47. Kapitel

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Für einen kurzen moment schloss ich die Augen, weil seine Lippen so weich und zärtlich waren. Als ich sie wieder öffnete, blickte Nick wieder in die Ferne, so als wäre das zwischen uns gerade gar nicht geschehen. Verwirrt schaute ich zu Boden. Er hatte mich geküsst, obwohl ich einen Freund hatte. "Hast du schon mal eine Person geliebt, die du nicht kennst? Die du immer nur von weitem beobachtet hast? Und dann ist dein Traum - Peng! - auf einmal zerplatzt?" Natürlich. Ich war das Mädchen, was er immer beobachtet hat. Und erst jetzt hatte Nick bemerkt, dass Louis und ich ein Paar waren. Dennoch musste ich mir eingestehen, dass sich seine Lippen Gut auf meinen angefühlt hatten. Sehr Gut sogar. Zu Gut. Nein, Nein, Nein! Schleunigst verwarf ich den Gedanken daran wieder, bevor ich noch irgendetwas unüberlegtes tat. Ich war in einer glücklichen Beziehung, wenn man das So sagen darf, wo wir hier vermutlich nicht merken lebend rauskommen würden. Was wollte ich also mehr? Um ehrlich zu sein, ich wusste es nicht. Warum hatte ich es überhaupt zugelassen, schließlich hatte er kein recht darauf, mich einfach zu küssen. Wütend auf mich selbst schnaubte ich leise und stapfte missmutig mit dem Fuß auf. In dem Moment hätte ich mir einfach nur selbst den Hals umdrehen können, dass ich Nick nicht von mir weggestoßen hatte. Doch man konnte es nunmal nicht ändern, und ich würde auf jeden Fall dafür sorgen, dass Louis nichts davon erfuhr und dass so ein Kuss nicht nochmal geschehen würde.

Doch dieser Entschluss wurde hart auf die Probe gestellt, als ich am nächsten Abend wieder mit Nick Wache halten musste. Na klar. Am Tag war nichts sonderliches passiert, niemand war gestorben. Nala und Britney hatten nur wenig gesagt, die meiste Zeit saßen sie nutzlos auf dem Boden und aßen, schliefen oder redeten leise miteinander. Ich ließ sie in Ruhe, denn sie sollten selber kommen, wenn sie ihren Stolz endlich überwunden hatten. Fynn saß bei ihnen, schaute jedoch sie ganze Zeit zu mir herüber und beobachtete jede meiner Handlungen mit einem gehässigem Blick. Nick gehörte mittlerweile fast schon zu uns uns veratand sich sehr gut mit Louis. Was für ein Zufall. Olivia, Nicks Distriktpartnerin hatten wir am Morgen unter einem Felsen tot aufgefunden, aber Nick war nicht sonderlich bedauernd oder gar trauig über ihren Verlust. Er meinte, sie wäre eh zu schwach gewesen, um mit den anderen Karrieros mitzuhalten, und dass es mehrmals Streit darüber gab, ob man sie im Bündnis behalten solle oder einfach verjagen oder töten solle.

Direkt nachdem wir ihre Leiche gefunden hatten, waren wir aufgebrochen, um eine Insel zu finden, die nicht komplett aus hartem Gestein und getrockneter Lava bestand. Wir kamen erst am Abend an einer kleineren passenden Insel an, denn mit dem verletztem Nick, Nala, Britney und Fynn waren wir nicht schnell voran gekommen. Die Insel war gerade groß genug für uns alle und überall waren Bäume verteilt. Sei spendeten uns gut Schatten, denn die Sonne schien auf uns hinab, als wolle sie uns mit ihren Strahlen verbrennen. Nick hatte mir immer wieder ein verheißungsvolles Lächeln zugeworfen, als unsere Blicke sich durf Zufall trafen und machte mir es auch sonst schwer, nicht auf das gestrige nächtliche Ereignis einzugehen. Dauernd berührte er mich wie durch Zufall an meinem Arm oder meiner Schulter, sodass elektrische Stromschläge durch meinen Körper fuhren. Beim Essen stützte ich mich mit einer Hand hinter mir ab und die ganze Zeit hatte Nick sie zärtlich gestreichelt. Doch ich war unfähig, sie weg zu ziehen, als würde ich mich nach seinen Gesten sehnen. Das alles machte ich mir nicht einfach und ich war die ganze Zeit in einer völlig anderen Welt, verwirrt in Gedanken versunken.

Ich übernahm wieder wie letzte Nacht die erste Wache mit Nick. Dieser ging, als es schon fast dunkel war zu den anderen, die im Schutz eines Baumes mit dem Rücken zu uns schliefen. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle schliefen, humpelte er wieder zu mir und setzte sich nah neben mich. Wortlos starrte ich einen gegenüberliegenden Busch an und versuchte angestrengt, mir nichts anmerken zu lassen, als er die Lücke zwischen unseren Taillen schloss und kein Blatt Papier mehr zwischen unsere Seiten passen würde. Nach circa fünf Minuten in dieser Position drehte er meinen Kopf zu sich hin und ich wusste was jetzt kommen würde, war jedoch wie versteinert.

Rebellion - Die Tribute von PanemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt