Chapter 44

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Nach diesem Anruf konnte ich nächtelang nicht schlafen.
Jedes Mal wenn ich kurz davor war einzuschlafen musste ich mich erneut herum wälzen und an Lucas verblassendes Gesicht denken.
Oft versuchte ich danach zu greifen aber es verschwand immer wieder.
Dem Schlafmangel folgten dunkle Tage in denen ich kaum die Sonne sehen wollte und Essen dass verschmäht zurück in die Küche wanderte.
Aber jetzt klopfte es erneut an meiner Zimmertüre und ich schnaubte wütend.
"Was?"
Rief ich. Ich war wirklich zu einem unerträglichen Biest geworden seit ich zuhause war, aber es juckte ohnehin niemanden.
Und zu Maria war ich nett; die Einzige die wirklich länger als Vier Tage da gewesen war.
Meine Eltern hatten mehr Wert auf den ärztlichen Bericht gelegt als auf meine eigene Aussage.
"Ich sollte euch rufen."
Ich verdrehte die Augen.
Das hatte sie in letzter Zeit oft getan, aber jedes Mal war es unwichtiges Schulzeug gewesen.
Absolut irrelevant für mich momentan.
"Ich komme nicht."
Meinte ich nur schlicht durch die geschlossene Türe hindurch.
Keine Lust mich anzustrengen für etwas was ich mir auch kaufen konnte, wie meine Eltern es immer taten.
Ich war ja doch nichts besseres.
"Aber es ist dringend."
Beharrte sie und ich stöhnte und warf ein Kissen an die Türe.
"Wieso?!"
Etwas unfreundlich, aber Maria liess sich davon nie einschüchtern, sie war diese thoughe etwas mollige Frau die alle liebten.
"Ein junger Mann verlangt nach ihnen."
Sie hörte sich verschmitzt an und ich setzte mich kerzengerade auf.
Vielleicht einer aus der Gang? Es würde bestimmt git tun sie nochmals zu sehen.
"Was für ein junger Mann?"
Hackte ich nach, dieses Mal viel interessierter.
Sie kicherte, beinahe wie ein junges Mädchen.
"Er sah sehr gut aus.
Gross, schwarze Haare und Augen wie die Rosenstängel die ich heute Morgen geschnitten habe. Er sagte er heisst..."
Meine Augen waren gross geworden und mein Herz begann in meiner Brust zu rasen dass ich beinahe zersprang.
"Lucas."
Beendete ich ihren Satz.
Im Nu hatte ich die Türe aufgerissen und eine verdutzte Maria sah mich an.
"Wieso denn so eilig? Wer ist dieser gut aussehende Mann?"
Fragte sie, aber ihre Worte gingen unter.
Ich hörte nicht mehr wie ich die Treppe runter raste, meine Hände fühlten das Geländer auch nicht mehr an dem ich mich fest halten musste um nicht einzuknicken.
Meine Knie waren weich und in meinem Kopf hämmerte nur sein Bild.
Dass er wirklich da war, was unmöglich war. Vielleicht träumte ich ja.
Barfuss rannte ich zu der grossen Türe und zog sie zurück, bevor ich mich hindurch quetschte und auf der Veranda stehen blieb.
Das Sonnenlicht blendete mich, und bestimmt sah ich aus wie eine leben Vogelscheuche.
Ich musste blinzeln, bis ich das Kies von den grünen, ordentlich beschnittenen Büschen unterscheiden konnte.
Und dann sah ich die Gestalt die vor dem Brunnen stand.
Am ende des Kiesweges stand ein junger Mann, seine Kleidung schmutzig und in seinen Haaren glänzte die Nacht.
Aber das was ich sah und was meine Seele wieder mit Licht füllte waren die Augen.
Sie waren grün und nicht gebrochen.
Müde aber nicht gebrochen.
Sie erinnerten mich an unsere erste Begegnung, wo ich sie mit leuchtenden Smaragden verglichen hatten.
Jetzt wo die Sonne hinein schien wusste ich dass ich völlig richtig gelegen hatte.
Er wat wirklich hier.
Er sass nicht mehr in einer Zelle sondern stand nur noch wenige Meter vor mir.
Egal war wieso, wichtig war nur dass ich ihn berührte.
Ich sehnte mich danach es zu tun, brauchte es und fühlte mich als wäre er meine Droge, ohne die ich nicht überleben konnte.
Sein Gesicht war etwas müder, aber das Lächeln dass sich auf seinem Gesicht breit machte als er mich sah liess all meine Gefühle durch die Decke gehen.
So intensiv hatte ich einen Moment noch nie erlebt.
Es war wie ein Tunnel Blick auf ihn gerichtet.
Nicht einmal mehr die Büsche konnte ich riechen, geschweige denn den Verkehrslärm hören.
"Lucas.."
Flüsterte ich, als bräuchte ich das as Anstoss um mich bewegen zu können.
Ich spürte die Tränen in meinen Augen brennen und hatte Angst dass dieser wunderschöne Moment vorbei war bevor ich ihn geniessen konnte.
Ich rannte los, so schnell wie noch nie flogen meine Füsse über die Steine ohne überhaupt irgend etwas anderes zu fühlen als die aufflammende Liebe für diesen einen Jungen.
Er breitere die Arme aus und ich wollte so gerne hinein fliegen, immer näher rannte ich auf ihn zu und immer mehr verschwamm meine Sicht. Es war wirklich wahr.
Er stand da.
Und dann fiel ich ihm um den Hals.
Er schloss die Arme fest um mich und drehte mich herum, während ich mein Gesicht weinend an seinem Hals vergrub.
Es tat so gut ihn zu spüren.
Er war es, alles an ihm war da.
Er roch so gut, seine Wärme und das Funken das auf mich über sprang.
"Prinzessin..."
Murmelte er in meine Haare und ich stellte mich auf die Füsse um ihn zu küssen.
Wie eine Ertrinkende küsste ich ihn, ich wollte nie wieder damit aufhören, nie wieder seine Hände wo anders als auf meiner Hüfte spüren.
Ich stand da und geschlagene Fünf Minuten küssten wir uns nur, jedenfalls kam es mir so vor.
Dann löste er sich von mir und strich mir fein lächelnd eine Strähne zurück.
"Du hast mich also nicht vergessen."
Ich öffnete den Mund und meine Stimme war so verdammt weinerlich.
"Denkst du das hätte ich gekonnt?"
Er küsste mich auf die Stirn und hielt mich fest, als wollte er mich nie wieder gehen lassen.
"Ich hatte gehofft dass du es nicht tust. Egoistisch?"
Ich lachte und spürte wie die Gewichte von meinen Schultern rutschten als hätten sie nie existiert.
Jetzt wo er wieder da war, vergass ich meine Schmerzen, alle Probleme konnten warten, solange wie er bei mir war.
"Nein! Aber...wie kannst du hier sein?"
Flüsterte ich während er mich hin und her wiegte.
Seine Augen wanderten mein Gesicht entlang als müsste er sich alles einprägen.
Seine Stimme wurde dunkler.
"Ich wurde frei gelassen."
"Wieso?"
Flüsterte ich und fragte mich wieso er sich nicht so freute wie ich es gerade tat.
Wie er mich in den Armen hielt, ich erinnerte mich an jede Sekunde die ich mit ihm verbracht hatte.
"Nachdem Mike Delila aus der Gang geworfen hat ist sie zur Polizei gegangen und hat sich gestellt. Als deine Entführerin. Daraufhin wurde die Anklage gegen mich fallen gelassen und ich durfte raus."
Ich schwieg, ich war nicht unglücklich das konnte ich nicht leugnen.
Aber es war edel von ihr so etwas zu tun.
Das grösste Geschenk der Welt. Jemanden die Freiheit zu schenken.
"Aber du siehst traurig aus."
Sagte ich leise und strich ihm über die hohen Wangen.
Er küsste meine Hand und legte den Kopf schief.
"Ich liebe diesen Moment gerade, weil ich dich wieder in meinen Armen halten kann und weiss dass ich dich nie wieder los lassen muss."
Ich lächelte und mir ging es genauso.
Trotzdem wusste ich dass ein Aber kommen würde.
"Aber Delila hat sich unschuldig gestellt. Sie war es nicht. Es war Mike. Er hatte ein Bündnis mit Kilian abgeschlossen und ich stand ihm im Weg. Er hatte das alles geplant und Delila hat nun den Kopf hin gehalten."
Ich hatte sie die ganze Zeit gehasst und jetzt hatte sie sich geopfert ohne dass sie wirklich schuldig gewesen war. Sie hatte alles verloren und das nur weil Mike nach Macht strebte.
Ausgerechnet er, der treue beste Freund dem ich das niemals zugetraut hätte.
Ich war geschockt aber auch traurig.
Weil ich wusste wie Lucas sich fühlte.
Ich kuschelte mich mehr gegen seine Jacke.
Der kühle Wind dabei war mir egal, er erreichte mich durch die Hülle an Liebe nicht.
"Es tut mir so leid Lucas..."
Flüsterte ich und er fuhr mein Kinn entlang.
"Wir haben ihn verjagt und er ist jetzt bei Kilian. Den Verrätern, wo er auch hingehört. Trotzdem haben wir einen Freund und eine Freundin verloren, die wir nicht zurück bekommen und trauern um sie."
Ich nickte verstehend.
"Trotzdem bist du zu mir gekommen."
Flüsterte ich und er lächelte.
Ein ehrliches, offenes Lächeln.
In diesem Moment wusste ich dass alle Probelem es wert waren gemeistert zu werden. Für so einen Menschen.
Ich hatte immer gedacht dass ich ein Zuhause brauchte.
Ih dachte es sei dieses grosse kalte Haus.
Danach hoffte ich dass ich endlich in den Bronx glücklich wurde.
All die Zeit hatte ich geweint weil ich nirgends hin passte.
Jetzt war mir klar geworden dass ich mein Zuhause längst gefunden hatte.
Überall dort wo Lucas war, war auch mein Zuhause.
Er war mein Zuhause.
"Ich werde immer zu dir kommen."

Das zweitletzte Kapitel dieser Story, und ich hoffe sehr dass es euch gefallen hat; in diese ernste und trotzdem liebevolle und mit Herzblut geschriebene Geschichte einzutauchen. ich freue mich dass ihr alle dabei wart und es kommt noch ein Epilog, danach ist die Geschichte beendet und ich freue mich auf eure Rückmeldungen
Love you und danke für die schöne Reise!
Tala

This is Life *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt