Zwischenkapitel - Nina's/Sam's Mutter

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Seufzend nahm ich mir mein Glas Champagner und trank es in einem Zug leer. Dann knallte ich es wieder zurück auf den Designertisch, sodass ein klirrendes Geräusch entstand und durch den ganzen Raum hallte. Mit einem Ruck stand ich auf und betrachtete nochmal meine Zeichnungen, die auf einer großen Arbeitsplatte ausgebreitet waren. Schließlich pickte ich eins der vielen Blätter heraus und arbeitete die Zeichnung durch Schraffierungen und Schattierungen mithilfe eines Stiftes aus. Anschließend nahm ich das Blatt in die Hand und verließ das Zimmer.

Der auffällige und hochmoderne Stil des Kapitols spiegelte sich auch in diesem Gebäude wider und ließ mich in meinem engen, dunkelblauen Kostüm noch eleganter wirken.

Die goldenen High Heels klapperten auf dem Marmorboden und meine vergoldeten Ohrringe klimperten im Takt. Heimlich lagen aller Mitarbeiter Augen auf mir und verfolgten jede Geste, jedes Detail, besonders meinen knappen Ausschnitt und die tolle Figur, die das Kleid betonte. Aprupt öffntete ich eine besonders imposante Tür und trat in das Büro meines neuen Chefs. Sanft schloss sich die Tür hinter mir und hinterließ Stille. Der Mann hinter dem Schreibtisch schaute erstaunt auf. Sein silbernes, hochgestyltes Haar blitzte auf und die bunten Tätowierugen spannten sich über seinen Armmuskeln. Doch als er mich sah, wie ich dort vor ihm stand, breitete sich charmantes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Verführerisch spitzte ich die Lippen und bemerkte, wie genussvoll er meinen schlanken Körper betrachtete.

"Hier. Das ist der neue Entwurf.", sagte ich und durchbrach die knisternde Ruhe im Raum.

Ich legte die Zeichnung auf seinen Schreibtisch und er nickte zufrieden.

"Perfekt. Das sieht toll aus, du bist wirklich ein Naturtalent."

Ich nahm das Kompliment mit einem Nicken entgegen und ließ mich auf einer ledernen Couch nieder. Dann rekelte ich mich wie eine Katze und posierte anzüglich auf dem Sofa und der Chef kam langsam auf mich zu, bevor er mich genüsslich und verlangend küsste und damit die vorher herrschende distanzierte Gleichgültigkeit durch etwas anderes ersetzte. Seine Hand wanderte zum Reisverschluss meines Kleides und zogen daran..

Befreit verließ ich das Zimmer und zupfte mir die Kleidung wieder zurecht, dann fuhr ich mur durch die Haare und ließ meinen Blick durch die Halle wandern. Schon wieder spürte ich die Augen der Mitarbeiter auf mir, doch als mein Blick den ihren traf, senkten sie den Kopf wie ein geprügelter Hund und fuhren mit ihrer Arbeit fort. Ein leises Lachen entfuhr mir. Sie fürchteten sich vor mir, sie respektierten mich, dabei war ich nicht mal ihr Chef. Offiziell. Inoffiziell lenkte ich den eigentlichen Chef wie ein Pferd, denn er ließ sich von mir beeinflussen wie von niemand anderem. Ich war also prinzipiell schon der Boss.

Diesmal schloss ich die Tür ab, nachdem ich in mein Büro zurückgekehrt war. Ich starrte gedankenverloren aus dem Fenster und seufzte. Die Erinnerungen holten mich wieder ein. Negative Erinnerungen. Dabei hatte ich in letzter Zeit soviel erreicht. Schon immer war ich Hobby-Designerin gewesen, jedoch hatte nie jemand meine Entwürfe zu Gesicht bekommen. Doch vor gut zwei Wochen, als ich mal wieder ein Interview wegen Nina gegeben hatte, entdeckte das Kapitol mein Talent zu designen und stellte mich ein. Nun kreierte ich die neuen Outfits für die Friedenswächter des Kapitols. Wenn man mal nachdachte war das ja bescheuert. Möglichst moderne Outfits für Soldaten. Die kämpfen sollten. Naja, eigentlich für Frieden sorgen.  Aber in nächster Zeit würden sie auf jeden Fall kämpfen müssen. Wegen Nina, meiner Tochter. Allein sie hatte die Rebellion ausgelöst. Dummes Mädchen. Noch nie hatte sie mir etwas genützt oder mich gar stolz gemacht, sie wollte noch nicht mal zur Akademie gehen und jetzt war sie zusammen mit ihrem Bruder in der Arena. Wie stolz ich damals war, dass zwei meiner Kinder Distrikt 2 vertreten durften, denn das war eine Ehre. Doch Sam, in den ich anfangs so große Hoffnungen gesetzt hatte, hatte sich von Nina mitziehen lassen. Jetzt waren sie beide zu Abschaum geworden. Man sollte meinen, ich hätte ja noch John, mein ältestes Kind, doch auch der war zur anderen Seite gewechselt. Dabei war er mal so ein stolzer Karriero gewesen. Doch die Interviews und insbesondere die Reisen in die einzelne Distrikte, um sich dort vozustellen und etwas über sich zu erzählen - eine neue Regelung des Kapitols -,  hatte ihm nicht gut getan. Er war sehr überrascht und erschrocken von den Lebensverhältnisen in den ärmeren Distrikten und von der Verbisseheit der Karrieros in Distrikt 1. Dazu kamen das Interview mit Nina und die vielen Filme über Sie, in denen sie so fertig aussah.

Anscheinend hatte er nicht wirklich gewusst, wie extrem die Hungerspiele waren und hatte gedacht, dass das alles nicht so ernst zu nehmen war. Und jetzt war er auch noch zur anderen seite übergewechselt. Er würde sich den Rebellen anschließen und ich solle nicht nach ihm suchen, das stand in seinem Abschiedsbrief, der eines Morgens auf seinem Bett lag. Mehr wusste ich auch nicht.

Wenn auch indirekt, denn ich werde nicht kämpfen, werden wir uns früher oder später im Krieg gegenüber stehen. Das war das einzige was ich wusste.

Rebellion - Die Tribute von PanemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt