No 42

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Volle Lautstärke. Die Bässe schlagen gegen meine Ohren. Ich schließe die Augen und gebe mich voll und ganz der Musik hin.

So verbringe ich die meisten Nächte. Nicht immer auf meinem Bett liegend, so wie heute. Manchmal auch draußen an meinem Platz am See.

Zwischendurch lese ich oft, aber in dieser Nacht  liege ich einfach nur da und höre einige Alben, konzentriere mich auf die Töne und vergesse alles um mich herum.

Ich merke nicht, wie die Sonne vor meinem Zimmer aufgeht und den Himmel entflammt. Und auch nicht, dass sie sich nicht wie sonst hinter den Wolken verzieht, sobald sie eine gewisse Höhe erreicht wie sonst, sondern strahlend hell am Himmel bleibt und einige Strahlen zu mir hinein schickt.

Erst als Alice das Zimmer betritt und mir die Kopfhörer vom Kopf reißt, werde ich aufmerksam.

"Charly, ich rufe dich schon seit Ewigkeiten!", beschwert sie sich und stemmt die Hände in die Hüften. Oops.

"Sorry, ich hab dich nicht gehört", murmle ich und drücke die Pausentaste meines iPods.

"Ich habs gemerkt", verdreht sie die Augen und lässt sich neben mir auf dem Bett nieder. "Und ich denke, du hast auch noch nicht hinausgeschaut, habe ich Recht?"

Mein Blick geht zum Fenster und die plötzliche Helligkeit lässt mich blinzeln. Ich bin die Sonne nicht mehr gewohnt, so selten wie sie hier scheint.

"Das wird den ganzen Tag so bleiben", kündigt Alice an. "Du kannst heute wohl nicht in die Schule gehen"

Ich lasse mich zurück in die Kissen fallen. Zugegeben, einem Tag voll langweiligem Unterricht zu entgehen finde ich nicht wirklich schlimm, andererseits freue ich mich jedes Mal, wenn ich meine Freunde und Alex sehen kann. Und hier im Haus ist es auch nicht wirklich spannend.

"Du musst sowieso mal wieder jagen gehen...", meint Alice, dann verlässt sie den Raum.

Ich bleibe noch ein wenig im Bett, hole meinen Laptop und surfe ein wenig durchs Internet. Ein paar Folgen Gossip Girl //AN// Ich liebe die Serie!// später erhalte ich eine Nachricht von Alex.

the one ♥: Bist du krank? :o

Ich muss lächeln. Natürlich denkt er daran, wenn ich nicht in die Schule kommen. Wie sollte er darauf kommen, dass ich in der Sonne anfange zu glitzern?

Ich: Ja :(  

Lüge. Aber was soll ich ihm sonst antworten?

the one ♥: Oh nein, was hast du? ♥

Oh Gott, welche Krankheit heilt nach einem Tag? Ich durchforste mein Gedächtnis, aber es ist zu lange her, dass ich selbst einmal krank gewesen bin. Deswegen antworte ich einfach auf gut Glück.

Ich: Kopfscherzen&Übelkeit. ugh.

Seine Antwort kommt prompt.

the one ♥: Oh nein :(

                   Gute Besserung, mein Schatz :*

Ich muss lächeln. Auch wenn das so ziemlich der wahrscheinlich meistgenutzte Spitzname unter Paaren ist, es macht mich jedes Mal glücklich, wenn er mich so nennt.

Ich: Danke :*

Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass seine Pause gleich zu Ende ist.

Ich: Ich hoffe du hast einen schönen Tag ♥

        Und sag den anderen liebe Grüße (:

the one ♥: Mach ich.

                   love you ♥

Mein Lächeln wird zu einem breiten Grinsen.

Ich: love you, too ♥

Dann sperre ich mich wieder und wende mich wieder meinem Laptop zu.

~*~

Stunden später klappe ich das Gerät dann zu und trotte ins Bad. Schnell bin ich geduscht und habe meine üblichen Jagdsachen an - eine dehnbare Hose, ein Baumwollshirt (heute ist es grün) und Lederstiefel mit gutem Profil.

Ein Blick aus dem Fenster verrät mit, dass die Sonne vor knapp zwei Stunden im Zenit stand, jetzt ist sie schon wieder langsam auf ihrem Weg abwärts. Wie schnell so ein Tag vorbeigeht, wenn man nichts tut.

Damit meine Haare sich im Wind nicht verknoten können, pflechte ich sie mir zu einem Zopf, der meinen Rücken hinunterfließt. Dann bin ich fertig.

Ich hebe nur kurz die Hand zum Gruß, als ich das Wohnzimmer durchschreite, es sind sowieso nur Edward und Alice dort, die mal wieder Schach spielen.

Kaum habe ich die Tür geöffnet, spüre ich das schon fast vergessene Kitzeln der Sonnenstrahlen. Meine Finger, die erleuchtet werden, beginnen zu glitzern und zu funkeln.

Einen kurzen Moment bin ich gebannt von dem Anblick und schaue staunend auf meine Haut. Auch wenn es nichts Neues für mich ist, ist es dennoch faszinierend.

Dann mache ich mich auf den Weg zum Wald und befinde mich schon bald wieder im Schatten. Nur kleine Lichtfelder scheinen durch die Äste und weben einen fleckigen Teppich über die Blätter.

Da ich nicht so viel Lust habe,mich weit vom Haus zu entfernen, gehe ich nur ein paar Schritte bis zu einem Fels in der Nähe und verberge meine Gestalt hinter einem der dort wachsenden, üppigen Büsche.

Ich muss nicht lange warten. Ein großer Hirsch kreuzt diese Stelle, schon bin ich bei ihm und sauge sein Blut.

Nun ist mein Jagdsinn geweckt und zum ersten Mal versuche ich das, was Emmett mit mir schon seit mehreren Monaten machen will.

In der Nähe gibt es mehrere Bären und ich mich versehe, bin ich auf den Weg zu ihnen.

Er ist groß, braun und seine Zähne sind gefährlich groß. Eigentlich ist es eine ganze Bärenfamilie, aber ich treibe meinen Auserwählten zurück zu der Lichtung. Die anderen Bären müssen dabei nicht zusehen. Ich bin zwar hungrig und wahrscheinlich ein Monster, aber grausam bin ich nicht.

All meine Sinne konzentrieren sich nun auf das große Männchen, das inzwischen an meinem ursprünglichen Platz in der Nähe unseres Hauses angekommen ist. Ich gehe ein paar Schritte zurück, dann springe ich auf ihn.

Er kippt zur Seite und kurz spüre ich, wie weich sein Fell ist, bevor ich meine Zähne in die Ader am Hals schlage und alles, was ich mitbekomme, die Süße des Blutes ist.

Erst als immer weniger fließt und ich merke, dass er unter mir stirbt, bemerke ich die Veränderung.

Der Geruch, der sich unter den des Blutes und des Fells gemischt hat.

Menschlicher Geruch. Viel zu Nahe.

Und nicht irgendeiner.

So riecht Alex.

Charlotte Cullen | Twilight FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt