Was fühlt man, wenn man sich nicht mehr spürt?

28. Über deine kaputte Familie und diese zwei Worte

Wir waren meistens bei mir oder auf unserem Leuchtturm. Zu dir wolltest du selten, denn Alles erinnerte dich an die negativen Dinge, die unsere Gedanken prägten.

Dein Vater saß auf dem Sofa als wir in das Zimmer eintraten. Obwohl sitzen ist schon übertrieben. Er lag da, vor ihm leere Schachteln, welche wohl mit Pizza gefüllt gewesen waren.
Ich nahm ein mürrisches ,, kommt rein ihr Turteltäubchen" war. Wir traten ein und im Gegenteil zu meiner Familie war es ihm egal ob wir uns berührten oder uns ansahen. Er hatte nur Augen für seinen Fernseher.

In der Küche standen viele leere Flaschen, der Teppich war voll mit krümeln, die Unordnung war unübersehbar.
In deinem Zimmer jedoch war alles bis ins kleinste Detail geordnet. Die Farben waren abgestimmt, jede Sache hatte ihren Platz. Das schwarze verschnörkelte Bett passte perfekt zu dem verträumten Spiegel und der wiederum zu deinem Schrank. Ich war beeindruckt von der großen roten Wand, auf der die Worte ,, be stronger " gemalt waren. Sei stärker. Als die Depression?
Ich hätte den Worten mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Vielleicht wärst du noch bei mir, wenn ich nur eine Minute länger nachgedacht hätte.
Hab ich aber nicht.

Der Tag war für uns beide beschissen also fielen wir auf das Bett. Du warst älter, reifer, erwachsener und erfahrener als ich. Du hattest die Schule letztes Jahr abgebrochen.
Denn das Problem mit diesen Geistern im Kopf ist, dass wenn man eine schlechte Phase hat, gar nichts mehr geht. Black out. Blockade. Man konnte sich nicht auf uns verlassen.

Untereinander hatten wir Verständnis für den Anderen. Es war okay, wenn man Ruhe brauchte, oder alleine sein wollte. Wir warfen uns Nichts gegenseitig vor.

Ich nahm deine Hand ,, Danke" flüsterte ich.

Du drücktest mich sanft. ,, Maria du bist viel stabiler als du denkst."

Hattest du dich an diesem Tag bereits entschieden?