, schwebte der Stift eine Weile über del Blatt.
Tropfen meiner nassen Haare fielen auf das Papier und ich musste es zuerst trocknen bevor ich ansetzte zu schreiben.
Nach den ersten Sätzen kamen die Buchstaben von alleine auf das Papier.
Ich schrieb auf wie mich die Menschen sahen, was sie dazu verleitete.
Was ich in den Augen der Skater gesehen hatte und wie es in der Schule lief.
Ich erzählte davon wie ich mich begann zu fühlen und was ich über die Menschen hier gelernt hatte.
Ich schrieb nicht viel über ihn, ausser dass er ein dominanter Junge war, anders als die die ich kannte, nahm er sich was er wollte und schien es dennoch nur für das Nötigste zu halten.
Er kam mir vor wie ein Robin Hood der Bronx.
Mir gefielen die Regeln hier, wie man zusammen hielt, trotz der Umstände.
Und auch dass ich helfen wollte, dass ich veröffentlichen wollte woran schon so viele scheiterten.
Der Ungerechtigkeit der Bronx etwas entgegen zu kämpfen, wenigstens soweit ich es konnte.
Die Methoden die sie zu ihrem Schutz brauchten und wie schwer es war, hier jemandem zu vertrauen.
Alles schrieb ich auf was mir ein fiel, alles was ich heute beobachtet hatte.
Nur meine persönlichen Erlebnisse mit Lucas liess ich aus.
Diese Erinnerungen würde ich tief in meinen Kopf sperren und sie für immer behalten, falls ich irgendwann wieder dort sein würde, wo ich lebte.
Irgendwann fielen mir die Augen zu und das Letzte an was ich dachte waren Joes Worte.
Ich würde nicht gehen und ich würde weiterhin dieses Leben leben.
Weil ich so vieles Lernte, weil ich Joe in der Bar half, aber vor allem weil es mir gut tat.
Es tat mir gut anders zu leben und vor allem tat es mir gut, in diese grünen Augen zu sehen.Ich hoffe ich konnte etwas beschreiben wie sie sich während des Kapitels fühlte und dass ihr gespannt auf das nächste Kapitel wartet und eure Meinung zu diesem in die Kommis schreibt;)
Love and Life
Tala ♡
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This is Life *beendet*
Teen Fiction•Er rieb sich seine Wange und grinste schief, während ich geschockt auf meine Hand sah. „So leicht willst du mir mein Glück wohl nicht geben. Aber so leicht gebe ich auch nicht auf."• Sie kommt aus der Oberschicht, kennt keine Probleme und ist den g...