Ich weiß, dass der heutige Tag eine Qual sein wird.
Die groben Maschen meines Lieblingspullis umschmiegen mich weich und der Geruch meines Parfums – Coco Mademoiselle von Chanel – beruhigt mich etwas, doch ich weiß, dass mich Beides in keinster Weise vor den Schmerzen wappnen wird, die mich erwarten.
Ich hatte wirklich überlegt, heute die Schule zu schwänzen, doch es ist besser, wenn ich das so schnell wie möglich hinter mich bringe.
In meinem Kopf habe ich eine Prioritätenliste und ich habe entschieden, dass ich auf Jenn keinesfalls verzichten kann. Ich werde sie nicht in Gefahr bringen, und trennen will ich mich noch nicht von dieser wunderbaren Freundschaft, die uns seit kurzem verbindet.
Wenn sie mich nach dem, was ich Alex antun werde überhaupt noch will.
Deshalb hole ich sie auch wie gewohnt ab und wir fahren fröhlich plaudernd wie immer.
Vor dem Schulgebäude zögere ich, doch Jenns verwirrter Blick lässt mich weiterlaufen.
Da vorne steht unsere Gruppe. Alex' Augen leuchten auf, als er mich sieht und ich will nichts mehr, als zu ihm hinlaufen und mich in seine Arme werfen.
Stattdessen wende ich meinen Blick ab.
„Ich muss nochmal zum Schließfach“, sage ich zu Jenn und eile in die entgegengesetzte Richtung. Dann laufe ich zu meinem ersten Kurs, Kunst.
Ich kann mich kaum auf den Lehrer konzentrieren, immer wieder driften meine Gedanken ab, hin zu Alex und unausgesprochenen Wünschen.
Die Doppelstunde vergeht viel zu schnell, und nun kommt die Pause, vor der ich mich gefürchtet habe.
Ich gehe nicht wie sonst zu unserem Treffpunkt auf dem Schulhof, sondern verziehe mich in die Bibliothek.
Der Geruch von Büchern und Stille heißt mich leise wispernd willkommen und ich entspanne mich etwas.
Ich durchschreite die Gänge und bleibe schließlich bei den Klassikern und meinem Lieblungsbuch hängen. Die Seiten von Wuthering Heights – zu deutsch Sturmhöhe - sind schon leicht abgegriffen, ich bin nicht die Erste, die es hier im Regal findet.
Leise begebe ich mich in den hinteren Teil und lasse mich auf einem der Sessel nieder. Ich schlage meine Lektüre auf und tauche in die Welt des stürmischen Englands ein.
Auch die zweite Pause verbringe ich hier, sowie die Mittagspause. Panik breitet sich in mir aus, als es wieder klingelt.
Geschichte.
45 Minuten, Seite an Seite mit dem Jungen, den ich verletzen muss, damit es ihm gut geht. Verquere Welt.
Seufzend suche ich meine Sachen zusammen und Stelle mein Buch zurück an seinen Platz. Ich warte extra vor der Tür und trete erst mi Mrs Medina in den Klassenraum, um ein Gespräch zu vermeiden.
Alex lächelt glücklich.
„Hey“, begrüßt er mich, als ich mich neben ihm niederlasse. „Ich dachte schon du wärst gegangen. Wir haben dich in der Pause vermisst“
Er will sich zu mir hinüber beugen und mir einen Kuss – ob auf den Mund oder auf die Wange kann ich nicht erkennen – geben, doch ich entweiche ihm.
Enttäsucht zieht er sich zurück. „Alles in Ordnung?“, fragt er und legt mitfühlend seine Hand auf meine Schulter.
Ich schüttle sie ab. Nein, nichts ist in Ordnung! Schreit meine innere Stimme, aber aus meinem Mund kommen die Worte: „Klar, was soll den sein?“
Seine Mundwinkel fallen nach unten und ich sehe den Schmerz in seinen Augen, an dem ich Schuld bin.
Mrs Medina beginnt die Stunde und ich tue so, als würde ich ihr interessiert zuhören, um Alex Blick auszuweichen und seinen verletzten Ausdruck nicht sehen zu müssen.
Sobald es klingelt stürze ich aus dem Raum. Ich spüre seinen Blick auf mir, der mich hinausverfolgt.
Was ist los mit ihr?, denkt er bestimmt.
Traurig laufe ich zurück zum Auto und warte dort auf Renesmee. Sie sieht glücklich aus, als sie die Tür öffnet und sich neben mich setzt und beginnt von ihrem Tag zu erzählen. Von ihren Freunden.
Ich sage nichts, sondern starte den Wagen.
Als wir an der Bushaltestelle vorbeifahren, sehe ich, wie meine Freunde dort einsteigen.
Ich zwinge meinen Blick wieder auf die Straße und gebe Gas.
Das alles muss hinter mir bleiben.
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Charlotte Cullen | Twilight Fanfiction
Fanfiction{abgeschlossen, überarbeitet} "Don't be afraid to change. You may lose something good but you may gain something better." Es sind mindestens zwanzig und meine Augen können ihnen gar nicht folgen, ich nehme nur Bruchteile wahr. Anmutige, blitzschnel...