9. Kapitel *

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An diesem Abend konnte ich nicht einschlafen. Ich weiß nicht ob es wegen dem aufregenden Tag war und etwas anderem. Zacharia hatte uns doch glatt um halb zehn ins Bett geschickt, weil Morgen der erste Trainingstag war.

Nach eineinhalb Stunden stand ich schließlich auf und zog mir eine Jogginghose und einen bequemen Pulli an.

Leise schloss ich die Tür zu meinem Zimmer und ging zum Aufzug. Ich drückte auf den Knopf der obersten Etage und wartete. Ich hatte gehört, dass man aufs Dach könnte, und ich bräuchte jetzt einfach ein bisschen frische Luft.

Als die Aufzugstür aufging empfing mich kühle Luft. Ich stand vor einem riesigen Dachgarten mit Blumen und Bäumen, Bänken und Hollywoodschaukeln. Ich fühlte mich wie in einem Paradies.

Ich ging durch den Garten spazieren, und entdeckte eine bequem aussehende Bank nah am Rand. Ich setzte mich hin unsld genoss den Ausblick, denn vor und unter mir erstreckte sich das Kapitol. Durch seine bunten und ausgefallene Häuser, den gefüllten Straßen und den glitzernden Parks und Anlagen aus Marmor, konnte ich den Blick gar nicht mehr losreißen, denn das alles wirkte zugleich vollkommen künstlich und unproportional, aber auch passend und harmonierend.

Wir hatten vermutlich schon halb zwölf, als ich Schritte hinter mir hörte. Jemand setzte sich neben mich und sagte:

"Schöner Ausblick, findest du nicht?"

Eine Männerstimme. Noch jung. Wahrscheinlich ein Mittribut.

Weil mir nichts anderes übrig blieb, schaute ich nach rechts, und blickte in ein junges Gesicht. Strahlende grüne Augen, braune Haare und ein gebräuntes Gesicht.

Oh.

Mein.

Gott.

Das war der hübscheste Junge, den ich je gesehen hatte!

"ähh hi", stotterrte ich.

Grinsend schaute er mir in die Augen. "Kein Grund zur Verlegenheit..."

"Haha..."

"Was machst du So spät noch hier draußen?"

"Das gleiche könnte ich dich fragen."

"Ich konnte nicht schlafen."

"Ich auch nicht"

Sehr sinnvolles Gespräch. Also ehrlich, So ein konstruktives Gespräch werde ich in tausend Jahren nicht mehr hören!

"Du arme. Ist dir kalt?", fragte er mich, mit einem Blick auf meinen zitternden Körper.

"Ziemlich ja. Wie heißt du eigentlich, Aus welchem Distrikt kommst du?"

Er antwortete, während er seine Jacke auszog und sie mir über die Schultern hängte. Ich kam mir "komischerweise" wie in einem Klischee vor.

"Ich heiße Louis. Distrikt 1"

Ich rückte ein Stück von ihm weg. Distrikt 1!

"Hey, kein Grund So misstrauisch zu werden!", rief er lachend als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte.

Dann fügte er etwas ernster hinzu: "Ich mein, wie sind doch auch Menschen! Was können wir dafür, das wir in einem Land leben, in dem es keine Freiheit gibt. Da muss man sich halt auch anpassen!"

Das machte ihn mir irgendwie sympathisch und ich wurde etwas lockerer.

Wir redeten und redeten, ich wusste nicht wie lange.

Am Ende hatte Louis den Arm um mich gelegt und wir saßen viel näher beieinander als vorher. Ich hatte das Gefühl, mehr über ihn zu wissen als jeder andere hier und das machte mich Gut gelaunt. Nur eine Frage beschäftigte mich noch.

"Bist du ein Karriero?", fragte ich ihn und verlegen, sich fast dafür schämend, antwortete er leise:

"Ja"

Komischerweise machte mir das in diesem Moment gar nichts Aus. Normalerweise wäre ich jetzt aufgesprungen und hätte ihn beleidigt, weil er es gewagt hatte, den Arm um mich zu legen, aber diese Position fand ich wirklich angenehm und ich wollte die Stimmung durch meine Überreagierungen nicht kaputt machen.

Schließlich wurden wir Beiden dann doch müde und standen auf.

"Na dann, also... bis Morgen"

"Bis Morgen"

Wir wussten nicht wie wir uns verabschieden sollten.

Zum einen waren wir quasi Gegner und zum anderen wussten wir beide, das wir uns gern mochten.

Klingt komisch, nach nur einem Abend, den wir zusammen verbracht haben. Aber es war So.

Schließlich entschieden wir uns für eine unbeholfene Umarmung.

Als ich wieder in meinem Bett lag, war ich mittlerweile dann doch müde, aber der Gedanke an Louis hielt mich wach. Ich wusste nicht warum, aber ich mochte ihn, obwohl er ein Karriero war.

Na klar, typisch! Sobald ein Typ auftauchte, den ich nicht zu mögen hatte, verliebte ich mich!

Was? Was hatte ich da gerade gesagt? Nein! Schluss! An Sowas durfte ich gar nicht erst denken! Verlieben! Ich war überhaupt nicht verliebt! Doch nicht nach einer Nacht!

Ich schob den Gedanken an Louis in die hinterste Ecke meines Gehirns, und zwang mich, endlich einzuschlafen.

Rebellion - Die Tribute von PanemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt