Chapter 38-Tessa und Lucas-

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Verblüfft drehte ich mich um.
"Jonny was soll der Sch..."
Ich gefror inmitten meiner Bewegung, ein Eissturm fegte über mich hinweg sodass ich mich nicht mehr bewegen konnte.
Keinen Zentimeter.
Wieso? Wieso musste das ausgerechnet jetzt geschehen wo ich kein bisschen Kraft mehr übrig hatte und ohnehin schon an allem zweifelte.
Wieso musste er mich jetzt hier einsperren.
"Lucas."
Sagte ich leise.
Es war ein raues Flüstern.
Beinahe lautlos und doch unendlich vorwurfsvoll.
"Tessa."
Er stand an der Tür, davor, ich konnte also nicht entkommen.
Mein Blick flog im Raum umher, doch es gab keine Fenster ausser das hinter mir und ich dachte wirklich ernsthaft nach ob ich nicht einfach da durch brechen sollte.
Es fühlte sich an als wäre ich ein gehetztes Tier, so in etwa musste es auch aussehen.
Aber ich konnte nichts dagegen ausrichten.
Alleine bei seinem Anblick, wie er verspannt da stand und seinen Augen die auf mir ruhten und sofort meinen Körper zum brennen brachten, liess mich verzweifeln.
Ich wusste nicht mal mehr ob ich kalt oder heiss hatte, es war ein kaltes Feuer, warmes Eis das mich gepackt hat.
"Wieso kannst du mich nicht in Ruhe lassen?"
Fragte ich schliesslich leise, als es so aussah als würde er wirklich einfach nur dort stehen bleiben und mich ansehen.
Es war völlig ernst gemeint.
Dieser ganze Prozess in dem ich mich befand, in dem ich mich entscheiden musste welches Leben nun denn das wahre war und welches ich mir nur erlogen hatte um eine extra Wurst an Neuen Dingen zu bekommen, stand auf Messerschneide. Jetzt wo er da stand.
Die Hände in den schwarzen Hosen vergraben, die Haare wie immer zerzaust sodass ich sofort an unsere wunderschöne Nacht denken musste.
Ich hatte die ganze Zeit mit ihnen gespielt, immer.
Sofort reagierte mein Körper auf die Erinnerung.
Aber auch sie war eine Lüge, das musste ich einsehen und hatte es fast geschafft.
"Tessa ich..."
Nein eigentlich wollte ich gar nicht dass er antwortete und alles noch schlimmer machte.
Eigentlich wollte ich einfach hier raus und ausblenden dass jemals ein Junge existiert hatte der mir wirklich das Herz gebrochen hatte.
Dann würde der Schmerz hoffentlich weg gehen, den ich empfand als ich ihn nun ansah.
Diese grünen Augen, so dunkel und vermeintlich glanzlos.
"Kann ich nicht einfach gehen? Bitte?"
Ich flehte ihn sogar an mir nicht noch mehr an zu tun.
Doch er hörte nicht zu und ich wusste dass ich verloren war, sobald er mir näher als zwei Meter war.
"Nein, ich will endlich klar stellen was ich zu sagen habe."
Er klang forsch und ich erkannte dass er es ohnehin tun würde, egal was ich sagte.
Trotzdem zuckte ich bei dem Ton zusammen.
Ich fragte mich wieso es ihm so schlecht ging, schliesslich war ihm ja nichts passiert, ausser dass er eine neue Trophäe hatte.
Und sein Snickers.

Lucas

Wie sie da stand.
In sich zusammen gesunken als hätte ich jeden ihren Knochen gebrochen sodass sie sich nicht mehr aufrecht halten konnte.
Ihre Haare waren noch immer gleich golden, doch ich hatte das Gefühl dass sie ihren Glanz verloren hatten.
Genau wie ihre schönen grauen Augen.
Ich hatte es geliebt wie lebendig und unschuldig freudig sie mich immer angesehen hatten.
Wie sie aufgestellt flackerten und immer einen sanften Blick für mich übrig hatten, wenn sie bei mir war.
Und was ich genauso liebte war das flammende Funkeln darin wenn sie sich wieder aufregte.
Ich mochte das.
So heiss.
Und jetzt waren sie gebrochen, so traurig dass sie mich an den wolkenbehangenen Himmel erinnerten wenn es stürmte.
So düster und schwach.
Ihre Haut war so sanft, ich konnte mich daran erinnern darüber gestrichen zu haben.
Doch jetzt wirkte sie Welten entfernt. Niemals wieder durfte ich sie so in meinen Armen halten wie damals.
Ihre Körperhaltung war das schlimmste.
Wie sie vor mir zurück gewichen war.
Wie sie reagierte und sich so weit wie möglich von mir abwandte, als müsste sie sich selbst schützen.
Vor mir.
Früher hatte sie gestrahlt und mir ihr wunderschönes Lächeln geschenkt.
Und jetzt sah sie mich an als würde ich die Abscheu in Person sein.
Etwas in meinem Innern stach, das war nicht normal.
Ich war dressiert darauf solche Dinge nicht persönlich zu nehmen und daran zu wachsen.
Aber bei ihr konnte und wollte ich nicht akzeptieren dass mich dieser Blick in die Tiefe zog.
Ich wollte sie zurück.
Ich hatte die Hände gehoben um ihr zu zeigen dass ich nichts tun würde.
Trotzdem war sie zusammen gezuckt was mein Herz stechen liess als würden meine Rippen es durchbohren.
Ich fühlte wie heiss mein Körper war, was ihre Nähe in mir auslöste.
Aber ich fühlte auch wie mein Herz langsam zerbrach, während sie sich immer weiter von mir entfernte und sogar beinahe aus dem Fenster zu springen schien,
Alles nur um mich Nicht sehen zu müssen.
Wenn das nicht der Beweis war wie sehr ich es verbockt hatte.
Doch ich würde trotzdem nicht aufgeben.
Ich hatte sie verloren. Schlimmer konnte es nicht werden.
Meine Finger waren eingefroren obwohl es nicht so kalt im Haus war.
"Tess, ich hatte diese Wette abgemacht bevor ich dich wirklich kennen gelernt hatte, ich weiss das macht es nicht besser, ich bin ein Arsch und es tut mir so leid. Aber hätte ich gewusst was ich für dich fühlen würde hätte ich niemals so etwas getan!"
Es war zu schmalzig und ich fand es trotzdem angemessen.
Jedes Wort war wahr und ich hoffte das würde sie spüren.
Sie musste mich nicht mehr lieben.
Sie musste nur akzeptieren und mir verzeihen.
Das war alles auf was ich noch hoffen durfte.
Sie schwieg und es war das schlimmste für mich zu warten.
Ich holte mir was ich brauchte und was ich nicht bekam war auch nicht wichtig.
Ausser sie.
"Tess bitte sag etwas."
Wie ich bettelte, ein erbärmlicher Hund vor einem wunderschönen Engel.
Sie stand nur da und sah mich an.
Ich fühlte mich zurückversetzt zu dieser Nacht.
Wo sie schluchzte.
Oh wie sie geweint hat, wie sie sich gekrümmt hat vor Schmerzen und das wegen mir.
Alles wegen mir.
Ich weiss noch wie dringend ich sie hatte erreichen wollen, wie gerne ich sie damals fest gehalten und an mich gedrückt hatte, damit sie wenigstens in meinen Armen zerbrochen wäre.
Doch sie hatte mich nicht an sich heran gelassen, sie war vor mir zurück gekrochen, aus Angst, aus Schmerz. Ich war in dem Moment zerbrochen in dem ich sie hatte Mike überlassen müssen.
Als er ihr seine Jacke gegeben hatte anstatt ich, war ich wütend geworden.
Als er sie in sein Auto genommen hatte hatte ich ihn gehasst.
Dafür dass sie ihn an sich heran liess und mich nicht.
Aber eigentlich war er mein bester Freund und ich konnte froh sein dass er sie wenigstens gut in Sicherheit gebracht hatte.
Es war die schlimmste Nacht meines Lebens gewesen.
So hilflos zu sein, sie weg fahren zu sehen und alleine auf der Strasse im Wald zu stehen, verlassen und im Dunkeln.
Seit damals hatte die Sonne für mich nicht mehr geschienen.
Jeder Tag war grau gewesen und so unwichtig als hätte mein Leben den Sinn verloren.
All die Gefühle hatten mich aufgefressen.
Bis heute.
Jetzt wo ich sie sah und endlich die Chance bestand sie wieder zu berühren, linderte es meine Schmerzen, wenn auch nur für kurz.
"Es ist egal wann du es getan hast.
Du hast mich gegen ein Snickers verwettet Lucas."
Ich raufte mir die Haare.
"Und ich bereue es! Ich bereue es so sehr! Aber ich habe es nicht angenommen, ich habe nicht mehr an die Wette gedacht, ich wollte sie abbrechen."
Sie verzog die Schönen Lippen, als wolle sie mir sagen nicht unnötige Hoffnungen in ihr zu wecken.
"Aber du hast sie nicht abgebrochen. Das ist was zählt Lucas."
Sagte sie leise und schlang ihre Arme um sich selbst, als wolle sie sich selbst stärken.
"Ich wollte es, ich hatte es noch an diesem Abend vor!"
Im nächsten Moment wusste ich wie unglaubwürdig das rüber kam.
Als würde ich lügen und das schlecht.
Aber wie konnte ich die Wahrheit anders ausdrücken.
Ich hatte Mike sagen wollen dass ich abbrach, ich hatte zuhause sogar ein Snickers aufgehoben um es ihm zu geben.
Aber er war schneller gewesen. Und ich konnte es ihm nicht mal verübeln, er hatte einfach nur die Wette verloren und bezahlt.
"Mach es nicht noch schlimmer als es ist Lucas."
Flüsterte sie und schüttelte den Kopf.
Sie hatte die Lippen zusammen gepresst.
Und ich wünschte mir schon sie küssen zu können.
"Tessa..."
"Nein! Lass mich einfach in Ruhe Lucas!"
Sie war verzweifelt und ich könnte brüllen vor Wut.
Ich sah aber auch wie ihre Wut sich aufstaute, wie sie darin ertrank.
Langsam setzte ich mich in Bewegung und ging auf mich zu.
Sie hielt die Hand vor sich.
"Bleib weg!"
Ich sah die Tränen in ihren Augen.
Ich würde sie nicht grob anfassen, aber ich wusste was sie brauchte, ich spürte es einfach.
Ich schwieg und als ich vor ihr zum stehen kam, umarmte ich sie.
Es tat so gut, ihren schmalen Körper an meinem zu spüren, wieder das Gewissen zu haben dass ich sie schützen konnte.
Für einige Sekunden war wieder alles in Ordnung.
Dann schlug sie mich.
Mit aller Kraft gegen die Brust.
Ihre kleinen Fäuste taten nicht weh, es war nur ein stumpfer Druck, nichts gegen meinen Schmerz den ich vor dem Moment empfunden hatte.
Sie schlug mehrmals zu.
Ihre Haare flogen um ihren Kopf wie um einen Racheengel.
Ihr Gesicht war rot, ihre Augen tränten und ich sah es ihre Wangen entlang laufen.
Ich liess es einfach zu, wartete während sie sich austobte und liess sie nicht los.
Hielt sie einfach fest.
Keine Ahnung, vielleicht mehrere Minuten lang.
Dann irgendwann verliess sie die Kraft und ihr schmaler Körper wurde nur noch durch Schluchzer geschüttelt.
Ich legte das Kinn auf ihren Kopf und drückte sie nahe an mich.
Die Welt war nicht mehr wichtig, nur ihre Schniefer die immer leiser wurden.
Schliesslich stand sie reglos da, an mich geschmiegt und leise aufatmend, als würde ihre Last sie erdrücken.
"Es tut mir leid Tessa."
Sagte ich leise in die Stille hinein.
"Ich weiss."
Ihre Stimme war so sanft.
Ich wusste dass sie die Entschuldigung nicht angenommen hatte, aber ihre Wörter erfüllten den geschlossenen Raum trotzdem.
So erleichternd dass das Gebirge an Gewichten von mir abfiel.
"Ich lasse dich nie wieder gehen."
Ich spürte dass sie lächelte.
Dann löste sie sich und machte einen Schritt zurück.
"Es kann nicht einfach alles wieder sos ein wie vorher. Ich brauche Zeit um nicht jedes Mal wenn ich dich sehe an das denken zu müssen."
Sie senkte den Blick und ich knirschte mit den Zähnen.
Das gefiel mir gar nicht aber okey.
"Heisst dass du gibst uns noch eine Chance?"
Sie sah mich lange an.
"Uns? Nein."
Ich spürte wie sich die Anspannung in meinem Körper auflöste, in einen Haufen unnützes dasein.
"Aber dir schon."
Sagte sie dann und lächelte.
Verunsichert und zurückgezogen.
Aber nicht verloren für immer.
Denn sie lächelte.
Und für mich war die Welt gerettet.

Ach ja Sternchen, ein schönes Ende.
Hier ist die Story fertig.^^ Hehe neeein Spaaaasss😂😂 noch eine Weeile nicht,  hoffe es hat euch trotzdem gefallen. ;)
Bis bald
Tala

This is Life *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt