31.- du meinst das nie so

240 9 5
                                    

Das Lied war wunderschön. Ich saß mit meinem Laptop auf dem Schoß an der Wand lehnend auf dem Boden und wechselte von Spotify auf Youtube. Ich hatte bis jetzt noch nie diese Band gegoogelt oder allgemein gesucht, aber jetzt war es wohl so weit. Ich gab 5 Seconds of Summer in die Suchleiste ein und das erste Video, auf das ich stieß, hieß She looks so perfect. Es hatte ganze 107 Mio Aufrufe und es war erschreckend, dass diese kindischen Idoiten (die ich aber trotz dieser Tatsache in mein Herz geschlossen hatte.) so viele Klicks bekamen.

Wie es das Schicksal natürlich nicht anders wollte begann das Video mit meinem wundervollen Fakefreund Luke. Sein jüngeres ich sah leider ziemlich niedlich aus und wenn man bedachte, wie er jetzt aussah, war es ein Unterschied von Welten, wenn nicht sogar Galaxien. Ich scrollte nach unten in die Videobeschreibung. Released am 24. Februar 2014. Da war genau an meinem 15. Geburtstag gewesen. Luke musste also ungefähr in meinem jetztigen Alter gewesen sein.

Nach She looks so perfect kam dann Amnesia und dieses Lied zauberte mir Tränen in die Augen, die ich wahrscheinlich für immer leugnen würde. Der Song ging mitten ins Herz und erinnerte mich an früher, aber vor allem dass Lucas Robert fucking Hemmings mit so viel Gefühl sang, machte es nicht besser. Dieser Typ entsprach einfach einer Hassliebe, wirklich. Das Musikvideo war wunderschön und es waren einfach so viele Friendshipgoals eingebaut, dass es nicht mehr normal sein konnte.
Es musste unglaublich witzig gewesen sein, dieses Ding abzudrehen.

Das nächste Lied hieß Heartbreak Girl. Es war weniger spektakulär und ich klickte mich immer weiter durch, bis ich auf reine Lyricvideos stieß, die anscheinend Fans geschnitten hatten. Castaway war einer dieser Songs, die man zum aufräumen hören konnte, da es irgendwie unheimlich morivierend klang. Als ich bei Broken Home ankam strömten mir wieder Tränen über die Wangen. Ich hasste es, dass ich so unglaublich emotional sein konnte. Ich klappte schniefend meinen Laptop zu und warf einen Blick auf mein Handy. 20:11 Uhr. Ich hatte mir gerade also weiß Gott wie lange Songs umd Cover der Band angehört, deren Leadsänger mein Leben zum Glück und Fluch gleichzeitig machte.

Seufzend stand ich auf und ging in die Umkleide, wo ich meinen Laptop in meine Tasche packte und dann nach draußen ging. Ich suchte sowohl meinen Schlüssel als auch mein Auto vergeblich, bis mir dann einfiel, dass ich vom Management mit dem Taxi hierhergekommen war. Ich griff nach meinem Portmonnnaie, in dem sich aber auch nur noch sehr wenig Kleingeld befand und fuhr mir genervt durch die Haare. Ich schrieb Laura, erreichte sie aber nicht. Ich schrieb Harry und Mira, welche aber auch keine Reaktion zeigten. Ashton dagegen antwortete mir mit einem warte ich komm vorbei und so wartete ich.

Irgendwann lehnte ich mich an die Hauswand und nahm mein iPhone. Das Internet konnte ich ja sowieso nicht ganz meiden und ich folgte ja auch nur netten Fans, also würde nichts schlimmes in meiner Timeline stehen.

[10:22pm] @gracemx: waiting for ash to pick me up

Ich wartete locker eine halbe Stunde, in der er immer noch nicht auftauchte, weshalb ich ihn anrief, aber er ging nicht ran. Was zur Hölle?

[10:57pm] @gracemx: @ashton5sos dude where tf r u

Weiteres verzweifeltes Warten. Von hier bis nach Hause müsste ich zum komplett anderen Ende der Stadt laufen und das würde ich nicht in einer halben Stunde schaffen. Heilige scheiße. Mein Handy piepste.

[11:04pm] @luke5sos: @gracemx @ashton5sos lol ashton isn't even at home, imma pick u up gurl, gimme 20 minutes. :) x

Oh.
Oh, stimmt, ich musste etwas nettes zurücktweeten, wir waren ja zusammen.

[11:06pm] @jazzeeey: @luke5sos awh thanks baby, i'm the girl in the sportscloths. xx

Und es waren wirklich nur knappe zwanzig Minuten bis Lukes Audi neben mir hielt. Ich riss zwar nir wenig begeistert die Beifahrertür auf, aber ich wollte nach Hause, was sollte ich schon machen? Er fuhr los. „Hi", nuschlte ich und drehte mich kurz zu Luke, der Die Augenbrauen zusammenzog. „Alter, hat du geweint?", fragte er etwas fassungslos und ich schaute ertappt zur Seite. Warum sah man das denn immer noch, verdammt. „Grace!" Ich schwieg. „Grace Eleanor!"

‚Hey, ja, ich habe heute deine Band ein bisschen gestalked und musste weinen weil ihr so schön mit Wörten umgehen könnt und weil du so eine schöne Stimme hast und so niedlich bist und sowieso geht gerade alles drunter und drüber aber heY WIE GEHTS BAbe verstehst du weil wir zusammen sind hahahahah ok aber ehrlich was ist das hier hahahahah.'

Konnte ich schlecht sagen, lief aber so in dem Moment original in meinem Kopf ab. „Grace, rede mit mir", sagte er jetzt etwas sanfter und ich wollte ihn schlagen, weil er wieder Dinge mit meinem Herz tat, die nicht passieren sollten. „Ich will nicht darüber reden okay?" Er seufzte auf und fuhr sich über die Stirn. „Du musst aber mit mir reden", meinte er und ich lachte kurz auf. „Achso, weil wir einer Beziehung sind, sorry, tut mir leid, hab ich vergessen." Ich verdrehte die Augen. „Hallo, jetzt übertreib mal nicht. Denkst du ich hatte Bock auf all das hier!? Auf dich? Auf diese ständige Streiterei und das ganze Chaos? Es lief alles perfekt und dann kamst du in mein Leben und alles lief aus den Rudern. Denkst du, dass ich da Bock drauf habe?"

Das hatte er jetzt nicht gesagt.

„Halt an", sagte ich mit erstickter Stimme. Er fuhr weiter. „Luke, ich schwöre, halt an oder ich springe aus diesem scheiß fahrenden Auto!", schrie ich und er trat endlich auf die Bremse. Ich griff nach dem Türgriff. „Grace, scheiße, ich meinte das nicht so." Ich lächelte ihn schwach an. „Du meinst das nie so", sagte ich mit Tränen in den Augen und stieg aus. Ich lief los, ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, aber die Tatsache, dass es mittlerweile ziemlich dunkel war, trieb mich immer weiter voran, bis ich irgendwann an einer Kirche stand. Atemlos ließ ich mich auf deren Stufen nieder und tat etwas, was ich seit gefühlten zehn Jahren nicht mehr getan hatte.

Ich rief Mom an.

How to be famousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt