Die nächsten Tage werden nicht weniger schmerzhaft.
Am Mittwoch kommt Ryan in der Pause auf mich zu, bevor ich in der Bibliothek betrete.
„Ich hätte das niemals von dir erwartet, Charlotte“, sagt er, seine Stimme trieft vor Enttäuschung und Verachtung. „Ich dachte wirklich, dass du Alex so etwas nicht antun würdest. Was sollte das?“
Er wartet gar nicht auf meine Antwort, die ich auch nicht hätte.
„Wie auch immer. Aber halte dich fern von ihm. Und von uns. So jemanden wie dich brauchen wir nicht. Im Ernst, du bist so armselig“
Ryan schaut mich an, als wäre ich ein widerliches Insekt, dass er am liebsten zertreten würde. Und so fühle ich mich auch. Verabscheuenswert.
„Verletz ihn nicht noch mehr“
Mit diesen Worten dreht er sich auf dem Absatz um und hastet von mir weg, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.
Seine Worte haben wehgetan, aber das schlimmste ist, das er mit jedem einzelnen Recht hatte.
Am liebsten würde ich weinen.
Müde lehne ich mich an die Wand und lasse mich dort hinuntergleiten. Ich lehne meine Stirn gegen meine Beine und ignoriere die merkwürdigen Blicke, die mir die anderen Schüler zuwerfen.
Dann spüre ich einen warmen Arm um meine Schultern.
„Du hast mich heute morgen nicht abgeholt. Ich musste Bus fahren und wäre fast zu spät gekommen“
Ich muss nicht aufschauen, ich weiß, dass es Jenn ist.
„Ich habe nicht gedacht, dass du mich sehen willst“, murmle ich und höre ihr grinsen.
„Will ich“
Sie fasst unter mein Kinn und hebt meinen Kopf an, so dass ich ihr in die Augen schauen muss. „Hey. Ich weiß nicht, was das mit Alex war, aber das ändert nichts daran, dass du in den letzten Wochen wirklich eine richtig gute Freundin von mir geworden bist. Vielleicht meine beste. Und ich will dich nicht verlieren“
Ein leichtes Lächeln zuckt um meine Mundwinkel, dann zieht Jenn mich in eine Umarmung.
„Ich hab dich lieb“, flüstere ich in ihre Haare.
„Ich dich auch“, antwortet sie.
Wir lösen uns wieder voneinander und sie steht auf. Die entgegengestreckte Hand, mit der sie hochhilft, nehme ich dankend an.
Am Freitag gehe ich auch nach dem Unterricht in die Bücherei, um auf Renesmee zu warten, die später als ich aushat.
Diesmal suche ich mir ein weniger von Liebe und Schicksal getränkte Lektüre und nehme mir deshalb ein Politkmagazin aus der Zeitschriftenecke. Die Artikel sind zwar ziemlich trocken und interessieren mich nicht wirklich, doch erfüllen ihren Zweck, mir zu helfen, die Zeit zu überbrücken und Gedanken an Alex nicht mehr an mich heran zu lassen.
Kurz bevor es dann klingelt, verlasse ich die Bibliothek und... da ist Alex.
Fast genau neben mir und öffnet sein Schließfach. All meine Muskeln verkrampfen sich, ich stehe da, unfähig mich zu bewegen.
Kurz überlege ich, einfach weiterzugehen, aber Ryans Worte haben sich tief unter meine Haut, in mein Herz gegraben.
Deshalb trete ich ein paar Schritte nach vorne, Alex schaut hoch, als er mich sieht schaut er sofort wieder weg und tut so als würde es mich nicht geben.
Er zieht eine große, dunkelblaue Sporttasche mit dem Schriftzug Franklyn High Schwimmteam aus dem Spind. Wahrscheinlich hat er jetzt Training.
„Alex?“, meine Stimme ist leise, aber er hat mich trotzdem gehört.
Mitten in seiner Bewegung hält er inne, wie versteinert, die Tasche hängt noch halb im Schließfach.
„Ich...“ Mein Gehirn sucht fieberhaft nach den richtigen Worte, scheitert. „Ich... ehm.... wollte dir nur sagen, dass ich... dir niemals weh tun wollte. Das wollte ich nie“
Die Sporttasche fällt zu Boden.
Als ich aufschaue, zucke ich zusammen.
Der Blick aus seinen Augen ist kalt, eiskalt, und jede Spur von Zuneigung ist aus ihnen gewichen. Nurnoch Schmerz liegt darin.
„Ach ja?“, seine Stimme bricht, er räuspert sich und fährt dann lauter fort. „Bist du dir da ganz sicher, Charlotte?“
Er spuckt meinen Namen aus, als wäre es eine Beleidigung.
„Weil... ich bin mir da nicht so sicher. Im Gegenteil: Ich bin eigentlich davon überzeugt, dass du genau das wolltest! Du hast doch mit mir geflirtet, oder?“
Ich rühre mich nicht, senke meinen Blick einfach auf den Boden.
„Oder?“, wiederholt er, diesmal energischer.
Stumm nicke ich.
„Okay. Und ich frage mich einfach nur die ganze Zeit: Warum? Warum war sie die gnaze Zeit so nett zu mir? Warum hat sie so getan, als würde sie mich mögen? Warum hat sie mich dazu gebracht, sie zu mögen? Warum hat sie das getan, wenn sie gar nichts von mir will? Was hat ihr das gebracht? Charlotte, was hat dir das gebracht?“
Übelkeit breitet sich in mir aus, ich schüttle einfach nur den Kopf, kein Wort könnte aus meiner ausgetrockneten Kehle kommen.
„Ich versteh's einfach nicht. Egal. Es ist egal“
Egal.
Das Wort ist wie ein Stein, der in mein Herz geschlagen wird.
Egal.
Mir ist es das nicht.
Alex wirft lautstark die Tür seines Spinds zu und kommt wütend auf mich zu, baut sich vor mir auf.
„Was auch immer du damit bezwecken wolltest“ Er wird wieder leiser. „Du hast es geschafft. Du hast mein Herz gebrochen“ Seine Stimme versagt am Ende.
Kurz wartet er auf meine Reaktion, doch es kommt keine.
Daraufhin wirft es sich seine Tasche über seine Schulter und stapft den Flur hinunter, weg von mir.
Und ich bleibe zurück, ein Häufchen Elend, zerbrochene Teile.
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Charlotte Cullen | Twilight Fanfiction
Fanfiction{abgeschlossen, überarbeitet} "Don't be afraid to change. You may lose something good but you may gain something better." Es sind mindestens zwanzig und meine Augen können ihnen gar nicht folgen, ich nehme nur Bruchteile wahr. Anmutige, blitzschnel...