No. 24

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Meine Freunde, außer Jenn, haben sich alle von mir abgewendet.

Und ich kann es ihnen nicht verübeln. An ihrer Stelle würde ich genau so handeln.

In den Pausen bin ich eigentlich immer in der Bücherei, ich will mich nicht zwischen Jenn und meine früheren Freunde drängen.

Das einzig gute ist, dass ich nicht mehr runter in die Cafeteria gehen muss, doch dieser Trost ist mehr als nur schwach.

Das Wochenende zieht an mir vorrüber, ich ignoriere die besorgten Blicke der Cullens und gehe alleine jagen.

Der See wird mein neuer Lieblingsplatz, die Anderen scheinen zu respektieren, dass ich mich dorthin zurückziehen möchte und überlassen mir diese Stelle. Kein einziges Mal gehen sie dorthin.

Beim Gedanken an Montag zieht sich alles in mir zusammen.

Das Projekt mit Alex.

Wir haben es nicht abgesagt, das könnten wir auch gar nicht. Dafür sind wir noch nicht weit genug, viele Fragen sind noch offen, sodass wir nicht alleine arbeiten können.

Scheiße...

Am Montagmorgen will ich wieder meinen gemütlichen grauen Pulli anziehen, doch mir fällt auf, dass ich diesen nun seit über schon einer Woche trage.

Also mache ich mich auf die Suche nach etwas anderem, am Ende trage ich einen ähnlichen Sweater, der fast genauso bequem ist. Dazu einfach eine Leggins und Boots, es ist mir ziemlich egal, wie ich aussehe. Die Haare fasse ich mit einem Gummi nach oben, vorne hängen Strähnen heraus.

Egal.

Ich hasse dieses Wort, seitdem Alex es benutzt hat.

Schlecht gelaunt schultere ich meine Tasche und steige in das Auto.

Als ich sehe, wie Jakob Renesmee zum Abschied küsst – die beiden sind endlich zusammen gekommen – drücke ich auf die Hupe und rufe ihr zu, sie soll sich beeilen. Sie verdreht die Augen und läuft die Stufen hinunter in die Garage.

Die Kurse vergehen viel zu schnell, meine Angst wächst.

Dann ist es so weit, die letzte Stunde ist vorbei. Ich lasse mir Zeit beim Einräumen meiner Sachen, drehe meine Schließfachkombination mit Absicht ein paar Mal falsch ein. Doch ich weiß, dass ich dem nicht entrinnen kann, dass es nur verzögert, nicht aber aufgehoben ist.

Auch Alex lehnt nicht wie sonst locker an der Wand, er steht mit beiden Händen tief in den Taschen seiner Jacke da und tippelt ungeduldig mit seinem Fuß auf der Stelle.

Zur Begrüßung nicken wir uns nur schweigend zu, er folgt mir stumm zum Auto.

Bis wir vor seinem Haus halten, haben wir noch kein Wort gesagt, das dehnt sich aus, bis wir in seinem Zimmer sind und unsere Laptops hochgefahren haben.

Erst dann tauschen wir knappe Sätze miteinander, achten darauf, ja nicht zu viel zu sagen, sachlich zu bleiben. Nur ein Informationsaustausch, es ein Gespräch zu nennen, wäre völlig übertrieben.

Irgendwann halte ich es nicht mehr aus, wenigstens für eine kurze Zeit muss ich dieses Zimmer voller Enttäuschung, Leid und meiner Beschämung verlassen und gehe auf die Toilette.

Im Spiegel sehe ich das Mädchen, dass ich immer sehe.

Ihre Haut sieht rosig aus, die Augen glänzen, selbst der Dutt wirkt irgendwie gewollt unordentlich.

Wie wenig mein Äußeres zu meinem Inneren passt.

Ich lasse mir warmes Wasser über meine Hände laufen und versuche ein Lächeln. Es missglückt.

Frustriert verlasse ich den Raum.

Als ich Alex' Zimmer betrete, sehe ich ihn auf dem Bett hocken.

Sein Blick ist nicht mehr auf den Laptop gewannt, sondern geht aus dem Fenster.

Sind das Tränen in seinen Augen?

Bevor ich es näher betrachten kann, wird er auf mich aufmerksam. Unsere Blicke kreuzen sich, halten einander fest.

„Warum, Charlotte?“, fragt er schließlich.

Die Wut und der Schmerz von unserem letzten Gespräch ist nicht mehr da, es klingt eher wie Resignation.

Leise setze ich mich zu ihm. Seine Augen. Dieses blau. Wieder hält es mich gefangen.

„Ich wollte das nicht“, flüstere ich schließlich, beinahe lautlos. „Alex...“

Es muss einfach sein.

Ich kann nicht anders.

„Ich weiß, dass ich das noch bereuen werde“, murmle ich, bevor ich langsam meine Hände nach ihm ausstrecke.

Sofort entsteht eine Gänsehaut in seinem nacken, als ich mit meinen kalten Fingern seine Wangen berühre. Einen Moment halte ich inne, und warte dass er zurückzuckt, meine Hand wegschlägt. Er tut es nicht. Also krabble ich näher, bis ich direkt vor ihm knie. Leise beuge ich mich vor und betrachte seine Lippen, voll, rot, lebendig. Dann küsse ich ihn.

All der Schmerz, all meine Schuld, all die nicht ausgesprochenen Entschuldigungen, die ich mir nachts überlegt habe, all das lege ich in diesen Kuss.

Erst bleibt er starr, doch dann öffnet er seine Lippen und küsst mich zurück.

Ich weiß nicht wie lange, doch es dauert, bis wir uns wieder voneinander lösen. Er scheint etwas verwirrt, doch glücklich.

Und ich bin es auch, glücklich und erleichtert. „Ich kann dir nichts versprechen“, sage ich leise. „Aber wir können es versuchen“

Seine Lippen liegen wieder auf meinen und ich weiß, dass es nicht stimmt, was ich gesagt habe.

Denn dieser Kuss ist ein Versprechen.

Charlotte Cullen | Twilight FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt