No. 33

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Als er am nächsten Morgen aufwacht stelle ich mich schlafend.

Ich spüre seinen Blick auf mir und seinen Fingerkuppen auf meiner Wange, bevor er leise meinen Namen sagt. Augenblicklich breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus und ich schlage die Augen auf.

„Morgen“, flüstert er, seine Stimme noch etwas schläfrig und mein Grinsen wird noch breiter.

Ich setze mich auf und strecke meine Arme aus. Dann täusche ich ein Gähnen vor und stehe auf.

Wir gehen zusammen in den Speisesaal und frühstücken. „Jenn kommt nicht mit nach Versailles. Ihr geht’s nicht so gut“, erklärt Ashley, die einzige, die die letzte Nacht in unserem Zimmer verbracht hat. Ich nicke nur.

Der Tag vergeht viel zu schnell, die riesigen Zimmer des Schlosses, der Park, all das verschlägt mir den Atem und ich versuche alles so gut wie möglich in mich aufzusaugen, jede Sekunde in meinem Gedächtnis einzuspeichern, um sie nie wieder zu vergessen.

Wie Alex meine Hand nimmt, wie ich mit meinen Freunden am See sitze und lache. Wie Holly und Zac sich ein Eis teilen.

Die Art, mit der Jack und Ryan das Ruderboot, das wir uns geliehen haben, fast zum Kentern bringen und das unbeschreibliche Gefühl eines freien Lachens.

Einfach wie es ist ein Mensch zu sein.

Doch am Abend wartet der Wochenpunkt auf uns, auf dem ich mich schon freue, seit ich von der Fahrt erfahren habe.

Der Eifelturm.

Zu Hause hingen von ihm Bilder in meinem Zimmer und es war immer mein Traum, ihn zu besuchen.

Holly ist genau so aufgeregt wie ich und wir bekommen ein paar amüsierte Blicke zugeworfen, als wir uns im Bus lautstark darüber unterhalten, was wir anziehen wollen.

Als sie die Sachen aus dem Zimmer holt, bitte ich sie einfach, mir meine ebenfalls mitzubringen, während ich duschen gehe. Holly hat mir mein Kleid mitgebracht, es ist ziemlich sommerlich, deshalb trage ich einen gestrickten Cardigan und einen Schal dazu.

Meine Haare binde ich locker hoch, dann streife ich mir meine üblichen Boots wieder über.

Mit hellen und dunkleren Brauntönen betone ich meine Augen noch etwas, dann bin ich fertig und assistiere Holly beim Drehen ihrer Locken.

Am Ende schauen wir beide in den Spiegel und Nicken uns zufrieden zu.

Auf dem Weg zurück zum Jungszimmer läuft Zac uns über den Weg, grinsend verabschiede ich mich von den Beiden mit der Bitte, dass sie Hollys Locken nicht zu sehr strapazieren sollten.

Alex wartet bereits am Bus auf mich und wir suchen uns einen Platz in der Mitte.

Aus dem Fenster sehe ich, dass Zac und Holly in den anderen Bus steigen, unsere anderen Freunde folgen ihnen. Wir werden uns dann wahrscheinlich an der Schlange wieder treffen.

Die Fahrt dauert nicht so lange, wie ich erwartet habe und kurz darauf steht der Eifelturm im rosigen Licht der Dämmerung vor uns. Ein breites Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus.

Das ist er.

Doch mein Lächeln verschwindet, als ich die Schlange vor den Aufzügen sehe. Und nein, Mr. Edison hat nicht daran gedacht, Karten vorzubestellen.

Ich bin nur froh, dass der Bus, in dem sich Mrs Medina befindet, noch nicht da ist, ich kann mir ihr angesäuertes Gesicht bildlich vorstellen. Wenn sie etwas überhaupt nicht abkann, dann, wenn etwas nicht nach Plan läuft.

Also bleibt uns nichts anderes übrig, als uns ebenfalls in die lange Schlange der Touristen einzureihen und zu warten.

Alex und ich beginnen ein Spiel zu spielen, dass an meiner alten Schule ziemlich populär war. Es heißt 'Wahr, oder nicht wahr?' Und besteht einfach daraus, dass man sich gegenseitig Fragen stellt, die der andere mit wahr oder nicht wahr beantworten muss.

Auf diese Art und Weise lernt man wirklich viel über den Anderen.

Ich erfahre, dass Alex Mutter Grundschullehrerin ist, sein Vater Anwalt und kurz schweift das Thema zu Emily und Mom. Es fällt mir immer noch schwer, über sie zu reden, obwohl mein Verschwinden nun schon mehere Jahre her ist und ich eigentlich langsam daüber hinweg kommen müsste.

Dann reden wir weiter, über unsere Zukunft, über Lehrer, Paris, über Träume.

Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir endlich an der Reihe und quetschen uns mit einigen anderen in den Aufzug. Für einen Moment verstummen unsere Fragen und ich sehe einfach zu, wie die Menschen unter uns immer kleiner werden, erkenne kurz

Ashleys grinsendes Gesicht in der Menge, bevor die erste Plattform sie verdeckt.

Oben verschlägt es mir die Sprache. Es ist wundervoll.

Man kann die ganze Stadt überblicken,  die Gebäude und Brücken leuchten glitzernd in der Nacht. Die Seine schimmert im Licht der Stadt und des Mondes, ein paar Schiffe zieheb vereinzelt ihre Runden, Autos hupen weit unter uns.

Ich greife nach Alex Hand. Ihm scheint es ähnlich zu gehen.

Und dann zerbricht Sally aus meiner Parallelklasse den Zauber.

"Oh god, ist das suuper! " kreischt sie mit ihrer nervigen Stimme von hinten in mein Ohr, drängelt sich an mir vorbei und sowol ihr Kopf, der mir die Sicht versperrt, als auch ihr aufdringliches Parfum lassen mich ihr etwas angesäuert auf den Fuß treten.

Oops.

Natürlich macht sie ein großes Drama, ich entschuldige mich kurz und suche dann mit Alex das Weite.

Wir gehen auf die andere Seite, lachen über Sally und spielen unser kleines Spiel weiter.

Nach einer Weile verstummen wir, wie auf ein unsichtbares Zeichen und ich schaue ihn lächelnd an.

Ich stehe auf dem Wahrzeichen der vielleicht schönsten Stadt der Welt, mit dem Jungen, den ich liebe. Vorsichtig umarme ich ihn und lege dann meine Lippen auf seine.

Es ist nicht der längste Kuss, den wir hatten, aber es ist der schönste.

Als wir uns wieder voneinander gelöst haben,  fängt Alex mich mit seinem Blick bis ich still dastehe.

Und an seiner Haltung merke ich, dass nun der Moment gekommen ist, vor dem ich mich die ganze Zeit gefürchtet habe.

Dann fragt er mich.

"Du bist kein Mensch. Wahr oder nicht wahr? "

Charlotte Cullen | Twilight FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt