Es ist kalt. *Ich hätte doch besser meine Jacke anziehen sollen.* Ich sitze am Rheinufer und starre auf den Fluss. Es fahren eine menge Autos auf der Straße. Der Weihnachtsmarkt wird aufgebaut. Die Menschen laufen herum wie aufgebrachte Ameisen. Ich sitze nur hier, denke nach. Will einfach nur allein sein.
Valentins POV
Die Aufnahmesassion war anstrengend und noch dazu durfte ich danach auch noch einkaufen fahren. Und als wäre das nicht genug, gibt mein kleiner Mustang auf der Rückfahrt am Rheinufer auch noch den Geist auf. Ich stelle ihn an den Straßenrand, schalte den Warnblinker an und nehme den Benzinkanister aus dem Kofferaum. Die nächste Tankstelle ist nicht weit entfernt.
Mit aufgefülltem Kanister gehe ich wieder zurück zum Auto. Diesesmal gehe ich am Rheinufer lang. Der Tumult in der Innenstadt ist mir zu groß. Egal wo man hin geht, man rennt fast immer gegen irgendwelche Leute. Mir fällt ein Mädchen auf, das am Rheinufer sitzt. Ohne Jacke, nur mit Hoodie. Sie starrt auf den Fluss, wird von der Straßenleuchte angestrahlt. Ihr fliegt eine Haarsträhne durch den eisigen Wind ins Gesicht. Als sie sie aus ihrem Gesicht streift und dabei den Kopf in meine Richtung dreht um sie unter die Kapuze zu klemmen, erkenne ich ihr Gesicht. *Was macht Cayra denn jetzt noch hier draußen?* Wenn ich sie jetzt anspreche, wird sie das vollkommen verwirren. Sie wirkt aber traurig, als bräuchte sie jemanden, der sie aufmuntert. Mit dem sie reden kann. Und ganz bestimmt einen Platz zum Aufwärmen. Ich haste zu meinem Auto und fülle das Benzin in den Tank. Von der Brücke aus erkenne ich, wie sie noch immer dort sitzt. Gut. Ich steige in den Wagen und er springt an. Ich parke ihn auf den nächst gelegenen Parkplatz und laufe zurück zum Rheinufer. Als ich dort ankomme, ist kein Mensch mehr da - außer sie. Ich nehme all meinen Mut zusammen, gehe zu ihr rüber. "Cayra?" sie sieht mich an. Sie sieht völlig fertig aus. "Lass mich inruhe." sagt sie. Ihre Stimme klingt heiser und rau. "Was ist denn los?" frage ich sie mit ruhiger Stimme und setze mich zu ihr. Sie bleibt ruhig. Ich bemerke wie sie Zittert. "Was machst du denn noch hier draußen in der Kälte, ohne Jacke?" wieder bleibt sie ruhig. Ich ziehe meine Jacke aus, "Hier." und lege sie ihr über. "Ich will dich nicht mit meinen Problemen nerven." sagt sie schließlich, mit dankendem Blick für die Jacke. "Du belastest mich damit nicht. Im Gegenteil. Ich will dir helfen. Und dazu bin ich ein guter Zuhörer." sage ich und lächle sie freundlich an. Ihr Gesicht ist kreide bleich als sie mich ansieht. Ein kleines Lächeln bildet sich auf ihren Gesichtszügen, doch verschwindet schnell wieder. Ihr Blick richtet sich wieder auf den Rhein. "Komm. Wir fahren zu mir. Da kannst du dich ersmal aufwärmen. Ich will nicht, dass du dich noch erkältest." sage ich zu ihr, stehe auf und reiche ihr meine Hand. Erneut sieht sie zu mir hoch, hält die Jacke mit der einen Hand zusammen und ergreift mit der anderen Hand meine. "Danke." sagt sie und steht auf. Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. "Du musst dich nicht bedanken. Das mache ich gern.Komm. Ich habe davorne geparkt." antworte ich ihr und lächle.
Auf der kurzen Fahrt zu mir sieht sie aus dem Fenster, wirkt abwesend und verträumt. Es muss ihr wirlich schlecht gehen.
Cayras POV
Die Straßenbeleuchtung fliegt gerade zu an uns vorbei als wir durch die Nacht brausen auf dem Weg zu Valentins Wohnung. Ich bin aus irgendeinem Grund dankbar, dass er am Rheinufer aufgetaucht ist und mich angesprochen hat. Mir helfen will, obwohl ich einfach nur allein sein möchte. Die Jacke wärmt mich, genau so wie die Heizung im Auto. Ich verstehe allerdings nicht, warum Valentin sich so für mich, ein 15 jähriges Mädchen interessiert. In seinem Alter hat man andere Probleme und andere Sachen zu tun als sich die Probleme eines nichtmal erwachsenen Mädchens anzuhören. Und trotzdem ist es schön, dass er für mich da ist, dass er bereit ist mir zu zuhören. Das erste mal habe ich seit langem wieder das Gefühl alles von mir reden zu können und den ganzen Ballast der letzten Jahre abwerfen zu können. Aber mir ist klar, dass ich wieder zurück muss. Mich den Annäherungsversuchen meiner Eltern aussetzen muss. Ich kann nicht zurück. Nicht heute.
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playMASSIVE
FanfictionEin Mädchen, eine Zukunft, ein Traum. Ein YouTuber, eine Leidenschaft. Zwei Menschen, eine Liebe. Durch ein dreiwöchiges Schülerpraktikum kommt die 15 - Jährige Cayra kurzfristig bei der playMASSIVE GmbH unter und somit in engeren Kontakt mit den Y...