Chapter 24

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Es war heiss und stickig in dem Polizei Revier.
Die drei Stufen die zu dem Plastikeingang mit dem Metallgitter das man hinunterlassen konnte hinauf führten, führten mich in einen Teil den ich noch nicht erforscht hatte.
Von dem ich vielleicht völlig überrumpelt werden würde, neue Dinge entdecken und meine Meinung ändern könnte.
Es war hell aber die Wände waren Schmutzig und sahen nach mehr als nur Kaffeflecken aus.
Überall am Boden waren rote Flecken, ich vermutete dass es nicht von Marmelade stammte.
Ich schluckte und fuhr mit der Hand die Wand entlang, bis ich eine Unebenheit spürte.
Ich sah kurz den Gang entlang, die breite Türe erinnerte mich an die von den Spitälern, wo normale Menschen nicht mehr rein konnten.
Ich nahm an dahinter waren die Zellen.
Die Stationen hier waren klein und mickrig, aber dennoch sollte mindestens ein Polizist hier vorne sein, um allfällige Besucher in Empfang zu nehmen.
Aber dort wo die kleine Empfangskabine hinter dem Glas war, wo sonst bestimmt ein Donut Essender dicker Mann sass wie in den Filmen war es leer.
Das war schlecht, denn ich musste so viele wie möglich auf mich aufmerksam machen.
Meine Finger fuhren über die Stecknadeln und mein Blick wanderte zur Pinnwand, die breit neben mir an der Wand prangte.
Mein Blick flog über die Zettelchen und Bilder, die wild übereinander hingen.
Es ging von Katzen die Gesucht wurden bis zu Gefängnis Fotos von Männer und Frauen, die bereits ziemlich zerknittert wirkten.
Und mitten drin ein ordentliches, helles Rosa goldenes Blatt mit einem Foto und Adresse drauf.
Ich, wie ich in die Kamera strahlte und dennoch für Jedermann sichtbar war dass es nicht echt war.
Ich wurde also gesucht.
Aufregend eigentlich und dennoch ziemlich angsteinflössend.
Ich kam mir vor wie eine Kriminelle auch wenn ich nur vermisst wurde und ja nichts angestellt hatte.
Bis jetzt.
Ohne zu denken riss ich es hinunter, ich wollte nicht gefunden werden, ich wollte hier sein und den Leuten helfen die es brauchten.
Endlich etwas gutes tun.
Und nicht von meinen Eltern zurück in den Käfig gesperrt zu werden.
Hier fühlte ich mich wenigstens verstanden, was vielleicht auch daran lag dass eher ich jemanden verstehen musste.
Und es tat auch gut zu machen was ich wollte, nicht mehr das brave Lamm zu sein sondern mich zu widersetzen; für mein eigenes Wohl.
Mir war es in diesem Moment egal dass ich mich in einem Polizei Revier befand, ich wusste wer sich hier hinter dem Abzeichen verbarg, und nur weil ich reich war und meine Eltern für mich zahln würden, machten sie sich wohl die Mühe.
Aber vielleicht stimmte es gar nicht und ich redete mir nur meine Handlung gut.
Ich schüttelte den Kipf und verbannte die Gedanken die sich festsetzen wollten.
Gerade wollte ich das Blatt zerknüllen und nachdenken wie ich an die Polizisten kam, als ich hörte wie mit einem schmerzhaften Quietschen die Tür aufging, und ein junger Polizist ohne Mütze hinaus kam.
Er kratzte sich am Kopf und sah mich danach stirnrunzelnd an.
"Miss kann ich Ihnen...was haben sie in der Hand?"
Ich wusste ja von Zwei Seiten was für Polizisten es gab.
Die die ich kannte und die mir immer wie die Ritter auf dem Weissen Pferd vorkamen, und diese die ich kennen gelernt hatte.
Aber dennoch war ich wie erstarrt und rührte mich nicht.
Es war eine schlechte Idee.
Ich würde es versauen wie Delila zu mir gesagt hatte.
Und dann noch das Tuch vor meiner Nase, das mir das Gefühl nahm atmen zu können.
Mit grossen Augen und starrer Körperhaltung sah ich zu wie der Mann schneller zu mir kam und mir den Zettel aus der Hand riss.
Er war nahe, ich konnte die verschwitzte Uniform riechen und sein billiges Rasierwasser, das er wohl benutzte.
Langsam sah er vom Bild zu mir und ich erkannte genau, wann der Moment war als er es erkannte.
Seine Augenbrauen schossen hoch und seine Gesichtszüge wurden interessierter.
Dann legte er den Zettel beiseite und ich zuckte zurück.
Als wäre ich ein Antilope die man nicht verschrecken durfte hob er die Hände.
"Miss, zu was auch immer sie dich zwingen, hier sind Sie sicher."
Langsam wollte er einen Schritt auf mich zu machen aber ich wich weiter zurück.
Gut oder Böse?
Meine Augen huschten über sein Gesicht, es ging nicht um ihn, sondern um einen Unschuldigen Mann aus dem Gefängnis zu holen.
Ich half bei einer illegalen Befreiungsaktion.
Und mein Teil, ja den kannte ich.
Also atmete ich aus und zwang mich meine Schockstarre zu brechen.
Wie der Blitz schoss ich herum und spurtete los.
Plötzliches Adrenalin schoss durch mich hindurch und verlieh mir ein atemberaubendes Gefühl.
ein prickeln überall und eine Gänsehaut die sich stetig ausbreitete.
"Hey! Warte!"
Sofort nahm er die Verfolgung auf.
Das war ja einfach.
Und sogar einen Kollegen nahm er mit, als er hinter mir leise fluchend die Stufen hinunter sprang.
es war brennend heiss hier draussen und die Luft brannte in der Luftröhre, aber mein Tuch halt irgendwie, da ich mich so auf die Atemzüge konzentrierte.
Ich rannte so schnell ich konnte in die Gasse gegenüber.
Irgendwo hin egal wo; Hauptsache weg locken.
Sie waren schneller als ich aber durch ihre Uniform hatte ich einen kleinen Vorsprung und den wollte ich nutzen.
Meine Füsse trommelten auf den Boden und mir war egal was die anderen nun taten, es zählte nur das Rennen.
In meinem Kopf hämmerten so viele Gedanken, die Fragen danach was ich überhaupt tat und was es für Folgen hatte.
Doch ich ignorierte sie einfach und blickte kurz über meine Schulter, schnell atmend aber regelmässig rennend sah ich die Beiden hinter mir.
Mein Blick wanderte an ihnen hinunter bis zu den Waffen an ihren Gürteln.
Ich brauchte einen Grund schneller zu rennen und ich versuchte mich zu erinnern wie sie zu dem Jungen gewesen waren und zu seinem Vater.
Ein erneuter Adrenalin Schub schoss in mich hinein und ich raste durch die Gasse.
Es war ein Häusergewirr, die Wände waren schmutzig und ein Graffiti überdeckte ein Anderes.
Es war ein unheimlicher Ort, die Fratzen die gemalt wurden waren sicher nicht da um mich einzuladen.
Ich sah kurz hoch zu den Dächern, die überstehenden, schiefen Ziegel verdreckten die Sonne und nur kühler Schatten begleitete mich, als ich mit flatternden Kleidern um die Ecke bog und auf dem Boden etwas weiter schlitterte, bevor ich mich nach kurzem Abstützen wieder gefangen hatte.
Die warme Luft hämmerte schmerzhaft in meinen Lungen und nach einigen Momenten pochte es in meinen Schläfen und meine Beine begannen zu brennen.
Ich rettete mich in die Nächste Gasse und meine Augen wurden gross.
mist.
Sackgasse.
Es war zu spät umzukehren, deshalb rannte ich bis ans Ende, wo die Mauer mit den Mülltonnen stand, von de einige Katzen und Ratten fauchend vor mir flohen.
Ich drehte mich um und meine Haare flogen mit, in demselben Moment wie die Männer den Eingang der Gasse erreichten.
Sie erfassten die Situation schnell, schneller als ich die zuerst wahrnehmen musste das ich in der Falle war.
Sie sahen sich an und nickten, wahrscheinlich war alles was sie wollten die Belohnung die mein Eltern geboten hatten.
Wie ein entlaufenes Tier. Ich schnaubte und wich mehr zurück, als der erste mit gehobenen Händen langsam einen Schritt vor machte.
"Miss, wir bringen sie nur nach Hause, ihnen wird nichts passieren."
Vielleicht interessierte sie ihr Job doch, doch auch wenn dem so wäre, ich wollte nicht zurück in ein Leben gezerrt werden wo alle die Augen zusammen kniffen wenn es darum ging hin zu sehen und zu helfen.
Ich wollte nicht in dem kleinen Paradies inmitten der Hölle leben, mein Gewissen würde das nicht ertragen.
Ich wollte helfen, verstehen und irgendetwas tun.
Denn wenn das Jeder tun würde, jeder seinem Beitrag leisten würde, wäre es besser hier.
Doch jeder war der Meinug dass es die anderen nicht machten und er es dann lassen konnte weil es alleine eh nichts nützte.
Das war falsch, Jemand musste anfangen und keinen Grund suchen es heraus zu zögern.
Meine Hand glitt zu meinem Hosenbund, als mir einfiel dass ich keine Waffe mitbekommen hatte.
Kurz bereute ich diese Entscheidung, denn sie hätte mich stark gemacht; mich auf ein Niveau mit den Bullen gehoben. Sie wären nicht mehr überlegener Gewesen.
Aber sogleich widersprach ich mir wieder, niemals wollte ich einen Menschen verletzen oder gar töten.
Ich konnte es mir nicht vorstellen und auch wenn ich wusste dass es für viele hier notwendig war um zu überleben und ihre Familie zu beschützen, würde ich es nicht übers Herz bringen.
Viel besser wäre es doch, dass sie gar keinen Grund mehr hatten sowas tun zu müssen, denn dann wurden sie auch nicht mehr als die Untergrund Maden angesehen.
Und bei meinem Entschluss niemandem Schmerzen zuzufügen war ich mir gar nicht mehr sicher ob es eine Schwäche war und nicht doch eine Stärke.
Nun standen sie wenige Meter von mir entfernt und ich sah mich nach irgendetwas um.
Ich hatte Angst davor was sie taten wenn sie mich erwischten, immer wieder raste der Satz in meinem Kopf dass es nicht die Art von Polizei war die ich mir gewohnt war.
Doch dann stand plötzlich Mike hinter ihnen.
Seine augen blitzten hellblau als er eine Pistole zog und sie in einer Flüssigen Bewegung umdrehte, bevor er dem Ersten auf den Kopf schlug.
Stöhnend sackte dieser Zusammen und ich konnte sehen wie sich seine Augen verdrehten, bevor er zu Boden ging.
Geschockt sah ich zu meinem Retter, der den anderen Mann mit solchem Hass ansah, dass ich mich fragte was für Erfahrungen er wohl schon hatte machen müssen.
"Hände auf den Rücken und den Kopf zur Wand!"
Keifte der Mann und zog die Pistole.
Und entsicherte.
Wie eine Katze bewegte sich Mike, aggressiv aber jeden Schritt sorgfältig ausgewählt.
Der Lauf der Pistole folgte ihm.
Er konnte den Mann nicht mehr erreichen und wenn er Seine Pistole heben würde blieb ihm nicht genug Zeit abzudrücken.
Doch er ging langsam auf den Bullen zu.
"Leck mich doch."
Knurrte er und eine tiefe kalte Wut meinte ich in seinen Bewegungen zu erkennen.
Da wurde es mir auch bewusst.
Mike würde sich nicht gefangen nehmen lassen.
Er würde sich eher erschiessen lassen.
Und das konnte ich nicht zulassen.
Er war ein Freund von mir, und egal wie lange ich ihn kannte, ich konnte nicht mitansehen wie er getötet wurde. Und so wie der Bulle ihn ansah erkannte ich dass er nicht zögern wurde.
Zitternd riss ich mich zusammen.
Ich musste jetzt etwas tun, und meinen Körper zwingen sich aus seiner Starre zu lösen.
Mit klammen Fingern griff ich nach dem tonnen Deckel, den ich von den müffelnden Säcken hob und langsam von hinten auf den Mann zuging.
Wenn er sich umdrehte würde er direkt schiessen da war ich mir sicher.
Mein Herz raste und es war ruhig um mich herum, eine Art Tunnelblick hatte sich auf den blauen Rücken der Uniform geheftet.
Dann riss ich es hoch und schrie auf, als ich es ihm an den Kopf schlug.
Ein erstickter Laut drang durch seine Kehle, bevor Mike sofort zur Stelle war und ihm der Schlag zur Ohnmacht versetzte.
Kaum war er vor meinen Füssen zu Boden gefallen, liessen meine Hände den Schild los, den ich zitternd gehoben hatte.
"Oh Gott."
Murmelte ich und presste die beiden Hände an mich, als würde es so meine Tat verhindern.
Aber ich hatte wirklich zugeschlagen.
Schmerzen zugefügt und ich bereute es.
Ich bereute es aber dennoch fühlte ich kein Mitleid weil ich irgendwie wusste dass es für mich gerechtfertigt war.
Auch wenn Niemand auf der Welt etwas mit Schmerzen rechtfertigen konnte.
Mikes warme Grossen Hände fassten mir beruhigend an die Schultern.
Er schien zu wissen was zu tun war.
"Hey, sieh mich an."
Zögernd tat ich was er wollte und mein Blick musste ziemlich geschockt aussehen.
Er lächelte aber, warm und beruhigend, ehrlich und einfach so dass ich mich direkt beschützt fühlte.
"Er lebt noch, du hast ihn nur ausgeknockt, mehr nicht okey?"
Ich nickte langsam und tiefe Erleichterung machte sich in mir breit.
So überschlugen sich die verschiedenen Gefühle und liessen ein Gemisch zurück mit dem ich nicht recht fertig werden wollte.
"Okey hör zu, ich muss nochmals zurück, ich hab noch etwas zu erledigen, folge langsam und warte einfach bis wir alle raus kommen, mehr musst du nicht tun du hast eine super Arbeit geleistet.
Fast wie eine von uns."
Er zwinkerte mir zu und rannte dann wieder los, das Tuch vor seinem
Mund rückte er zurecht.
Ich blieb stehen, in der Gasse inmitten von tausend anderen.
Vor mir zwei bewusstlose Bullen und mit dem Satz im Kopf, der mir ein solches Flattern in meinem Brustkorb erlaubte.
"Fast wie eine von uns."

Irgendwo in diesem Kapitel ist ein Schlüsselsatz^^ ich denke ihr werdet ihn nicht finden, aber später in den Kapiteln werdet ihr ihn irgendwann automatisch verstehen hehe :3
Ich hoffe ich konnte euch etwas Spannung ins Haus bringen und wünsche viel Spass beim Weiterlesen.
Love
Tala

This is Life *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt