29.- wie ist man berühmt?

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Am nächsten Morgen fühlte ich mich kraftlos. Meine Augen taten weh, meine Haut spannte und ich hatte irgendwie einen Rückfall, was die Erkältung anging. Aber heute war Montag. Ich musste zur Arbeit und ich musste den ach so tollen Vertrag unterschreiben. Mein Wecker ging zwar erst gegen halb elf, aber ich musste mich trotzdem aufraffen endlich aufzustehen.

Müde stapfte ich ins Badezimmer und bürstete meine Haare. Ich putze meine Zähne, wush mein Gesicht und cremte es anschließend ein. Ich hatte keine Lust zu duschen. Meine Haare band ich zu einem hohen Pferdeschwanz und dann ging ich zurück in mein Zimmer. Ratlos stand ich vor meinem Schrank, bis ich nach einem kurzen Top, einer langen grau mellierten Jogginghose und einer Nikejacke griff und anzog.

Mein Handy piepste und ich entsperrte es.

[10:47 am] lukeypukey: wann soll ich dich holen kommen? wegen vertrag unterschreiben und so?
[10:48 am] Grace 🌸: jetzt, bin schon fertig
[10:48 am] lukeypukey: okay, bis gleich :)

Seufzend warf ich mein Handy aufs Bett, ging in die Küche und nahm einen Apfel aus der Obstschale, den ich in ein Fach meiner Sporttasche gleiten ließ. Dann wanderete mein MacBook dazu und ich schlüpfte ausnahmsweise mal nicht in meine Superstars, sondern in meine Airmax. Ich setzte eine Sonnenbrille auf, griff nach meinen Schlüsseln und meinem iPhone und ging nach unten, wo ich im Schatten der Hauswand auf Luke wartete.

Ich hatte keine Lust, ich gabs zu, aber es musste ja sein. Wer wollte schon einen schlechten Ruf? Lukes Audi hielt neben mir und er stieg aus und kam auf mich zu. An uns strömten Leute vorbei und eigentlich schenkte uns niemand Beachtung. „Ich... Muss ich dich jetzt küssen?", fragte er und ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste es nicht. Wir waren ja zusammen, aber eigentlich ja nicht. Er überlegte kurz, beugte sich dann aber zu mir herunter und drückte sanft seine Lippen auf meine. Ich erwiderte den Kuss und verschränkte meine Hände hinter seinem Nacken, während sich seine auf meine Hüften legten. Ich ließ kurz von ihm ab und sah ihm durch die Sonnenbrille in die Augen.

„Hi", flüsterte er und ich musste ungewollt lächeln. „Hi", erwiderte ich. Er küsste mich kurz auf die Nasenspitze und ich löste mich dann ganz von ihm. Er griff nach meiner Hand, zog mich zum Auto und öffnete mir die Beifahrertür. Ich setzte mich und erst da bemerkte ich, wie sehr mein Herz klopfte.

Keine Liebe schoss es mir durch den Kopf. Liebe hatte mir bis jetzt immer geschadet. Ich durfte keine Gefühle oder ähnliches entwickeln, schon gar nicht für Luke. „Wie geht's dir?", fragte Luke umd blickte mich kurz von der Seite an. Ich verzog keine Mine. „Ganz gut, schätze ich", sagte ich und lächelte schwach. Lüge. Aber ich konnte ihm ja schlecht von dem wundervollen Zusammenbruch gestern erzählen. Dass ich mich in den Schlaf geweint hatte, aber selbst nicht genau wusste, warum. Dass ich auf ihn aber vor allem auf mich sauer war, wofür ich auch keinen sinnvollen Grund fand.

Dann umhüllte uns Schweigen und ich lehnte meinen Kopf nach hinten und schloss die Augen. Ich war so müde, obwohl ich echt früh eingeschlafen sein musste. Die Sonnenbrille würde ich in diesem Büro auf jeden Fall auflassen, meine Augen wollte ich echt niemandem antun. Luke hielt viel zu schnell vor dem Gebäude und ich seufzte leise auf. Wir stiegen aus und er griff wieder nach meiner Hand. Fünf Minuten später klopften wir oben und ein herein ertönte, woraufhin Luke die Tür öffnete und uns strahlte das Lächeln eines gut gelaunten Matt entgegen.

„Na, wie geht's meinem Lieblingspärchen?", fragte er und ich verdrehte die Augen. Zum Glück konnte man es durch die dunklen Gläser nicht sehen. „Bestens", meinte Luke zur Freude Matts und wir nahmen Platz. „Können wir das bitte schnell hinter uns bringen, ich muss nämlich zur Arbeit", drängte ich und der Manager nickte und schob mir einen Bogen Papiere hin. Ich machte mir nicht die Mühe, den Mist durchzulesen, sondern unterschrieb einfach an den vorgesehen Stellen und stand dann auf.

„So, ich muss dann auch jetzt los, bis irgendwann mal", murmelte ich und stürzte aus dem Zimmer. Schwer atmend lehnte ich mich gegen die Wand. Was tat ich hier nur? Ich fuhr mir über die Stirn und als ich hörte, wie sich eine Tür öffnete, begann ich zu rennen. Ich verhielt mich unglaublich peinlich, ich wusste das, aber ich hatte auch keine Ahnung, was hier los war.

Was mit mir los war.

Ich fuhr mit dem Taxi zur Tanzschule und rannte förmlich zu meinen Räumen. Dort schloss ich sofort meinen Laptop an die Boxen und tat das, was ich am besten konnte. Tanzen. Es war, als würde die Musik durch meine Adern fließen. Ich bewegte mich von ganz alleine und es vergingen unzählige Lieder. Irgendwann kam ich aus dem Takt und stöhnte genervt auf. Sauer machte ich die Musik aus und setzte mich auf den Boden. Ich dachte, dass wenigstens das noch klappen würde.

Tja, wohl eher nicht.

Und dann begann das Ganze von vorne. Bis die Musik irgendwann ausgedreht wurde. Verwirrt drehte ich mich um und sah Sam, die im Türrahmen stand. „Du bist zurück", stallte sie fest und ich nickte. „Du siehst scheiße aus", fuhr sie fort und ich verdrehte die Augen. „Ich weiß nicht, was genau momentan in deinem Leben passiert, Süße, abes es scheint dir überhaupt nicht gut zu tun." Ich zuckte mit den Schultern und ihre Gesichtszüge wudern weicher. „Bist du fertig für deine Kleinen? Du hast noch zwanzig Minuten." Ich nickte und sie ging wieder. „Übertreibs nicht!", rief sie noch über ihre Schulter und ich musste lächeln. Sie war wie meine zweite Mutter.

Ich ging in meine Umkleide, trank etwas und machte dann den dummen Fehler, auf mein Handy zu zu sehen. Meine Notifications waren komplett zu, wirklich.

lol are luke and this grace girl (@gracemx) a couple
luke and @gracemx in sydney today
ok what did i miss about luke and @gracemx like wtf?

Diese Nachrichten hatte ich jetzt gefühlte 100 Mal gelesen und ich hasste sie jetzt schon. Ich fühlte mich extrem beobachtet und kontrolliert.

Das reichte. Ich ging auf privat und loggte mich aus. Auf Instagram ging ich ebenfalls auf privat und bei Snapchat löschte ich Leute, die ich nicht kannte. Die Öffentlichkeit war nichts für mich.

Wie war man denn berühmt?

How to be famousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt