Ninas point of view
Am nächsten Morgen wachte ich müde und unausgeschlafen auf. Träge rieb ich mir die Augen und blinzelte ein paar mal. Dann richtete ich mich auf und sank sofort wieder zurück auf den Boden. Stöhnend rieb ich mir den verspannten Rücken, der mir stark schmerzte, genauso wie der Rest meines Körpers. Die Augen zusammen kneifend schaute mich um. Dichter Nebel hing schwer über der Ebene und leichter Nieselregen fiel auf mich herab. Es war noch ziemlich dunkel. Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Kleidung völlig durchnässt war und die nassen Haare platt auf meinen zitternden Schultern hingen. Ein paar Meter entfernt standen die Zelte der anderen, nur Jack lag zusammengerollt neben mir. Wir mussten wohl gestern Abend am Feuer eingeschlafen sein. Seufzend richtete ich mich auf und rüttelte an Jack´s Schulter. Als dieser sich verschlafen umsah, was zeigte, dass er aufgewacht war, stand ich mühsam auf und ging hinüber zu Louis´ und meinem Zelt. Ich weckte Louis zögernd auf und als er mich sah, wie ich dort zitternd vor ihm hockte schaute er mich erschrocken an, reichte mir seine Jacke, die ich schnell anzog und zog mich dann zu sich, unter die warme Decke. Ich sah noch durch den offenen Zelteingang, wie Jack schlurfend in sein Zelt, dass er sich mit Sam und James teilte, kroch, dann schloss ich müde die Augen und überließ mich der umhüllende Wärme der Decke.
Einen gefühlten Augenblick später wurde ich von Louis durch einen Kuss geweckt. Doch ich hatte anscheinend mehrere Stunden geschlafen, denn helles Licht drang von draußen in unser Zelt. Missmutig drehte ich mich zur anderen Seite und rieb mir den Kopf. Noch immer tat mir alles weh und Kopfschmerzen waren nun auch noch hinzu gekommen. Erst als Louis mich zum dritten mal rief, bewegte ich mich und stand mühsam auf. Langsam ging ich zu den anderen herüber, die alle in einem Kreis saßen und schweigend verschiedene Dinge aßen. Als ich mich zu ihnen setzte, schauten mich so gut wie alle erwartungsvoll an, doch ich sagte nichts. Vermutlich erwarteten sie von mir, dass ich vorschlug oder bestimmte, wie wir weiter vorgehen sollten, doch ich hatte ja selber keine Ahnung. Ich war eher negativ gestimmt, angesichts der Zukunft. Schweigend und möglichst darauf bedacht, niemanden anzusehen, aß ich mein Brötchen und starrte gedankenverloren durch die Gegend. Schließlich ergriff James das Wort.
"Und? Was sollen wir jetzt tun? Wie wollen wir weiter vorgehen? Hat denn niemand eine Idee?"
Die Antwort der anderen: Schweigen. Das einzige, was alle taten, war mich anstarren, darauf warten dass ich etwas sagen würde. Doch da platzte mir der Kragen.
"Was schaut ihr mich denn alle so an! Wir sind ein Team, wir haben das zusammen geschafft! Wir haben keinen Anführer, wir müssen das Problem zusammen lösen. Es war zwar meine Idee, aber die Idee habe nicht ich, sondern ihr verwirklicht. Also! Hat jemand Ideen?"
Nach kurzem Zögern erhob schließlich Nala die Stimme.
"Wir müssen versuchen, eine Lücke im System des Kapitols zu finden. Wir müssen schauen, ob das Kapitol eine Schwachstelle hat, die wir ausnutzen können."erklärte sie.
Das war tatsächlich ein guter Ansatz, doch wie fanden keine Schwachstelle. Das Kapitol war zu mächtig. Zu perfekt. Den ganzen Vormittag saßen wir zusammen und grübeln, überlegten, bis ich schließlich aufstand.
"Ich muss den Kopf frei kriegen. Will jemand mit jagen kommen?", fragte ich in die Runde.
Zu meinem Überraschen stand Britney sofort auf und meinte, dass sie mitkommen würde. Louis schaute uns misstrauisch hinterher, als wir uns auf den Weg machten, aber ich machte mir keine Sorgen. Britney würde mir schon nichts antun. Ich war halt ein sehr gutgläubiger Mensch.
Wir fingen viel Wild zusammen und machen uns daher auch recht schnell auf den Weg zurück. Gemächlich liefen wir zurück zu unserem Lager, als plötzlich wie aus dem nichts ein riesiger Panter auf uns zugerannt kam. Geschmeidig bewegte er sich mit raumgreifenden Sprüngen auf uns zu und streckte seine langen, schwarzen Beine. Einen Moment war ich geblendet von der natürlichen Schönheit, die dieses Tier ausstrahlte, doch dann packte mich die Realität und ich rannte los. Britney hatte schon einen kleinen Vorsprung und rannte vor mir her. Hektisch schaute ich mich nach einer Insel um, die uns retten könnte, denn die große Steppeninsel war noch zu weit entfernt. Weit und breit war keine Insel oder gar eine Erhöhung zu sehen, bis auf einen kleinen Fels, der ca. 150 Meter entfernt aus der Erde ragte. Konnte man das als Insel durchgehen lassen? Der Fels hatte ungefähr einen Durchmesser von 1,5 m, soweit ich das von dieser Entfernung einschätzen konnte. Schnell fasste ich einen Entschluss: Ich musste es versuchen!
"Britney!", rief ich, und als sie sich zu mir umdrehte, deutete ich mit dem Finger nach rechts, in Richtung des Felsen.
Doch sie sah meine Geste gar nicht mehr, denn als sie den Panter hinter mir sah, der immer näher kommen zu schien, weiteten sich ihre Augen und sie drehte sich wieder um. Schon etwas aus der Puste, versuche ich den Abstand zwischen uns etwas zu verkürzen.
"Scheiße!", fluchte ich verzweifelt und schrie noch mal mit voller Kraft: "Britney! Da ist eine Insel! Rechts! Britney!"
Doch sie schien mich in ihrer Todesangst gar nicht mehr zu hören. Schon stark keuchend holte ich schließlich die restlichen Meter zu ihr auf und packte sie am Arm. Doch sie stieß mich so extrem von sich weg, dass ich fast hinfiel. Kein einziges Mal schaute sie sich zu mir um. Der Panter kam immer näher und ich wandte mich kurzerhand nach rechts. ich konnte nichts mehr für Britney tun, außer zu hoffen, dass sie bemerkte was ich vorhatte. Der Fels war jetzt nur noch 30 m entfernt und das letzte Stück sprintete ich und verbrauchte damit meine letzten Energiereserven. Mit letzter Kraft zog ich mich am Fels hoch und blieb einen Moment auf dem Fels liegen. Dann drehte ich mich um und suchte die Gegend nach Britney ab. Da rannte sie, rannte um ihr Leben, direkt an der Insel vorbei. Sie war zu weit gerannt, um jetzt noch zu mir umzukehren und der Panter war ihr dicht auf den Fersen. Plötzlich stauchelte sie und fiel hin und dann fiel der Panter über sie her. Laut hallten ihre Schreie in der Arena wieder. 10 Sekunden hörte ich mir diese qualvollen Geräusche an, dann zog ich, weil ich es nicht mehr aushalten konnte, blitzschnell einer meiner Messer hervor und zielte auf den Hals des Panters. Ein paar Sekunden später surrte das Messer durch die Luft und traf auf den Hals des Tieres. Ein paar Augenblicke später rührte sich das Raubtier nicht mehr und im selben Moment ertönte eine Kanone. Britney war tot.
Erschöpft ließ ich mich zurück auf den Boden des Felsen fallen und versuchte die Sterne vor meinen Augen weg zu kriegen. Ich brauchte mehrere Minuten, bis mir nicht mehr schwindeligund schwarz vor Augen war und bis sich mein Herzschlag und meine Atmung wieder normalisiert hatten. Ich atmete einmal tief durch und setzte mich dann langsam auf. Britney's Leiche wurde gerade von einem Hovercraft mitgenommen. Als ich vom Felsen kletterte und langsam in Richtung des toten Panters lief, waren meine Beine noch sehr wackelig, so als ob ich gerade einen Kilometer durchgesprintet wäre. Bringen toten Tier angekommen, zog ich das Messer schnell aus dem Fleisch des Tieres und wische das Blut angewidert am schwarzen Fell ab. Dann joggte ich - obwohl ich mit meinen Kräften schon am Ende war - den restlichen Weg zu unserem Lager hin zurück. Als ich zu den anderen zurück kam, brachte ich nur noch unzusammenhängendes Gefasel heraus.
"Britney...ein...ein Panter...tot...", murmelte ich.
Dann wurde mir zum wiederholten Mal schwarz vor Augen und ich bekam nichts mehr mit.
Als ich meine Augen wieder aufschlug, kniete Sam zusammen mit Jack über mir und Louis hielt meine Hand. Ich lag auf dem Boden, mein Kopf auf eine Jacke gelegt und die Beine hochgehoben.
"Nina! Ist alles ok?", fragte Lous besorgt.
Ich nickte und daraufhin fragte Sam, als würde er schon wissen, was jetzt kam: "Wo ist Britney, Nina?"
"Britney...ist tot.", antwortete ich widerwillig und alle außer Jacke starten mich geschockt an.
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Rebellion - Die Tribute von Panem
FanfictionNina ist 16 Jahre alt und lebt in Distrikt 2. Im Gegensatz zu den meisten anderen in ihrem Distrikt verabscheut sie die Hungerspiele und hasst Karrieros. An ihrer fünften Ernte wird sie doch tatsächlich aus tausenden ausgelost und muss in die Aren...