Chapter 13

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Die Sirenen wurden lauter und ich konnte an Lucas Schulter vorbei einen Blick darauf erhaschen. Das Polizei Auto war neu lackiert, die blauen Sirenen drehten sich und erstrahlten den grauen Boden abwechselnd in gleissendem Blau.
Ich konnte sehen wie sich die Umgebung veränderte.
Wie sich die Menschen veränderten.
In ihren Augen war zu sehen wie gerne sie miteinander den Polizisten entgegen kommen wollten, um für sich ein zu stehen. Aber jeder hatte eine Familie. Jeder hatte etwas zu verlieren, mehr als nur für sich selbst. Und deshalb mussten sie so reagieren wie sie es taten.
Die Mütter holten die Kinder von der Strasse, die Läden wurden geschlossen und die Leute draussen verschwanden so schnell sie konnten aus der Reichweite der beiden Männer mit Marke, die gerade aus stiegen.
Lucas Augen waren kalt, keine Regung zeigte sich in ihnen, nichts ausser Hass. Hass der so tief verankert war, dass ich mich fragte wie die Menschen es hier überhaupt aushielten. All das grauen und die Trauer immer wieder. Doch ich wusste noch gar nichts. Es sollte der erste Teil des echten Lebens hier sein, den ich mitbekommen würde. Und vielleicht würde er mich verändern.
"Lucas?"
Unsicher machte ich einen Schritt vor doch er stoppte mich abrupt und schob mich gezielt wieder hinter sich.
Unbehaglich blieb ich wo ich war.
Die Männer trugen blaue Uniformen und sagen sich kurz um, wobei ihr Blick uns nicht streifte.
Dann liefen sie mit grossen Schritten Richtung heruntergekommene Tür, eines der Häuser, die dicht aneinandergereiht da standen.
Sie klopften nicht, ich wusste dass es nicht berechtigt war, aber hier konnte niemand etwas dagegen unternehmen. Denn wem glaubte Man eher? Gesetzeshütern die nur ihre ach so ehrliche Arbeit verrichteten, oder ausgeschlossenen Leuten, die meist noch mit einer dunklen Vergangenheit beschrieben wurden.
ohne zu klopfen, trat einer der beiden die Tür ein und ich hörte das Krachen bis hier her, was mich unfreiwillig zusammenzucken liess.
Lucas geballte Faust zitterte vor Anstrengung, er hielt sich gewaltig zurück.
Kurz war es ruhig, die gesamte Strasse hielt den Atem an, nichts regte sich. Die die es nicht in ein Haus geschafft hatten, drängten sich an die Mauern, versuchten nicht auf zu fallen und waren in ein angstvolles Schweigen verfallen.
Dann hörte ich ein Krachen, Holz zerbarst an Beton, ein Frauenscherei ertönte und kurz darauf setzte ein Kinderweinen ein.
Jemand Fluchte, ich konnte hören wie ein Körper gegen eine Wand geklatscht wurde und ein Schuss ertönte, der bis zu uns nach draussen hallte, was mich augenblicklich zurück weichen liess.
Dann war es wieder ruhig. Einige geschlagene Minuten lang, war wieder Ruhe eingekehrt, Ruhe in der mir klar wurde, was es hier wirklich für ein Leben war. Ich hatte noch nichts gesehen, ich hatte keine Erfahrung, aber allein schon an den reflexartigen Reaktionen der Menschen, wenn die Cops das Gelände betraten, liess mich erahnen dass sie es oft durchmachen mussten. Mehrmals in der Woche, wenn nicht sogar täglich musst es jemandem so ergehen. Ich wusste nicht ob eie Person unschuldig war oder nicht, aber die Art wie diese Männer mit ihr umgingen, konnte garantiert nicht vom Gesetz rechtfertigt werden. Obwohl ich stark bezweifelte dass die Behörden überhaupt etwas davon wussten.
Kein Wunder reagierten die Einwohner, sie versuchten ja etwas dagegen zu unternehmen.
Aber wie konnten sie?
Die Presse und die Polizisten erzählten nur das was sie erzählen wollten, die gewalttätigen Menschen hier, dabei wusste niemand, wieso sie es taten.
Und wir da draussen, waren so dumm und nahmen die Worte der Männer mit Marke einfach an.
Wir dachten nie nach ob es keinen Grund gab, wieso diese Menschen so handeln mussten, und ob es unfair für sie war, hier unter diesem Umständen leben zu müssen.
Wir rechtfertigten es einfach mit Unzufriedenheit, Eifersucht und purer Rebellion gegen die Guten Bürger dieser Stadt.
Ein Mann wurde heraus geführt, er trug Handschellen, seine Stirn war aufgeplatzt und aus seinem Mund tropfte Blut.
Seine Augen waren zugeschwollen und der Bulle schlug ihm mit seinem Stock in den Rücken, sodass er die kleine Treppe zum Auto hinunter stolperte.
Ich würde den Anblick nie mehr vergessen.
Die Frau kam heraus, ein kleines Baby in einem Tuch auf dem Rücken, dessen Weinen einen Hilferuf der gesamten Strasse ausdrückte.
Sie krallte sich in die Weste des Officers und weinte, schrie ihn an, flehte um die Freilassung ihres Mannes.
Es war Verzweiflung, die in ihren Augen stand, für sie hing alles davon ab, ob sie ihren Mann verlor. Ihre Existenz, das Geld um für ihre Kinder zu sorgen.
Der Mann unter der Sonnenbrille, die er trug, reagierte brutal und schlug ihr fluchend die Hände weg, und schrie sie an, während er sie mit drohenden Bewegungen von ihrem Mann fern hielt, der mit letzter Kraft versuchte sich los zu reissen, um zu seiner Familie zurück zu kehren.
Ich stand da, es lief vor meinen Augen, ich tat nichts und wusste dass ich es nicht konnte.
All diese Grausamkeit, diese Menschen vor meinen Augen, sie waren gleich. Doch eine Marke und Kleidung trennte sie voneinander, gab den einem das Recht zu zu schlagen, und den anderen Zwang es die Unterwürfigkeit und den Widerstand auf.
Mein Herz stach, und dann zerriss es.
Denn der kleine Junge von vorhin trat aus dem Haue und quetschte sich an der Frau vorbei.
Seine Miene war hart, wütend und kalt, ich hätte nie gedacht, all das kn den Augen eines Kindes zu sehen.
Seine kleinen Fäustchen schlugen auf das Bein des Polizisten ein, während er ihn anschrie, seinen Vater los zu lassen und seine Familie in Ruhe zu lassen.
Ich bewunderte seine Stärke, in diesen Jahren stand er bereits für sich ein, und musste mehr aushalten als viele in ihrem ganzen Leben.
Er war wild entschlossen, und dennoch so klein und zerbrechlich, nichts gegen den grossen Mann, auf den er eindrosch.
Ich hörte eine Schrei als der Mann ausholte und den kleinen weg schleuderte.
Der kleine Körper prallte hart und mit einem dumpfen Ton auf der Strasse auf, einen Meter vom Eingang entfernt.
Es war mein Schrei, der sich mit dem dee Mutter verband, die zu ihrem Sohn rannte, und sich neben ihm auf die Knie fallen liess.
Sie schluchzte und hob den Kleinen auf ihre Arme, ihr Körper versperrte mkr den Blick auf das Kind, aber meine Sicht verschleierte sich sowieso.
Ich hatte mir ohne es zu merken, zitternd die Hand vor den Mund geschlagen und mit der anderen nach Lucas Hand gegriffen.
Zuerst reagierte er nicht, doch dann wandte er seinen Blick langsam zu mir, eine Sekunde hatte ich das Gefühl er wurde weicher, und er zog mich an sich, sodass ich bald seinen sicheren Körper an meinem Spürte, was mich etwas beruhigte.
Ohne weiteren Widerstand stieg der Mann ein und die Polizisten stiegen ein, mit einem warnenden Blick in unsere Richtung.
Lucas ballte eine Faust und machte Anstalten los zu laufen, doch ich hielt ihn zurück. Wenn er sich los gerissen hätte wäre ich nicht stark genug gewesen ihn zu halten, aber er sah es selbst ein, dass es dumm war, sich alleine gegen zwei Polizisten zu stellen, die keine Regeln befolgen mussten, und wenn doch, es sicher nicht tun würden. Denn hier sah sie niemand, niemand der ihnen etwas an Steinen in den Weg stellen konnte.
Aber ich stand da. Und ich fasste jetzt den Entschluss etwas zu unternehmen, ich wollte dass die Welt davon erfuhr, die Justiz und die ganze Stadt.
Ich wollte dass diese Ungerechtigkeit aufgedeckt wurde, und diese Menschen das Leben leben konnten, welches sie verdienten, oder wenigstens die Menschenrechte bekamen.
Ich wusste dass es naiv von mir war, zu glauben ich alleine könne alles ändern, aber ich wollte eine Möglichkeit suchen, und ich würde eine Finden.
Mit einem lauten Sirenengeheul fuhr der Wagen los, der Rauch der qualmenden Reifen stieg in den Himmel und nur das leiser werdende Geräusch war noch zu hören, das pochen meines Herzens. Ich spürte Lucas nahe bei mir, konnte seine Trauer Wut und Hilflosigkeit spüren, und dennoch konnte ich nichts machen.
Doch dann, als die Sirenen verklangen lösten sich die Leute aus der Erstarrung.
Ich hätte vieles erwartet. Dass sie so eilig wie möglich weg liefen, um nicht mit den Betroffenen in Verbindung gebracht zu werden, und um sich selbst zu schützen.
Doch das taten sie nicht, und als ich sah was sie taten wurde es mir bewusst, wie sehr die Menschen hier zusammen hielten.
Denn sie rannten los, auf die Frau und das Kind zu, hatten sie auch vorher um ihr eigenes Leben besorgt sein müssen, so halfen sie jetzt.
Sie halfen.

Eindrückliches Erlebnis, wie ist eure Meinung dazu?
Für mich ist es wichtig dass man weiss dass ich viel recherchiert habe, und mir das nicht einfach herbei denke. Es ist eine Wahrheit, die in vielen Ländern auch heute noch unbekannt ist, und ich trage meinen winzigen Teil dazu bei, es auf zu klären, indem ihr es lest.
Tala

This is Life *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt