Part 6

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Um punkt 14 Uhr am nächsten Tag stehe ich wie verabredet bei Dario auf der Matte. Er öffnet in Boxershorts und weißem Top verschlafen die Tür. Wie es aussieht ist er eben erst aus dem Bett gefallen, denn seine sonst aufgegelten, schwarzen Haare, liegen verwuschelt in alle Richtungen. Ich versuche verzweifelt mir ein Schmunzeln zu verkneifen. "Du siehst ja sehr.." ich räuspere mich. "Ausgeschlafen aus." grise ich ihn an. "Ich weiß. Konnte nicht schlafen. Mein Gehirn hat mal wieder nicht die Klappe halten können." sagt er mit rauer Stimme und gähnt anschließend. Dieser Kerl verwirrt mich. Ich sehe ihn an. Plötzlich scheint er hell wach zu sein. Als hätte er zu viel gesagt, von etwas, das ich nicht wissen sollte. "Äh, willst du nicht rein kommen?" fragt er hastig und ich beschließe einfach zu vergessen, was er eben gesagt hat.

In Darios schmalem Zimmer zieht er sich schnell eine bequeme Hose an und bringt seine Haare halbwegs in Ordnung. Wir machen es uns in seinem Bett bequem und sehen uns das Outlast Let's Play von Gronkh an. Ich habe es schon längst gesehen, doch Dario kam einfach nicht dazu es zu gucken. Er öffnet die Playlist und startet das erste Video. Gronkh hat bei diesem Spiel die Facecam benutzt. Wir erschrecken uns oft und lachen wegen den genialen Gesichtsausdrücken, die Gronkh öfters mal auf den Gesichtszügen hat. Das ist auch eine Art sich gemeinsam die Zeit zu vertreiben. Nach der Hälfte der Folgen beschließen wir rüber in die Küche zu gehen und uns etwas zu Trinken zu besorgen. Mir fällt auf, dass Dario sich mir gegenüber besonders komisch verhält, seit ich gesagt habe, dass ich mein Praktikum bei der playMASSIVE GmbH mache. *Ist er etwa eifersüchig deswegen? Allein schon seine veränderte Art wenn wir allein unter uns sind. Wie er sich immer freut mich zu sehen.* Schießt es mir durch meine Gehirnzellen. Für mich ist er wie ein Bruder und ich für ihn die kleine Schwester, auf die er immer aufpassen und sie beschützen muss.So sagt er es jedenfalls. Aber je mehr Gedanken ich mir mache, um so stärker ist mein Verlangen nach Antworten. "Warum bist du im Moment so komisch?" frage ich ihn direkt, setze mich auf den Barhocker am Küchentresen und sehe meinem Gegenüber in die Augen als er mir ein Glas Mangoeistee vor die Nase stellt. Er weiß natürlich, dass das meine Lieblingssorte ist. Genüsslich nippe ich an meinem Glas und lasse Dario dabei nicht aus den Augen. Mir wird schleunigst klar, dass ihm diese Frage unangenehm ist. Er schluckt, setzt sich neben mich auf dem Barhocker und wirkt mit einem Mal so zerbrechlich. "Du musst es mir nicht sagen wenn du nicht willst." sage ich hastig. Trotzdem ist meine Neugierde nicht gestillt. Für einen Moment ist es ruhig. "Wenn ich es dir sage, wird nichts aber auch gar nichts mehr so sein wie es mal war." beginnt er. "Ok, jetzt bin ich entgültig verwirrt." sage ich wahrheitsgemäß. Ein leichtes Lächeln umspielt seine Mundwinkel, erreicht jedoch seine Augen nicht. Es beunruhigt mich immer mehr. "Du würdest nicht mehr mit mir reden, deine Sachen nehmen und geradewegs zur Tür raus rennen." sagt er mit verbitterter und ängstlicher Stimme. *Der sonst so toughe Dario - ängstlich? Was ganz neues, das gar nicht zu ihm past. "Und.. wenn ich dir verspreche genau das nicht zu tun?" bringe ich stotternd heraus. Ich weiß immerhin nicht worauf ich mich hier einlasse. Die Stimmung spannt sich an, während er mich mit ausdrucksloser Miene mustert. Er schließt gequält die Augen und fährt sich mit beiden Händen durch die Haare. Er seufzt. *Doppelt verzweifelt.* Stelle ich gedanklich fest. "Komm schon." sage ich und nehme seine Hände. "So schlimm kann es nicht sein." ich lächle ihn an, in der Hoffnung das er den Mut bekommt mir endlich zu sagen, was Sache ist. "Ich liebe dich Cayra." platzt es aus ihm heraus. Mir bleibt die Luft weg. Mein Herz setzt viele Schläge aus und mir weicht spürbar jede Farbe aus dem Gesicht. Ich hätte alles erwartet, aber das ? Dario - mein bester Freund seit dem Kindergarten - verliebt? In .. Mich? Was soll ich dazu sagen? Es fühlt sich an als bliebe die Zeit stehen. Wir sitzen auf den Hockern, seine Hände umklammern fest meine. Ich muss irgend etwas sagen, doch mir fehlen einfach die Worte.

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