5.- Gracie, warum bist du jetzt erst da?

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Ich wachte auf, da mich das Sonnenlicht blendete. Langsam öffnete ich die Augen. Erst fragte ich mich, wo ich war, doch dann fiel mir der gestrige Abend ein.

Und Harry, der mich noch immer mit seinem Klammergriff festhielt. Ich versuchte mich vorsichtig von ihm zu lösen, aber gegen diese Muskeln hatte ich keine Chance. Also müsste ich entweder liegen bleiben oder ihn wohl oder übel wecken.

Ich entschied mich für Variante zwei.

„Harry". Flüsterte ich zunächst und rüttelte ihn sanft am Arm.

Er regte sich nicht.

„Harry", sagte ich dieses Mal lauter.

Und er schlief einfach weiter, als wäre er in seiner eigenen Welt.

„MEIN GOTT HARRY!" Er zuckte zusammen. Süß. „Oha, calm your tits, babe. Was schreist du denn so?", fragte er mich verwirrt. Ich grinste. „Ich will nur aufstehen. Weil sonst pinkel ich dich an", meinte ich todernst. Er löste sofort seine Arme von meiner Hüfte und ich stand auf. Als ich ins Badezimmer ging rief er mir ein „Dat ass" hinterher und ich zeigte ihm lachend meinen Mittelfinger. Er war ein Idiot.

Ich mochte ihn.

Ich ging schnell auf die Toilette und betrachtete mich dann im Spiegel. Die Tatsache, dass wir früher so oft feiern waren, rettete mein Aussehen und mein Wohlbefinden ungemein, denn ich fühlte mich mehr oder weniger wie das blühende Leben. Das gestern war zum Glück nur ein Ausrutscher gewesen.

Ich ging zurück zu Harry. Er sah konzentriert auf dein Handydisplay und ich setzte mich neben ihn aufs Bett. „Na, mit wem schreibst du?", fragte ich. „Mit Niall." Oh. „Er hat Hunger und Laura ist nicht zu Hause und jetzt weiß er nicht, welche Fächer im Kühlschrank Lauras und welche deine sind." Ich musste lachen. „Andere Probleme hat der Junge nicht?", fragte ich grinsend. „Nope", meinte Harry und schüttelte lachend den Kopf. „Wie spät ist es überhaupt?" Er sah kurz aufs Handy. „Kurz vor zwei", sagte er dann.

Fuck.

„Scheiße", meinte ich und sprang hektisch auf. Er sah mich verwirrt an. „Ich muss zur Arbeit. Also. Eigentlich müsste ich schon seit zwei Stunden da sein." Ich schlüpfte in meine High Heels. „Hat Mr. Superstar hier zufällig ein Auto und kann mich fahren?", fragte ich. Er lachte. „Ja, Mr. Superstar hat hier ein Auto. Aber Mr. Superstar lässt dich so bestimmt nicht raus." Ich sah an mir herunter. Oh. Ich trug ja nur sein Shirt. Und meine Schuhe. „Komm, zieh dein Kleid an. Da kommst du heute halt einfach etwas... schicker?" Etwas schicker war eine sehr schöne Umschreibung für ein Kleid, das nur knapp über meinen Hintern reichte. Ich schüttelte den Kopf. „So kann ich nicht tanzen", meinte ich. „Tanzen?" „Ja, ähm, ich bin Tanztrainerin. Und um zwei beginnt mein Ballettkurs mit den Häschen."

Er stand vom Bett auf und kramte nach in seinem Koffer. Dann warf er mir eine kurze Sporthose von Adidas zu. „Ich hoffe die passt irgendwie. Das Shirt kannst du auch anlassen, steht dir sowieso besser als mir. Und tanzen kannst du hoffentlich auch irgendwie barfüßig", sagte er und zwinkerte mir zu. Er selbst zog sich schnell etwas über und ich schlüpfte in die Hose und machte an der Seite Knoten, damit sie mir nicht von den Hüften rutschte. Ich klaute mir einen Haargummi aus seinem Bad, band mir einen Dutt, schnappte mir mein Kleid und ehe ich mich versah saßen wir in seinem Auto und ich dirigierte ihn zur Tanzschule.

Wir kamen mit einer viertel Stunde Verspätung an und ich drehte mich zu Harry. „Danke Harry. Für Alles. Wie kann ich mich revanchieren?" Er lächelte mich zuckersüß an. „Lass mich zusehen. Bei deinen Tanzstunden." „Harry, wenn die dich erkennen. Ich meine, das sind..." „Lass das mal meine Sorge sein, Babe", unterbrach er mich und zwinkerte mir zu. Ich zuckte mit den Schultern. Warum nicht. Ich verließ das Auto und Harry eilte hinter mir her ins Gebäude. Ich lief sofort in meinen Raum, wo meine Kleinen schon warten. Sie sahen mich und Harry mit großen Augen an. „Gracie, warum bist du jetzt erst da?", fragte mich Milena traurig. „Mir kam etwas dazwischen, ihr Süßen. Aber jetzt können wir anfangen. Habt ihr euch schon aufgewärmt?" Sie schüttelten den Kopf. Ich machte also sofort Musik an und sie begannen.

Harry saß an die Wand gelehnt auf dem Boden und ich ließ mich neben ihm nieder. „Und du unterrichtest die?", fragte er und ich nickte. „Das heißt du hüpfst arschwackelnd vor denen rum?" Ich musste kurz auflachen. „So ungefähr", meinte ich. „Ich kann auch tanzen", meinte er und grinste mich schief an. Ach ja, konnte er das? Als ob er meine Gedanken lesen könnte, stand er auf und fing an zu twerken. Das war der Moment, wo ich vor Lachen nicht mehr klar kam. Die Kleinen schauten irritiert zu uns und unterbrachen ihre Übungen, als auch Harry lachte. Ich versuchte mich zu beruhigen, aber als Harry anzüglich mit den Augenbrauen wippte musste ich wieder lachen und schlug ihn spielerisch auf den Oberarm. Er sah mich gespielt verletzt an und ich musste grinsen. Dann stand ich auf und klatschte in die Hände, um zu signalisieren, dass wir jetzt anfangen würden.

„Habt ihr euch lieb so wie Mommy und Daddy?", fragte Milena plötzlich ganz ernst und ich hörte wie Harry hinter mir zu Husten begann. „Äh, nein Milena, wir sind nur..." Ja was waren wir denn? Saufbekannte? „Wir sind nur Freunde, Kleines", meinte Harry daraufhin schnell. „Schade", meinte Milena und machte einen Schmollmund, woraufhin Harry leise auflachte.

Am Ende der Tanzstunde konnten meine Kleinen ganze zehn Grundschritte des Balletts mehr, verabschiedeten sich grinsend und mit einer Umarmung von mir und huschten in ihre Umkleidekabinen. Ich fuhr mir durch die Haare. Noch eine Stunde und dann könnte ich endlich nach Hause und duschen. Außerdem rutschte Harrys Hose doch irgendwie. Leicht genervt zupfte ich an mir rum und stöhnte frustriert auf, als nach zwei Schritten wieder alles verrutscht war.

„Du könntest auch einfach ohne Hose tanzen, Babe", meinte Harry, der urplötzlich neben mir stand, todernst. „Ach halt die Klappe du Idiot", meinte ich und sah ihn böse an. Er lachte nur. Super. „Äh, Harry. Ich weiß ja jetzt nicht, aber der nächste Kurs ist etwas älter. Die kennen dich bestimmt." Er zuckte nur mit den Schultern und ich schob ihn in meine Umkleide und schloss die Tür, bevor die nächsten Mädels kamen.

Als sie den Raum betraten, war ich unglaublich froh, dass ich Harry weggesperrt hatte, da Avery ein One Decicion (oder so) Shirt trug. Wenn sie Harry gesehen hätte, wäre hier womöglich alles aus dem Ruder gelaufen. Auch diese Stunde brachte ich schließlich hinter mich und als ich alleine war, atmete ich erleichtert aus.

Versteht mich jetzt nicht falsch, ich liebte meinen Job wirklich (habe ich glaube ich schon oft genug gesagt), aber ich fühlte mich durch den Streit mit Laura und das Feiern gestern schon etwas ausgelaugt. Aber ich hatte den Tag ja mehr oder weniger überlebt.

Ich ging in meine Umkleide, wo sich Harry in einen der Sessel gelümmelt hatte und Musik hörte. Als er mich bemerkte, zog er sich die Stöpsel aus den Ohren und sah mich erwartungsvoll an. „Was?", fragte ich grinsend. „Was machen wir jetzt", wollte er, euphorisch wie ein Kind, wissen. Ich lachte kurz auf und fuhr mir müde durch die Haare. „Also ich will nach Hause und mit Laura reden. Du kannst ja mitkommen und, äh, irgendetwas mit Niall machen." Er nickte und stand auf. „Du tanzt voll gut. Du gehörst nicht in eine Tanzschule, Babe", meinte er, bevor er hinaus in den Flur trat und mit seinem Arsch wackelte. Ich folgte ihm kopfschüttelnd. Er war einfach zu witzig und wirkte so... am Boden geblieben, dafür, dass er ein Weltstar war.

Als wir in seinem Auto saßen, machte er den Radio an und die aktuellen Charts liefen. Als Drag me down angekündigt wurde wechselte er schnell den Sender. Ich wusste von Amy, dass das einer ihrer Songs aus dem neuen Album war und ging wieder auf den Sender. Er warf mir einen dein-verdammter-ernst-Blick zu und ich grinste ihn unschuldig an. Ich kannte nur den Anfang des Songs, da ich Boybands ja eigentlich nicht mochte, aber ich musste zugeben, dass der Song gut war. Danach kam wieder normale Musik.

„Nicht schlecht", meinte ich irgendwann und er zuckte mit den Schultern. „Ich mag unsere Musik nicht so", sagte er schließlich und ich lachte kurz auf. „Du magst deine eigene Musik nicht?", fragte ich ihn verdattert. „Babe, welcher Kerl feiert bitte die Musik einer Boyband?" Oh. Er hatte Recht. Bevor wir das Gespräch weiter vertiefen konnten hielt er vor Lauras und meiner Wohnung.

Und ich war mir echt nicht sicher, ob ich da jetzt rein wollte.

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