Die beiden Bullen hatte ich liegen lassen.
Sie würden früh genug gefunden werden und konnten ruhig etwas im Dreck liegen, wo sie doch bereitwillig die Einwohner hier immer dort hinein warfen.
Als ich dann aber langsam den Rückweg angetreten hatte hatte ich bedenken bekommen.
Es war eine Veränderung in mir gewesen.
Dadurch dass ich gesehen hatte was passieren konnte hatte ich es automatisch auf alle übertragen, vielleicht rührte deshalb der Hass auf die Gesetzeshüter.
Vielleicht aber auch deswegen weil sie hier nicht die waren für die sie sich ausgaben.
Aber trotzdem, war es überhaupt richtig was ich getan hatte?
Klar, ich hatte so den anderen geholfen einen Mann aus dem Gefängnis zu holen, doch ich wusste ja nichts über ihn.
Auch nicht über die meisten der Leute hier, ich hatte so gut wie keine Ahnung was die Geschichte hinter den Gesichtern war.
Ich könnte auch die völlig falsche Geschichte glauben und den Böse helfen.
Nein, ich war überzeugt dass sie im Recht waren, denn Augen konnten nicht lügen und ich hatte in den Strassen hier genug gesehen, um zu wissen wie sie aussahen.
Die Angst und die Wut, die Tiefe Trauer und Verzweiflung. Frust.
Aber ab wann war es richtig so etwas zu tun?
Wenn es dem Wohl von Jemandem diente?
Wenn es Gerechtigkeit barg?
Oder hatten wir womöglich gerade Gott gespielt, als wir den Verlauf des Gesetzes geändert hatten.
So viele Gedanken, doch keine Lösung.
Ich musste einfach das tun was ich für richtig empfand. Das, von dem ich spürte es Wert war dafür zu kämpfen.
Und das war es hier allemal.
Ich kam wieder an der leeren Kreuzung an, wo ich rumor aus der inneren Seite der Wache hörte.
Ich wollte nicht wissen was passierte, als irgendetwas gegen die Wand krachte und Schreie ertönten.
Es waren einige schon draussen und behielten die Strasse im Blick, doch keine Verstärkung war zu sehen.
Das war unser Vorteil.
Hier hatten auch die Bullen nicht die beste Voraussetzung.
Ich trat langsam in die Sonne, vor den Pflanzen die hellgrün und etwas Krank am Strassenrand wuchsen.
Unruhig sah ich umher und wartete mit weichen Gliedern dass sie endlich raus kamen.
Es war unerträglich dieses Warten, schlimmer als wenn ich selbst etwas tun konnte.
Kurz drehte ich mich von den Treppenstufen weg, von denen ich so hoffte dass bald die anderen runter stürmten und sah zurück in die dunkle Gasse.
Als ich mich dann wieder umdrehte schrie ich auf und mein Bauch verkrampfte sich.
Ein Mann in blauer Uniform und mit einer Platzwunde an der Stirn stand direkt vor mir.
Sein Gesicht war blutüberströmt und ich hätte mich am liebsten zusammen gekauert, als er ausholte.
Er schien nicht zu wissen wer ich war und wollte wohl so mit mir umgehen wie mit Allen, die das hier gerade durchführten.
Nur mit dem Unterschied dass ich nie gelernt hatte wie ich mich so wehrte.
Wie erstarrt sah ich auf die flache Hand und wusste auch dass die Anderen die Wache hielten nicht schnell genug hier waren.
Vielleicht war es gut so, vielleicht half es mir, sie mehr zu verstehen, wie der Hass und die Wut einen auffrassen.
Ich hörte zuerst nur den Knall, bevor sich ein Kribbeln breit mache, von meiner Wange bis zu meinem Kiefer Knochen.
Von der Wucht getroffen musste ich etwas zurück taumeln um den Halt nicht zu verlieren.
Tränen schossen mir in die Augen, ich war wie gelähmt.
Es war nicht so schmerzhaft, sondern eher der Schock der alle Gefühle in mir gegen neue austauschte.
Die Hand an die Wange gehalten stand ich da und starrte den Mann an.
Er war wütend und sah gehetzt von einem zum anderen.
Er würde mich nochmals schlagen, wenn er könnte.
Aber er konnte nicht.
Denn im nächsten Moment wurde er von Lucas zurück gerissen, und mit starken Hieben von mir zurück gedrängt.
Lucas platzierte die Schläge mit solcher Präzision und einer Wut in der Kraft dass ich jedes Mal zusammen zuckte.
Er steckte auch etwas ein; vielleicht zwei Verzweifelte Hiebe, aber er hatte eindeutig die Kontrolle.
Die dunklen Klamotten bewegten sich über den Muskeln und seine Haare glänzten im Sonnenlicht noch schwärzer als ohnehin schon.
Der Mann langte ihm ins Gesicht, versuchte sich los zu machen während er in die Knie gezwungen wurde.
Er erwischte das Tuch vor Lucas Mund und riss es hinunter, was ihn jedoch nicht hinderte weiter zu machen.
Sein nächster Schlag traf ihn an der Schläfe und er ging genauso zu Boden wie seine beiden Freunde.
Lucas Breites Kreuz hob und senkte sich schnell, ich konnte die tiefe innere Anspannung bis zu mir hin spüren, bevor er sich umdrehte.
Seine Augen waren dunkel, als er auf mich zueilte und vor mir stehen blieb.
Er fuhr langsam über meine Wange die nun pochte wie Wild und ich meinte dass das Grün sich noch einen Tick verdunkelte.
"Ich hätte ihn dafür töten sollen", knurrte er und seine Stimme war rau, sodass es mir eine Gänsehaut versetzte.
Ich schüttelte nur den Kopf, noch immer drehte sich alles von dem heftigen Knall auf meinen Kopf.
Aber es hätte schlimmer sein können, viel Schlimmer.
Kurz zuckte sein Mundwinkel bevor er mich kurz auf andere Verletzungen abscannte.
"Das ist meine Schuld."
Finster verschränkte er die Arme und positionierte sich so vor mir, dass Niemand die Chance hatte mich noch zu erreichen.
Sofort fühlte ich mich sicher, so wie ich wollte das sich mich fühlte wenn er in der Nähe war.
"Nein, du hast mich doch gerade gerettet du Idiot."
Murmelte ich leise und spürte seinen intensiven Blick auf mir.
Dann nickte er einfach und drehte sich um.
Verwirrt davon schlang ich die Arme um mich, ich wurde einfach nich schlau aus seinen Aktionen.
"Lucas, was ist mit dem Tuch?"
Fragte ich leise.
Ich kannte mich ja nicht aus aber so konnte man ihn doch erkennen.
"Es ist sowieso zu spät, falls man mich gesehen hat nützt es auch nichts mehr, lass das meine Sorge sein ich weiss wie es geht, im Gegensatz zu dir."
Ich öffnete den Mund und schwieg, entfernte mich jedoch etwas von ihm.
Ich wusste dass es seine Art war, er hatte ein Problem und verdrängte es, oder wollte es alleine regeln und niemanden mi hinein ziehen.
Und dafür stiess er mich so unsanft von sich, auch wenn es gar nicht nötig gewesen wäre.
Ich seufzte und senkte den Blick, ein klein bisschen wütend auf ihn war ich schon.
Aber jetzt regte sich etwas und Jonny Markus Tim und Samuel kamen heraus, das kleine Squad vom Stammtisch.
In ihrer Mitte der Mann, den sie von allen Seiten stützten.
Sie stolperten zu uns und bald hatten sich alle um sie geringt, einschliesslich mir.
Der Mann stand gebückt, ich vermutete gebrochene Rippen denn sein Atem ging angestrengt.
Seine linke Gesichtshälfte war völlig geschwollen und sein Auge konnte dort momentan wohl nicht viel sehen.
Aber dennoch sah ich die Erleichterung in seinem Blick.
Die Tränen die über sie staubige Wange liefen.
Immer wieder bedankte er sich, sein Akzent war kaum hörbar.
Er erschlug uns förmlich mit Dankeschöns und umarmte jeden von uns, auch mich.
Es schauderte mich, als er mich fest in den Armen hielt und Danke sagte.
Es war ein Moment in dem ich nichts mehr bereute von dem was ich getan hatte.
Wir hatten einer Familie ihren Vater zurück gegeben, wir hatten nicht zugelassen dass man ihn mit weniger Rechten behandelte und wir hatten diesen Ausdruck in seine Augen gezaubert den ich nie wieder vergessen wollte.
Ich lächelte leicht und dann hörte ich nicht mehr richtig zu.
Ich war zu überwältigt von den Gefühlen, und planen konnte ich sowieso nicht.
Irgendwann war Mike zu uns gestossen und hatte fleissig mit diskutiert, auch ihm war ich ein grosses Danke schuldig.
schliesslich hatten sie sich geeinigt.
Die Jungs und Mädchen die ich nicht kannte brachten ihn auf Umwegen zu seiner Familie zurück und wir gingen in die entgegen gesetzte Richtung, das ganze kleine Squad dass ich in der Bar und dem Skater Platz kennen gelernt hatte.
"Gehen wir."
Meinte Mike als wir ihnen mit den Augen gefolgt waren bis sie in den Gassen verschwanden und den Mann wohl sicher zurück brachten.
Ich hätte das Wiedersehen gerne beobachtet, aber es reichte auch schon zu wissen dass es stattfand.
Allerdings sah ich erneut kurz zurück zur Station.
Ich wusste ja nicht was die Anderen angestellt hatten die dort sassen, aber es fühlte sich irgendwie schlecht an, die nicht befreit zu haben.
Sie mussten wohl zugesehen haben wie Jemand zurück in die Freiheit geholt wurde.
Aber wir hatten keine Zeit mehr und das Risiko war zu gross, die Regeln hier hart.
Also drehte ich mich zu den anderen und hing noch etwas dem Gedanken nach, da ich einfach kein eindeutiges Urteil finden konnte.
"Wartete Delila ist noch nicht zurück."
Lucas sah sich um und bei ihrem Namen aus seinem Mund spürte ich eine dumpfe Welle durch mich hindurch rauschen.
Aber da kam sie auch schon, mit finsterem Blick nach hinten sprang sie die Treppen Stufen hinunter und ihr dunkles Haar sah dennoch perfekt.
Meines war Goldblond, jedoch jetzt wahrscheinlich aufgeladen wie ein Pudel der in einen Strommasten gelaufen war.
"Wo warst du?"
Mike runzelte die Stirn und sie sah ihn nur kurz mit einem "dein ernst Blick" an.
Ich sah dass sie es sich gewöhnt hatte das Alpha Weibchen zu spielen.
Er verdrehte die Augen und gesellte sich zu Jonny, der mit vor Stolz geschwellter Brust voraus lief.
Ich runzelte die Stirn aber musste leicht grinsen.
Meine Wange schmerzte aber hier hielt man seine Schmerzen aus ohne zu jammern und so wollte ich es auch machen.
Und wenn ich mich ablenkte klappte es vielleicht.
Also blieb ich neben Tim, der ein hitziges Gespräch mit Markus führte und ihn immer wieder auf den Arm schlug.
Ich sah mich um und es war erstaunlich wie schnell sie sich wieder auf ihren normalen Lebensalltag konzentriert hatten.
Vor einigen Minuten hatten sie Polizisten nieder geschlagen und nun liefen wir durch die Strassen als wären wir nur gerade bei einem Fest gewesen.
Vielleicht war es ihre Art es zu verdrängen und alleine, wenn niemand da war es zu verarbeiten.
Oder aber es diente einfach dem Zweck nicht auf zu fliegen, es war Tarnung sodass man sich nicht bemerkbar machte, in der Menge der anderen.
Ich kam nicht wirklich mit aber das musste ich auch nicht.
Die Jungs banden mich kn ihre Gespräche mit ein, einmal wurde ich hon Mike sogar auf seine Schultern gesetzt und nach hinten fallen gelassen, wo Jonny mich, ganz der Gentleman, aufgefangen hatte.
Ich lachte und tatsächlich wusste ich nun wie es funktionierte, dieses Verdrängen, von einer Seite zur anderen Wechseln innert Minuten, Sekunden.
Es war gar nicht schwer, aber ich war mir sicher dass mich alles überrollen würde, sobald ich alleine war.
Aber die Jungs sorgten dafür dass ich keine Zeit hatte all zu lange darüber nachzudenken, denn sie verhielten sich genauso wie alle anderen Jugendlichen.
Und es machte Spass, so unbekümmert zu spielen und die Probleme einfach mal zu vergessen.
Ich wurde hinein gezogen, in diesen Wirbel aus Gefühlen die alle nicht echt aber Lebensrettend waren.
Wir durchquerten Strasse um Strasse, liefen an den Häusern vorbei und an den Kindern die darauf spielten und uns nach sahen.
Einmal holten wir uns an einer herunter gekommenen Bude einen Hotdog, der nach Pappe schmeckte, aber hervorragend in unsere leeren Bäuche passte.
So bemerkte ich nicht wie der Stand der Sonne sich veränderte und ehe ich es mich versah begann das rötliche Licht über die Straßen zu fluten und tauchte alles in einen magischen Schleier der Schönheit.
Es beflügelte mich, nahm mir das Tief Gefühl wegen dem Passierten und tauschte es in ein Hoch aus.
Es war als könnte sich uns nichts mehr in den Weg stellen, ich spürte den Moment der Kraft in mir und fühlte mich, entgegen meiner Vermutung, atemberaubend.
"Was jetzt?"
Fragte Markus der tiefe Augenringe hatte, es war denke ich klar was nun passierte.
"Nach Hause."Dieses Kapitel müsst ihr euch gut Merken^^ denn das wird noch Folgen haben :)
Hehe ich bin gemein ich weiss, aber dennoch hoffe ich dass es euch wie immer gefallen hat meine Sternchen ✨
Und natürlich freue ich mich über Kommentare und bedanke mich auch für die vielen tollen Leser die alle noch hinzugekommen sind.
Love ♡
Tala
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This is Life *beendet*
Teen Fiction•Er rieb sich seine Wange und grinste schief, während ich geschockt auf meine Hand sah. „So leicht willst du mir mein Glück wohl nicht geben. Aber so leicht gebe ich auch nicht auf."• Sie kommt aus der Oberschicht, kennt keine Probleme und ist den g...