Chapter 37

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Das letzte Kapitel der Lesenacht, ich freue mich über die die dabei waren und hoffe ihr seid noch weiterhin gespannt wie es weitergeht. ♡

Einige Minuten später, nachdem ich mich eingepackt hatte und meine Haare einigermassen unter Kontrolle gebracht hatte, trat ich neben Jonny aus Joe's Bar.
Es war das Erste Mal das ich wieder draussen war und ich hätte mich am liebsten gleich wieder drinnen verkrochen, aus Angst vor irgendwelchen Blicken.
"Kommst du, ich glaube es ist besser wenn wir wohin gehen wo nicht so viele Leute sind."
Jonny musste bemerkt haben dass es mir unangenehm war und ich war ihm echt dankbar, das wir die kleineren, versteckten Gassen nahmen indem wir, abgesehen von einigen Verstecken spielenden Kindern, Niemanden antrafen.
So konnte ich mich langsam entspannen und die etwas stinkende Luft einatmen, die aber allemal besser war als das was ich in meinem Zimmer noch Sauerstoff genannt hatte.
Ich strich mit den Fingerspitzen über die rauen Hauswände die mir zum Teil Splitter hinein jagten und ich leise fluchen musste.
Jonny grinste und beobachtete mich dabei.
Kurz sah er sich um, als wolle er sicher sein das uns Niemand folgte, obwohl ich ohnehin keine Ahnung hatte wohin er mich führte.
Dann kam er näher zu mir.
Kurz befürchtete ich er wolle sich irgendwie an mich ran machen, aber zu meinem eigenen Erstaunen lag ich völlig falsch.
Im Nachhinein schämte ich mich auch davor das von Jonny gedacht zu haben, er war alles in allem ein anständiger Kerl, seine Grösse machte er damit locker wett.
"Kann ich dich etwas fragen Tessa?"
Murmelte er und sah mir nicht in die Augen, während er seine Schritte beschleunigte sodass ich Mühe hatte mitzuhalten.
Er ging so rassig das ich mich konzentrieren musste nicht über umgekippte Mülltonnen zu stolpern.
"Ja klar."
Sagte ich und Jonny kratzte sich am Nacken.
"Wie ist es, verliebt zu sein?"
Kurz hätte ich mich beinahe an meiner Spucke verschluckt, wäre peinlich gewesen wenn ich das nicht durch ein Räuspern kaschiert hätte.
Ich runzelte die Stirn, wollte er von mir wirklich so etwas wissen? Genau von mir?
Aber gut, ich würde ihm einfach die Wahrheit sagen.
"Naja, weisst du ich könnte dir jetzt erzählen dass du auf Wolken schwebst wenn du seinen Blick siehst, dass du in seinen Augen versinkst und dich in seinen Armen wohler fühlst als in jedem warmen Bett.
Aber auch wenn es so sein mag und die Liebe immer als Perfekt und mit Schmetterlingen beschrieben ist, Liebe ist Scheisse.
Einfach nur Scheisse."
Verblüfft sah er mich an und ich nickte.
Garantiert würde ich ihn nicht anlügen, er hatte mich gefragt und ich würde die Welt nicht schön reden, auch wenn er mehr Erfahrung in der Branche haben musste als ich.
"Eigentlich weisst du genau dann dass du verliebt bist, wenn es weh tut.
Ja Liebe schmerzt, höllisch sogar.
Also weisst du genau dann das du Jemanden wirklich liebst, wenn es dir so sehr weh tut dass du dein Herz selbst aus deiner Brust reissen könntest, und trotzdem noch um ihn kämpfen würdest."
Kurz schweifte mein Blick in die Ferne.
Ich hatte von mir selbst gesprochen, aber ich war mir unsicher ob das noch so war.
Jonny schwieg eine Weile und nestelte an seinem dreckigen und verwaschenen weissen Shirt herum.
"Du redest dabei von Lucas oder?"
Fragte er dann leise, während wir in eine Strasse einbogen die mir ziemlich bekannt vorkam.
Er führte mich wohl zum alten Haus an das ebenfalls schmerzliche Erinnerungen gebunden waren.
Aber wenigstens waren dort keine Leute und wir konnten ungestört reden.
"Ja."
Sagte ich kurz, ich hab es ungern zu doch ein Nein wäre die grösste Lüge der Menschheit gewesen.
Nachdenklich nickte Jonny und sah mich dann ehrlich an.
"Würdest du denn um ihn kämpfen?"
Ich schluckte.
Würde ich das?
Würde ich das noch nach allem was passiert war?
Vielleicht. Ja. Nein. Keine Ahnung.
Ich wusste es nicht, mein Herz und mein Verstand führten schon seit dem verhängnisvollen Abend Krieg ohne Friedensvertrag.
Mein Herz sagte ja, ohne zu zögern, denn es trug die Gefühle für das verdammte Arschloch, die immer noch da waren.
Und mein Kopf, der rationale und klar denkende Verstand schrie nein. Denn er wusste die Fakten, die Schmerzen die ich dabei bekommen hatte und wog ab das es besser wäre ihn gehen zu lassen.
Kurzum gleich zu vergessen.
Trotzdem schwankte ich und hätte Jonny gar keine Antwort geben können, selbst wenn ich es gewollt hätte.
Aber ich wollte nicht.
Also beantwortete ich seine Frage mit einer Gegenfrage.
"Wieso wolltest du das wissen?"
Er wurde verlegen und seine Wangen färbten sich rot, was für mich bei Jungs ungewohnt war.
"Naja, so wie du die Liebe beschrieben hast trifft es auch auf mich zu."
Ich hob erstaunt eine Braue.
"Du bist verliebt?"
Ich musste leicht lächeln, ich freute mich für ihn auch wenn ich gleich wieder am liebsten heulen gegangen wäre, alleine wegen dem Wort Liebe.
Er nickte nur schweigend und atmete tief ein.
"Was ist denn?"
Er blieb in der Nähe des Hauses kurz stehen, hinter dem sich das Feld erstreckte, wo abgeknickte Haferstängel herum standen und die Sicht auf den kleinen und kranken Wald frei machten.
"Diese Liebe ist irgendwie...naja falsch. Für mich, denn das dürfte eigentlich nicht sein."
Druckste er herum, beinahe war es ihm unangenehm.
"Ich kapier es nicht ganz, Liebe ist für dich falsch?"
Er schüttelte eilig den Kopf.
"Nein, diese Liebe ist falsch."
Er seufzte und ich lief neben ihm langsam weiter, während wir uns der halben Ruine des Dachlosen Hauses näherten, dessen Fenster gar nicht mehr alle eine Scheibe hatten. Und wenn doch war sie zerbrochen und schmutzig sodass man beinahe nicht hindurch sah,
"Welche Liebe?"
Ich sah ihn von der Seite an und ignorierte den Wind der meine Haare durcheinander windete und den Geruch von Autobahnen und Reifen zu mir hinüber trug.
"Ich glaube ich liebe einen Jungen."
Platzte es dann aus ihm heraus und ich starrte ihn nun wirklich perplex an.
Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.
"Oh."
Sagte ich leise und blinzelte einige male, um mir in den Kopf zu drücken das Jonny Schwul war.
Ich hatte nichts gegen homosexuelle, überhaupt nicht, es war nur verwunderlich nachdem er solange versucht hatte es durch Anmachen an Mädels zu verstecken.
Wahrscheinlich weil er Selbst davor Angst hatte, es sich einzugestehen,
Aber bei einer Ruine wie mir und diesem Zaus konnte er es sich getrauen.
Ich wusste nicht ob ich geschmeichelt oder beleidigt sein sollte.
Schnell winkte er ab.
"Keine Sorge es ist nicht Lucas, du kennst den Jungen gar nicht."
Nuschelte er und ich riss mich zusammen, während wir vor der Türe anhielten und das Kies unter unseren Schuhen knisterte wir damals als ich mit Lucas hergekommen war.
Mein Herz stach.
"Nein, das meinte ich gar nicht, selbst wenn du auf ihn stehen würdest...es wäre mir egal."
Lüge. Grosse Lüge.
"Aber das ist doch völlig okey.
Du musst dich nicht schämen für das was du fühlst, das ist völlig normal, und erst recht darfst du dir von Niemandem sagen lassen dass du diese Gefühle nicht haben darfst."
Ich hob einen Finger und hoffte die Situation aufzulockern, denn es schien ihm echt schwer gefallen zu sein, es mir einzugestehen.
Also musste ich ihn jetzt überzeugen dass es keinen Grund gab wieso er sich dafür schämen sollte.
Er nickte leicht und lächelte wieder etwas aufgestellter.
"Danke Tessa.
Aber bitte sag es Niemandem, sonst muss ich dich umlegen."
In seiner Stimme lag Belustigung aber ich bezweifelte nicht dass er es völlig ernst meinte.
Man durfte den kleinen Mann nicht unterschätzen das wusste ich schon von Anfang an.
"Klar, werde ich nicht."
Leicht lächelnd, das erste Mal seit ich in dem zerrissenen Kleid aufs Bett gefallen war.
"Du hast ein schönes Lächeln, du solltest das öfters zeigen."
Und prompt war es wieder der alte Jonny. Wir beide wussten dass es nur eine Kette von Spielen war um seine wirklichen Verlangen zu verstecken, aber es war seine Entscheidung wie er damit umging, also musste ich es annehmen.
Auch wenn ich für ihn gehofft hatte frei damit umgehen zu können.
Aber vielleicht wurde das hier in dem Viertel nie besprochen, wahrscheinlich hätte er es sogar schwerer gehabt als ohnehin, es musste schon Gründe dafür geben wieso er sich so versteckte.
Auch wenn ich es falsch fand dass er verdrängte was er so Dringend wollte.
Seinen Jungen.
Beinahe hätte ich wieder geflucht, weil ich mir sogleich bewusst wurde, dass auch ich Sehnsucht hatte.
Aber nach meinem Jungen.
Nur war er nicht mehr mein Junge.
"Komm gehen wir rein, wir können es uns auf den Matratzen gemütlich machen und du kannst mir alles erzählen. Ich bin auch ein guter Zuhörer."
Eifrig nickte er und hielt mir, ganz der Gentleman die Türe auf.
Ich musste leise kichern, er schaffte es wirklich mich etwas aufzumuntern, während ich gespielt höflich eine Verbeugung andeutete und vor ihm ins Haus ging.
Die Wände waren noch genauso rissig und ich hatte immer noch Angst das alles über mir einstürzen würde.
Aber Jonny bewegte sich locker, als wäre das der einzige Ort in seinem Leben an dem
Er ganz er selbst sein konnte.
Vielleicht war es seine kleine Oase.
Wie das Dach mit den Pflanzen die von Lucas war,
Vielleicht brauchte jeder Mensch so einen Ort an dem er sich zurück ziehen konnte.
Vielleicht war ich die Einzige die diesen Ort noch nicht gefunden hatte.
Kurz war ich überzeugt gewesen dass es Lucas Arme gewesen waren, aber jetzt war ich wieder auf der Suche nach dem was für mich richtig war.
Und mein Leben machte es mir nicht einfach.
Genauso wie ich selbst.
"Wie lange kommt ihr eigentlich schon hierher?"
Meine Stimme könnte man im ganzen Haus hörne, so ringhörig waren die Wände, falls sie nicht schon eingefallen war.
Den hintersten Teil des Hauses konnte man gar nicht betreten, also näherte ich mich einfach dem Raum indem die Matratzen waren, die Jonny anstreben wollte.
"Seit wir Kinder sind."
Ich musste leicht lächeln.
"Also seit ihr schon seit eurer Kindheit befreundet und das hier war euer Spielplatz."
Murmelte ich und sehnte mich nach so einem Leben, auch wenn es völlig irrsinnig war, mein Leben war viel Leichter gewesen als das ihre.
Schon immer hatte ich alles in den Arsch gesteckt bekommen ohne was dafür tun zu müssen.
Ausser die perfekte Tochter zu sein.
Vielleicht sehnte ich mich einfach nach dem was ich niemals haben konnte, aber vielleicht hatten sie wirklich auch Dinge hier, die besser waren als bei uns.
Und das waren die Menschen.
Sie wuchsen zusammen auf, nicht alleine in einer angsterfüllenden Villa mit dunkeln Räumen.
Sie spielten zusammen, nicht mit ihrem Kindermädchen.
Sie litten zusammen, nicht alleine in ihrem Zimmer mit den tausend Teddybären.
Und sie verteidigten einander.
Ich hatte lange Niemanden gehabt den ich hatte verteidigen können.
Und hier schon, so viele Menschen. Der verletzte Junge, sein Vater, Mace, und Lucas.
"Über was denkst du nach?"
Fragte Jonny und liess mir den Vortritt, während ich den Raum betrat.
"Du solltest wissen dass ich es schön finde wie ihr euch immer unterstützt, das ist alles."
Lächelnd lief ich zu dem Fenster neben dem die abgenutzten und kaputten Matratzen lagen. Die Füllung quoll heraus und die dünne Kinderdecke darauf musste tatsächlich schon seit ihrer Kindheit da liegen.
Dann fuhr ich über die Staubschicht am Fenster, wo ich ein Herz hinterliess, durch das man klar die Umgebung sehen konnte.
Das Herz liess einem sehen.
Ich machte einen Strich von oben nach unten.
Ein gebrochenes Herz liess einem noch einen Strich mehr sehen.
"Du solltest auch etwas wissen Tessa."
Jonnys Stimme klang in etwa so als hätte er mich komplett verarscht, als hätte er den Triumph in seiner Stimme schon lange vorher geplant und mir fuhr es kalt den Rücken hinunter. Ich bewegte mich nicht.
"Ich halte meine Versprechen grundsätzlich nie."
Dann fiel hinter ihm die Türe ins Schloss, so knallend dass ich zusammen fuhr.

Uiuiui, Sternchen was denkt ihr über diese Situation😱 ich bin schon gespannt auf euren Ansturm, ihr seid wirklich die besten Leser der Welt, ich liebe es einfach neue Kapitel raus zu bringen weil ich genau weiss dass ihr hier seid und mich supportet.
Danke euch allen (wieder einmal xD) dafür
Love you
Tala

This is Life *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt