No.20

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Die Tage bis Montag, vorallem das Wochenende, kriechen dahin und scheinen mich zu verspotten.

Vorallem das Wochende, an dem ich nichts anderes vor habe, als ein paar Bücher über den Nationalsozialismus, die ich mir in der Bücherei ausgeliehen habe, zu lesen und meine Hausaufgaben zu erledigen. Für die brauche ich natürlich nicht lange, nein, manchmal bleibt mein Computer hängen, weil er nicht mit der Schnelligkeit meiner Eingaben zurrecht kommt.

Aus Frust entscheide ich schließlich, den Kleiderschrank aufzuräumen. Alice findet mich Stunden später zwischen Haufen aus Baumwolle und Leinen, immernoch dabei herauszufinden, ob ich die Stücke nach Designern, Farben oder Anlässen sortieren soll.

Kopfschütteld verlässt sie den Raum wieder.

Schließlich hat jeder Designer seine eigene Ecke, oben hängen die Sachen für Feierlichkeiten und, in der Mitte für schickere Anlässe und unten für den Alltag, schön nach Farben sortiert.

~*~

Am Montag in der Pause kommt Alex auf mich zu.

„Können wir heute vielleicht zu dir wegen des Referats? Bei uns wird die Küche renoviert und es ist erstens ziemlich laut und zweitens ziemlich staubig“, fragt er, leicht entschuldigend.

Ich zögere kurz. Alex in unserem Haus? Doch schließlich nicke ich, wenn nicht all die Cullens da sind, merkt er vielleicht nicht, wie... nun ja, anders wir sind.

„Klar“, sage ich schulterzuckend, als würden wir jeden Tag Gäste empfangen, und ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.

„Gut“

Ich entschuldige mich und eile in Richtung Toilette, bleibe aber im Flur davor stehen. Schnell tippe ich die Nummer von zu Hause in meine Handy und hoffe, dass jemand rangeht und sie nicht wie meistens die Mailbox antworten lassen.

Ich habe Glück, nach ein paar Mal Klingeln nimmt Rosalie ab. Ich erkläre ihr in knappen Worten die Situation, sie scheint Verständnis zu haben und sagt, dass sie sich um alles kümmern wird.

Erleichtert danke ich ihr, dann lege ich auf. Dann wäre das schon mal geklärt.

~*~

„Soll ich das Radio anmachen?“, frage ich Alex, er nickt. Mit einem Knopfdruck schalten sich die Boxen an, Rauschen umgibt uns.

„Sorry, bisher habe ich hier noch kein Radio gehört“, sage ich entschuldigend, während ich die Anlage eilig leiser stelle. Alex beugt sich nach vorne und drückt ein paar Tasten, bis Musik erklingt.

Augenblicklich entspanne ich mich. „Gutes Lied“, nicke ich, er stimmt mir zu.

„Ihr wohnt außerhalb?“, fragt er mich, als ich auf die Straße die aus der Stadt hinaus führt abbiege.

„Ja, meine Familie mag die Natur sehr gern. Draußen ist es etwas friedlicher und ruhiger“, erkläre ich und gebe etwas mehr Gas.

Nach einer reichlichen Viertelstunde fahre ich über die Auffahrt und halte vor dem Haus. Um ehrlich zu sein habe ich nicht wirklich Lust, Alex all die teuren Autos in der Garage zu präsentieren. Das Geld ist zwar angenehm, trotzdem mag ich es nicht, damit zu protzen.

Doch schon das Haus, naja, eher die Villa, lässt seinen Mund offen stehen.Bisher ist mir nie aufgefallen, wie groß es ist, bei uns elf Personen – Jacob mitgerechnet – ist es eigentlich immer gut gefüllt, Leere gibt es nicht.

„Okay, dann lass uns reingehen“, schlage ich vor und wir treten in den großen, sich über das ganze Erdgeschoss erstreckenden Wohnbereich.

Rose hat ihr Versprechen gehalten, niemand außer Edward, Renesmee – die schon früher aushatte und wieder Bus gefahren ist – und Bella sind hier.

Ich begrüße sie und stelle Bella und Edward Alex als meine älteren Adoptivgeschwister vor.

Höflich begrüßt er sie, dann gehen wir hoch in mein Zimmer. Erst jetzt merke ich, wie groß es eigentlich ist. Alex schaut sich kurz um, dann lässt er sich vorsichtig auf meinem Bett nieder.

„Du bist also adoptiert?“, fragt er und ich höre eine Spur Mitleid mitklingen.

„Ja. Vor ein paar Jahren. Meine Familie ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen und Carlisle – also mein Adoptivvater – ist ein Kollege meiner Mutter gewesen. Er und Esme haben schon Recht viel Erfahrung und haben dann auch mich aufgenommen“, trage ich den Text, den ich mit Esme geübt habe, vor und hoffe, dass es möglichst realistisch klingt.

„Tut mir Leid für dich“, sagt Alex und lächelt mich mitfühlend an.

„Ist schon in Ordnung...“, bringe ich heraus, auch wenn es das nicht ist. „Lass uns anfangen. Ich habe in ein paar Büchern recherchiert“

Mit der Hand deute ich auf die vier Bücher auf meinem Schreibtisch.

„Die hast du alle seit dem letzten Mal gelesen?“, fragt Alex erstaunt.

Nein, habe ich nicht. Eigentlich habe ich noch sechs andere gelesen, aber da ich aus ihnen keine neuen Erkentnisse gewinnen konnte, habe ich sie wieder zurück in die Bibliothek gebracht.

„Nur die wichtigen Stellen“, lüge ich und setze mich neben Alex.

Als wäre es unabsichtlich – was es natürlich nicht ist, im Gegenteil – strecke ich mein Bein so aus, das es seines berührt.

Ich sehe aus den Augenwinkeln, wie er aufblickt und mich anlächelt, öffne jedoch meinen Laptop und tue so, als wäre ich zu konzentriert, den on-Button zu drücken.

Ein paar Stunden arbeiten wir, dann stellen wir unsere Computer zur Seite und beginnen, uns zu unterhalten.

Ganz natürlich liegt seine Hand auf meiner und wir lachen über eine Anekdote aus seiner Kindheit, die er mir erzählt.

Und dann bin ich in seinem Blick gefangen, wie magisch ziehen mich seine blauen Augen an, immer näher zu seinem Gesicht hin.

„Ich mag dich, Charly“, flüstert Alex und ich spüre den Hauch seines Atems gegen meine Wangen, so nahe sind wir uns jetzt.

Ich rücke ein Stück näher zu ihm, achte aber darauf, dass unsere verschränkten Hände sich nicht trennen.

„Ich mag dich auch“, lächle ich zurück und spüre, wie seine andere Hand nach oben zu meiner Wange gleitet. Sie strahlt eine angenehme Wärme aus, als sie kurz meine Haut streichelt und dann verweilt.

Dann beugt er sich nach vorne und seine Lippen liegen warm und weich auf meinen, nur ganz kurz.

Er weicht ein Stück zurück, wartet auf meine Reaktion.

Mein breites Grinsen nimmt er als Bestätigung und diesmal berühren sich unsere Lippen länger

. Als wir uns wieder voneinander lösen, lächeln wir beide.

Charlotte Cullen | Twilight FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt