No. 9

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Wie bereitet man sich darauf vor, Kreaturen der eingen Rasse umzubringen?

Und vielleicht ein Mitglied seines Clans zu verlieren?

Die Cullens tun es, indem sie schweigend den Sonnenuntergang betrachten, sich in der Nacht über Kampftechniken unterhalten und sich morgens klar machen, warum wir das Alles tun.

Für die Menschen.

Für einander.

Für ein Leben in Frieden, so widersprüchlich das auch klingen mag.

Dann gehen wir alle auseinander, um uns bereit zu machen. I

ch betrete den monströsen, begehbaren Kleiderschrank, den wir Mädchen uns teilen. Auf meiner Suche nach etwas Bequemen, das mir genug Bewegungsfreiheit gewährt, streife ich mit meinen Fingern lange Kleider aus Seide, edle Lederschuhe, teure Handtaschen.

Manchmal begreife ich immer noch nicht, dass das alles hier nun auch mir gehört. So viel Kleidung, dass man eine halbe Schulklasse damit ausstaffieren könnte.

Ich streife weiter zu den alltäglichen Sachen und finde eine enge Hose, deren Stoff sich leicht dehnt. Ein schlichtes Oberteil und eine Jacke, deren Leder genauso weich ist, wie das der Stiefel, die ich mir aussuche. Diese haben ein gutes Profil und passen sich meiner Fußform an. In ihnen werde ich gut rennen können.

Rose und Alice kommen herein.

„Gute Wahl“, grinst Alice mit Blick auf meine Schuhe und ich muss lächeln. Die beiden suchen sich ähnliche Sachen heraus und bestärken mich somit ohne Worte, dass ich das Richtige angezogen habe.

„Soll ich dir deine Haare machen?“, fragt Rosalie.

Ich weiß, sie mag es sehr, Frisuren zu erschaffen und sie weiß, dass ich es mag, wenn sie das tut.

Lächelnd nicke ich und setze mich auf den Stuhl vor dem Frisiertisch.

Mit der Bürste entwirrt sie mein Haar, bis es mir glatt den Rücken hinunterläuft. Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass es nicht mehr wachsen und mir für immer bis kurz über die Brust reichen wird.

Rose trennt hinter meinem Ohr eine Partie ab, beginnt zu flechten und nimmt immer mehr Strähnen hinzu, bis alle Haare oben sind und keine mehr in meinem Nacken liegen.

Ich genieße das Gefühl ihrer Berührungen und im Spiegel mit anzusehen, wie mehr und mehr meines Gesichts zu sehen ist, bis es gänzlich frei liegt. Es erinnert mich an die vielen Abende, an denen meine Mutter mich frisiert hat.

Rose fixiert alles mit Klammern und Haarspray. Ihre Hand liegt in meinem Nacken, während ich mich im Spiegel betrachte.

„Danke“, sage ich und will aufstehen, aber Alice hält mich zurück. Esme kommt ins Zimmer, sie trägt eine Schachtel in den Händen.

„Für dich“, lächelt sie und ich nehme das Geschenk vorsichtig entgegen. Eine Silberkette, schlicht, mit einem kleinen Anhänger.

„Das ist das Cullen Wappen“, erklärt Alice und ich höre den Stolz in ihrer Stimme, als sie mir die Gravur zeigt.

„Wir alle haben so eins“ Sie bückt sich, damit ich die Brosche an ihrer Bluse betrachten kann, Rosalie zieht ihren Ärmel nach oben und legt ein Armband frei.

„Danke“, hauche ich und umarme die drei. Ich weiß nicht, warum sei mir es genau jetzt gegeben haben.

Vielleicht, weil sie mir ihre Liebe zeigen wollen.

Oder damit ich mich ihnen zugehöriger fühle.

Vielleicht, weil sie wollen, dass ich das weiß, wenn ich beim Kampf sterben sollte.

Esme drückt lächelnd meine Hand und wir gehen alle nach unten.

„Schöne Kette“, grinst Jasper und zeigt mir dann sein Wappen, das sich auf der Innenseite seiner Uhr befindet.

Dann verlassen wir das Haus und machen uns auf den Weg zu der Wiese, auf der der Kampf stattfinden wird. Noch weiter weg aus Forks, weiter Richtung Seattle.

Meiner Heimatstadt. Ich weiß, dass ich nicht dorthin zurückkehren werde, trotzdem ist es ein schönes Gefühl in die Richtung meines zu Hauses zu laufen. Ihm ein bisschen näher zu sein.

Doch der Platz, der für die Schlacht ausgesucht wurde, ist auch von Seattle fast zwei Stunden mit dem Auto entfernt.

Kein Mensch darf in der Nähe sein.

Niemand soll in Gefahr gebracht werden – außer wir selbst.

Die Werwölfe haben sich schon eingefunden, wie wir es besprochen haben verbergen sie sich hinter der kleinen Anhöhe, um im passenden Moment hervorzuspringen.

Ein letztes Mal umarme ich alle, außer Edward, der sich schon gestern verabschiedet hat und bei Bella bleibt, und nehme meine Position ein.

Dann blicke ich in Richtung der untergehenden Sonne, die gerade über dem Horizont hängt und diesen in verschiedenen warmen Farbtönen erhellt. Ich schweife weiter zu der kleinen Waldgruppe, die die Wiese begrenzt.

Von dort werden sie kommen.

Charlotte Cullen | Twilight FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt