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Ich fand mich irgendwann in einen abgelegenen Teil des Palastes wieder. Auch hier war ein Garten, vielleicht so gar der größte. Ich krabbelte durch einen Busch hindurch, nicht drauf achtend, ob das Sonnenblumengelbe Kleid sauber blieb. Erde war immer noch feucht. Hinter dem Busch tauchte eine kleine Lichtung auf. Ein kleiner Bachlauf floss in leichten Schwingen umher und mündete in einen kleinen Wasserfall in einen Teich. Dort sammelte sich das Wasser und floss anschließend wieder in einen Bach fort. Blumen wuchsen überall auf dem Rasen und Schmetterlinge flogen umher. In allen möglichen Farben des Regenbogens sah ich einen. Ich ließ mich auf den Boden sinken und schlug das Buch auf. Hier würden mich meine ach so tollen Brüder nicht so schnell finden. Das hier ist mein kleines Geheimversteck. Mein Rückziehort. Ich vertiefte mich wieder im lesen und merkte, dass es schon deutlich leichter war, als am Anfang. Ich sah nach oben in die Sonne. "So spät schon?", fragte ich mich und stand auf. Laut stand der Sonne war es schon recht später Nachmittag. Ich krabbelte wieder durch den Busch und richtete mich auf. Dann sah ich an mich hinab. Das Kleid sieht man es an, das es heute nicht nur im Palast war, sondern damit auch draußen. Ich lief durch dir leeren kühlen Gänge. Die Wachen, die ich begegne sahen mir schmunzelnd hinter her. Ich winkte ein paar, die ich erkannte. Sie nickten mir freundlich zurück. Ich kam nun in den meist bewohnbaren Teil des Palastes, das merkte ich sofort, als ich schon die Stimmen hörte. "DU HAST SIE VERSCHEUCHT!" "NEIN DU!" Ich stöhnte auf. Sah nun vorsichtiger um die Ecken und huschte fast schon in mein Zimmer. Dort erwartete mich Hanna. "Ach da sind sie ja. Eure Mutter sucht euch schon, da ihr nicht zum Mittag erschienen seid. Sie hat gesagt, wenn ihr nicht bis zum Abendessen wieder auftaucht, lässt sie den ganzen Palast nach euch absuchen." "Ähm. Ja. Ich wollte etwas ruhe. Bei den Brüdern konnte ich das leider nicht hier machen. Könntest du meiner Mutter nicht sagen wo ich war? Dieser Ort ist für mich wie ein eigenes kleines Königreich." Hanna sah mir lächelnd zu, wie ich ihr den Ort beschrieb. "Kling eher, als ob ihr eine neue Welt entdeckt habt.", lachte sie, als sie mir das Kleid über den Kopf zog. Sie reichte mir ein anderes und ich schlüpfte hinein. "Ja. Das könnte man fast schon sagen.", lachte ich. Ich sah an meine Füße, wo meine Ballerinas waren. Sie waren braun und schlicht. Hanna sah nun auch zu den Füßen. "Vielleicht, sollten wir mal eure Mutter fragen, ob ihr neue Schuhe bekommt.", meinte sie. Ich nickte freudig. Dann ging ich zur Tür. "Ich wollte noch mal zum Professor Minör. Weißt du ob er noch da ist?", fragte ich Hanna, die mein gelbes Kleid gerade auf den Arm legte und mir zur Tür folgte: "Soweit ich es mitbekommen habe, ist er wütend zum Allvater gegangen und meinte, er schließt sich in seinen Räumen so lange ein, bis sich Prinz Thor weiß zu benehmen." "Der Professor wohnt hier im Palast?" "Ja. Im Westflügel. Dort wohnen auch die Soldaten, die nicht verheiratet sind.", meinte Hanna achselzuckend. Ich öffnete die Tür und lief los: "Danke Hanna." Ich blieb stehen und rannte zurück. Nahm das Buch vom Bett und rannte wieder los. Hanna sah mir Kopfschüttelnd hinterher. Ich stürmte in den Westflügel und fragte mich zu dem Professor. Als ich vor seiner Tür stand atmete ich einmal tief durch, dann klopfte ich. Ich vernahm ein dumpfes 'herein' und ich öffnete die Tür. "Professor?", fragte ich vorsichtig. Der Raum war sehr schlicht gehalten. Ein Bett, ein Schreibtisch und ein Stuhl, ein kleiner Schrank. Aber große Regale voll mit Papierrollen und Büchern. Auf dem Stuhl saß der Professor und starrte nach draußen. Nun drehte er sich zu mir um. Ich blieb in der offenen Tür stehen. "Was gibt es Prinzessin?", fragte er. Ich biss mir auf die Lippe: "Ich habe versucht mir das Lesen bei zu bringen, bin mir aber nicht sicher ob das so richtig ist." "Soll ich dich etwa abprüfen auf etwas, was ich dir nicht aufgegeben habe?", fragte er misstrauisch und ich nickte. Er seufzte: "Ihr seid echt hartnäckig. Gibt mir das Buch." ich reichte ihn das Buch und zeigte auf die erste Seite. "Ach Midgrad Märchen. Schönes Buch. Und das erste hast du gelesen? Gut, das kenne ich. Fass mal zusammen." "Es geht um ein Mädchen, welches beide Eltern verloren hat. Mit der Zeit, konnte sie nicht mehr zuhause wohnen und musste durch die Gegend ziehen. Dabei begegnete sie vielen Personen. Obwohl sie selbst so wenig besaß, hat sie den Menschen immer noch was abgegeben. Als sie nichts mehr anhatte, vielen die Sterne zu ihr hinab und  sie hatte ein Kleid wieder an und war bis zu ihren Lebensende reich.", fasste ich grob zusammen. Professor Minör nickte und sah auf. "Wirklich beeindruckend. Wer hat dir das beigebracht?", fragte er mich. "Ich mir. Es hat zwar etwas gedauert, bis ich es durch hatte, aber ich habe es geschafft. Sie haben mir sogar dabei etwas geholfen." Der Professor zog die Augenbraue hoch. Ich zog die Notizen von dem Unterricht hervor. Diese nahm er: "Das sind die Aufgaben, die sie machen sollten, damit sie schreiben lernen." "Aber wir sind die Buchstaben durch gegangen und ich wusste ihre Laute. Somit haben sie mir auch beim Lesen geholfen." "Wenn das so ist. Kannst du dich auch an die zweite Geschichte wagen. Übe aber nicht nur das lesen, sondern auch das schreiben." "Mach ich. Schönen Abend Professor.", meinte ich und nahm mein Buch entgegen. Der Professor verabschiedete sich und ich schloss die Tür. Freudig rannte ich zur Tafel. Dort saß meine Familie und fing an zu essen. "Entschuldigt die Verspätung. Ich war noch bei Professor Minör.", meinte ich und ließ mich zwischen Thor und Loki nieder, blieb aber in der Bewegung stehen und sah beide an. Dann ging ich um den Tisch herum und ließ mich neben Mutter nieder. Dann fing ich an zu Essen.

"Wo warst du heute denn beim Mittag?", fragte Vater mich. Ich schob mir einen bissen Brot in den Mund und kaute. "Ich habe mir lesen bei gebracht und habe die Zeit vergessen. Darum war ich eben noch beim Professor. Er hat mich noch mal abgeprüft." "Und wie ist deine 'Prüfung' abgelaufen?", fragte Mutter mich. "Super. Er meinte ich dürfte mir sogar schon die zweite Geschichte vornehmen.", erzählte ich freudig und biss nochmal ab. Dann sah ich zu meinen Brüdern hinüber. Beide funkelten sich wütend an. Ich verdrehte die Augen und gähnte. Dann sah ich entschuldigend zu Mutter, die mich leicht anfunkelte. Während Vater sich den Bauch vor lachen hält: "Ich glaube da ist jemand müde." Ich nickte schuldbewusst und stand auf. "Tut mir leid, aber ich gehe ins Bett. Der Tag war echt anstrengend. Obwohl ich schlimmere Tage schon erlebt habe.", meinte ich und funkelte meine Brüder an. Dann verschwand ich in meinem Zimmer.

Prinzessin Svenja von AsgardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt