19. Kapitel

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Das Interview war leichter als ich dachte.

Die Antworten zu den gestellten Fragen konnte ich Gut und auch möglichst ehrlich beantworten, ohne meine 'Maske' zu verlieren.

Und die Ehrlichkeit war mir wichtig, den ich wollte den Leuten nichts vormachen. Entweder sie mochten mich oder eben nicht.

Als letztes fragte mich Caesar für wen ich gewinnen wollen würde. Darauf antwortete ich:

"Für meine beste Freundin. Mela. Nur für sie lebe ich und für sie werde ich wieder nach hause kommen. Naja, vielleicht werde ich mit noch jemand anderem zusammen gewinnen."

Ich warf einen Blick in Louis Richtung. Dann sprach ich weiter.

"Wenn du mich jetzt sehen und hören kannst, Mela: Ich komme für dich zurück. Ganz bestimmt. Ich liebe dich wie eine Schwester. Vergiss mich nicht."

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Alex mir Aus dem Publikum ein Zeichen machte.

Natürlich. Ich sollte weinen.

Wie auf Knopfdruck, kamen, ohne es zu wollen die Tränen ganz von alleine. Eine einzelne Träne lief meine Wange herunter. Dann war meine Zeit um.

Perfekt, würde ich sagen.

Doch als ich wieder in meinem Sessel saß, vor den Blicken des Publikums geschützt, kam mir ein Gedanke. Ich hatte nicht auf Knopfdruck geheult. Ich hatte wirklich geweint.

Mela fehlte mir. Und zwar ganz gewaltig. Bei dem Gedanken musste ich nur noch mehr weinen und wischte mir verstohlen über die Augen. Mein Gott, peinlich genug überhaupt zu weinen. Aber dem Publikum hatte es wahrscheinlich gefallen.

Die anderen Interviews zogen an mir vorbei wie ein Luftzug. Ich hörte mir keins an, denn ich war viel zu vertieft in meine Gedanken.

Ich dachte an Mela, und daran, dass das vielleicht oder sogar wahrscheinlich die letzten Worte zu ihr waren. 

In trüben Gedanken versunken, merkte ich gar nicht, wie Caesars Abschlussrede sich dem Ende zuneigte. Plötzlich stand Louis auf und winkte dem Publikum zu und dann merkte ich, dass die Interviews zuende waren. Einer nach dem anderen standen wir auf und winkten. Ich stand auch auf, winkte aber nicht. Mein Gesicht drehte ich der Wand entgegen, sodass das Publikum es nicht sehen konnte. Dann ging ich schnellstmöglich in den Vorraum zurück und setzte mich einfach in eine dunkle Ecke an den Boden. Überall lagen dreckige Gerüste und Seile. Doch das war mir egal. Mit leerem Blick starrte ich gegen die gegenüberliegende Wand und rührte mich nicht.

Nach ein paar Minuten waren fast alle verschwunden und nur noch ein paar Leute standen noch herum und erzählten.

Plötzlich kam Louis auf mich zu und hockte sich vor mich.

"Hey. Ich kann das verstehen mit deiner Freundin. Das braucht dir nicht peinlich sein."

Er küsste mich.

"Na komm, wir gehen. Wir können zur Dachterasse, da ist bestimmt niemand."

Er hielt mir seine Hand hin.

Aber ich nahm die nicht an. Was ich jetzt brauchte, war jemand zum reden. Und das war nicht Louis.

Ja ich war verliebt in Louis, da konnte man nichts gegen sagen, aber ich brauchte jemand mit dem wirklich reden konnte. Und Louis war ein Karriero. Er würde mich nicht verstehen und ich wollte nicht unnötigen Streit zwischen uns entfachen.

Nach ein paar Sekunden wurde Louis plötzlich von Alex zuseite geschoben. Alex flüsterte Louis irgendwas zu, worauf Louis mir noch mal zulächelte und dann ging.

"Na komm.", sagte Alex und schaute mich an. Dann fuhr er fort:

"Nina. Das war eine blöde Idee von mir, ich habe nicht gewusst... - es tut mir leid. Du braucht dich nicht zu schämen, glaub mir, niemand nimmt es dir krumm."

Da kamen sie wieder, die Tränen. Die dreimal verfluchten Tränen.

Alex umarmte mich und hielt mich fest. Er wiegte mich hin und her

"Nina, es ist ok. Es ist ok. Shhh... alles Gut. Es ist nicht schlimm.", murmelte er an meinem Ohr. Da musste ich noch mehr heulen.

Eine Ewigkeit saßen wir dort So, bis sich Alex schließlich neben mich setzte.

"Ich vermisse sie So!", klagte ich.

"Ich verstehe dich, Nina. Und... es tut mir So Leid, dass ich es schlimmer gemacht habe. Ich hätte nicht gedacht, dass du So - "

" - eine Heulsuse bist?!", schrie ich ihn an. Mein Gott, dass war ich vielleicht wirklich. Ich hasste meine Stimmungsschwankungen!

"... empfindlich in diesem Thema bist. Es tut mir leid."

Ich schnaubte verächtlich.

In diesem Moment hasste ich mich selber. Warum hatte ich denn unbedingt flennen müssen?

Da sieht man mal was alles passieren kann, wenn man nur eine Träne rausgedrückt hat! Das hatte ich jetzt davon, gerechte Strafe für mein Benehmen!

Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, half Alex mir hoch.

Er staubte mein Kleid ab und nahm mich an der Hand wie ein kleines verletzliches Kind. Das war ich in dem Moment auch. Dann ließ ich mich einfach von ihm führen. Irgendwann kamen wir ins Trainingscenter und Alex brachte mich auf mein Zimmer. Er machte den Reisverschluss vom Kleid auf und holte mir shorts und ein Top.

"Na umziehen musst du dich schon selber. Ich guck auch nicht hin", sagte er und lächelte mich an. Dann drehte er sich zu und hielt sich die Hände vor die Augen.

Ich zog mich um und ließ mich aufs Bett fallen.

"Schlaf am besten etwas. Dann sieht die Welt schon wieder ganz anders Aus."

"Ok"

Er verabschiedete sich von mir und ging die Tür heraus. Dann war es still.

Aber ich dachte nicht im Traum daran, zu schlafen. Seufztend drehte ich mich auf die andere Seite. Vielleicht sollte ich doch mal die Augen zumachen? Nur ganz kurz? Ich musste ja nicht direkt schlafen...

Schon nach ein paar Sekunden schlief ich tief und fest.

Rebellion - Die Tribute von PanemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt