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Seit gefühlten Stunden saß ich in einem Handtuch gewickelt auf meinem Bett und sah vier Zopfen, darunter auch Hanna, zu, wie sie mit Mutter durch den Raum schwirren und Kleider hoben und verglichen. Ich wurde heute erst zum Mittag geweckt, war aber schon vorher wach. Ich durfte bloß liegen bleiben. Nun zum Mittag hin wurde ich in die Wanne gesteckt und für drei Stunden gebadet. Drei Stunden. Meine Finger wurden gesäubert, meine Füße auch. Haare gewaschen und gekämmt. Meine Mutter nahm sich nun ein hellgrünes Kleid: "Das hier, passt wunderbar zu ihren Augen, auch zu Loki und Thor passt es gut. Aber Loki trägt schon grün." "Na dann trage ich eben auch grün. Asgard geht doch nicht unter, nur weil Loki und ich beide am selben Tag grün tragen.", meinte ich etwas verwundert. Denn das Grüne Kleid sieht wirklich schön aus. Mutter sah mich an, dann das Kleid. "Oder das Lavendel farbene." "Grün", rief ich und wollte das Grüne nahmen hielt aber im Enddefeckt das Lavendelfarbene in den Händen. Ich zog es mir an und die Zopfen machten die Knöpfe zu. Mit einer feuchten Bürste, kämmten sie mir mein Haar und steckten es kunstvoll hoch. Ich verzog das Gesicht bei dem Ganzen. "Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht.", nörgelte Mutter und steckte noch eine Spange in mein Haar. "Wie soll ich den gucken, wenn ich mich unwohl fühle?", nörgelte ich zurück. Ich war sichtlich genervt, nicht nur das ich nicht zu Marta durfte nein. Ich sollte heute auch noch als Prinzessin von Asgard vor geführt werden. "Ich meine alle Asen in ganz Asgard sind heute bei diesen Fest. Und ich werde vor ihnen hingestellt wie Vieh auf den Markt.", meinte ich und erschauderte bei den Gedanken, das wirklich Angebote kommen würden. Mutter lachte: "Du bist aber kein Vieh, sondern eine Prinzessin. Außerdem haben wir nicht vor dich zu verkaufen. Du wirst lediglich vorgestellt und wirst ein paar Worte zu deinen Volk sprechen." "Aber wenn ich gar nicht sprechen will?" "Du wirst. Und wenn du sagst, das du mit Freuden die Prinzessin von Asgard bist." "Aber." "Svenja.", unterbrach mich Mutter mit dem Keine-Wiederrede-Ton. Ich verstummte für zehn Sekunden: "Müssen Thor und Loki das auch?" "Was müssen wir?", fragte Lokis Stimme in meinem Zimmer. Ich drehte mich um. Loki stand in einen schicken dunkelgrünen Hemd mit goldenen Stickereien und in einer schwarzen Hose in der Tür. Seine Füße steckten in schwarzen Lederstiefeln. Thor trat neben ihn. Er trug ein rotes Hemd mit silbernen Stickereien. Er trug eine weiße Hose. In seinen Händen baumelten die schwarzen Stiefel. Beide Haare der Jungen waren straff nach hinten gekämmt. Mutter stellte mich neben sie und begutachtete uns. "Naja. Ihr zwei solltet nicht zu lange neben einander stehen. Loki stell dich mal bitte zwischen sie. Ja. Das geht so. Ihr drei habt ab sofort, das Verbot euch dreckig zu machen, zu rennen oder euch zu streiten." Damit ging sie und machte sich nun selbst fertig. "Ich will keine Rede halten.", meinte ich bockig und verschränkte die Arme. "Warum sollst du was sagen?", fragte Thor und zog die Augenbrauen hoch. Loki verdrehte genervt die Augen: "Da sie als neues Familien Mitglied vorgestellt wird." Ich nickte Loki zustimmend zu. "Das ist echt mies. Du bist doch erst fünf und sollst..." "Ich bin sechs. Ich hatte vor drei Wochen Geburtstag.", korrigierte ich ihn. "Oh. Herzlichen Glückwunsch Nachträglich. Aber du bist erst sechs und sollt eine Rede halten?" "Nur ein paar Wörter. Aber ich weiß nicht was ich da sagen soll." "Sei einfach du selbst.", meinte Loki und legte einen Arm um meine Schulter. Unsicher blickte ich ihn an. Er war in der vergangenen Woche sicher wieder um zehn Zentimeter gewachsen. Wir gingen auf den Flur. Das Gewusel hat sich endlich gelegt. Langsam gingen wir zu dem Zimmer von unseren Eltern. "Jungs, sagt mal, warum streitet ihr euch eigentlich immer?", fragte ich. Thor sah mich an: "Siehst du uns gerade streiten?" "Ich meine, wenn wir einen normalen Alltag haben. Ihr zankt euch als ob es um den Thron der neun Welten gehen würde." "Übertreibst du nicht ein wenig?", fragte Loki und musterte mich. "Nein. Ihr zankt euch, wer mehr Zeit mit mir verbringen darf und wer nicht. Ihr zankt euch, ob ich mit dem anderen mehr Zeit verbringe als mit einem selbst. Dann zankt ihr euch über unwichtige Sachen, ob das Schwert nicht doch so gehalten wird oder doch anders. Dann über die letzte Studierstunde will ich erst gar nicht anfangen.", zählte ich auf: "Ich finde, ihr solltet euch mal aussprechen und noch eins. Ich verbringe meine Freizeit mit euch beiden gleich viel. Nämlich gar nicht. Denn auf eure Kinderkacke habe ich echt keinen Bock mehr." Thor und Loki sahen mich an: "Kinderkacke? Als ob du schon erwachsen wärst." "Ich benehme mich erwachsender als ihr beide zusammen. Ihr wollt große Brüder sein und ein Vorbild? Tja, bis jetzt habe ich wenig davon mitbekommen." Ich verschränkte die Arme. "Vielleicht bist du auch einfach nur zickig.", erwiderte Thor. "Ich bin nicht zickig, ich sage euch bloß die Wahrheit.", rief ich. "Als ob du nicht auch mal Lügen würdest.", meinte Thor verachtend. "Mache ich nicht. Ich habe noch nie in meinem Leben gelogen.", meinte ich und spürte, dass ich die Wahrheit sagte. "Wenn das so ist, kannst du das ja heute vor ganz Asgard wiederholen.", meinte Thor siegessicher. "Soll ich?" "Das traust du dich eh nicht." "Oho. Das klingt nach einer Wette.", meinte Loki und sah zwischen mir und Thor her.

POV-Loki

Svenja und Thor sahen sich blitzend in den Augen. Zwischen ihnen hat sich so eine Spannung gebildet, das man die Spannung fast sehen konnte. Die Hellgrünen Augen von Svenja zuckten gefährlich zu Thor und wenn Blicke töten könnten, wären beide sicher schon hundertmal gestorben. Thors Blaue Augen wirkten nicht mindergefährlich, doch sahen sie bei weiten nicht so bösartig rein wie bei Svenja. In ihr spiegelte sich regelrecht die Wahrheit ihrer Wörter. "Eine Wette klingt doch gar nicht so schlecht.", murmelte Thor böse. Er hat sich zu ihr etwas hinunter gebeugt, da er einen halben Kopf größer war als sie. Sie machte einen Schritt auf ihn zu: "Wenn ich vor allen Leuten Asgard sage, das ich niemals in meinem Leben lügen werde, dann musst du dich benehmen und immer pünktlich zur Studierstunde gehen. Außerdem musst du dich bei Professor Minör entschuldigen. Vor Vater und Mutter." "Einverstanden und wenn du es nicht machst, dann gehst du nie wieder in eine Studierstunde und schwänzt wie wir.", meinte Thor grinsend. Svenja biss sich kurz auf die Lippe und schien zu überlegen. Dann sah sie zu mir: "Loki ist Zeuge." Damit reichte sie Thor die Hand und dieser Schlug ein. Bei Odin sind die beiden Blöd. Man merkt richtig, das sie viel zusammen sind. "Ihr seid doch blöd.", sprach ich meine Gedanken aus. Ja Thor ist blöd, aber Svenja? Naja. Vielleicht, könnte ich sie in den Streich mit ein bauen, den ich gerade Baue. Svenja lächelte mich an: "Das glaubst auch nur du." "Ich wollte dich nur daran erinnern, das wirklich jeder Ase dich hören muss.", erinnerte Thor sie. Ok Thor, dass war fies. Ich sah kurz zu Svenja, die bleich geworden war. Es war schon fast ungesund bleich. So bleich war sie das letzte mal, als es in der Küche gebrannt hatte und Vater sie in ihr Zimmer gebracht hatte. Tags darauf, war sie fast gräulich. An diesen Tag würde ich mich immer erinnern. Es war der schönste und der traurigste Tag. Wie sie mich an gebettelt hatte, ihr lesen bei zu bringen. Ungeduldig bis in die letzte Zelle ihres Körpers. "Mach dir darum keinen Kopf. Stell dir vor, da ist niemand." "Ich glaube, ich gehe noch mal kurz an die frische Luft.", murmelte sie und verließ uns. Thor blickte ihr hinter her: "Sie wird es verpatzen." "Sag das nicht. Stell dir mal vor, du müsstest vor dem Volk Asgards stehen und eine Rede halten." "Wenn ich König bin, muss ich das machen. Es gehört nämlich zum Beruf, lieber Bruder." "Jaja. Wenn du König wirst. Das ist genau die Einstellung, von der Svenja geredet hat. Der Grund warum wir uns immer streiten, du wirst König." "Gut das du das einsiehst." AHHHHHH! Ich könnte ihn... Nein Loki, halt dich zurück du wirst ihn nicht den Hals umdrehen und ihn dann den Schweinen zum Fraß vorwerfen. "Ich will eigentlich sagen, das Svenja, bis vor drei Wochen noch in der Küche gearbeitet hat und in der untersten aller Gesellschaftsschichten stand." "Hä?" Der will König werden, Asgard geht am ersten Tag unter, wenn nicht sogar schon früher. Vielleicht bei seinen ersten Worten. "Sie ist es nicht gewöhnt im Mittelpunkt zu stehen. Thor hast du überhaupt was in deinem Kopf?" "Wenn du sagen willst, das ich dumm bin, dann kannst du was erleben." Am liebsten möchte ich meinen Kopf gegen eine Wand hämmern, oder am besten noch Thors Kopf. Vielleicht hat sich da nur was gequetscht und wenn man den Schädel zertrümmert, dehnt es sich wieder aus. Einen Versuch wäre es wert.

Prinzessin Svenja von AsgardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt