1. Über das Schicksal meiner Mum

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Als ich 16 war beschloss ich mit meiner damaligen besten Freundin Liv erstmal Schule zu schwänzen. Wer um Himmels Willen hatte schon Lust auf Chemie?!

Wir nahmen die Straßenbahn und machten uns in der Innenstadt von Berlin einen schönen Nachmittag. Liv und ich durchquerten die Kaufhäuser und gönnten uns die beste Pizza der Welt. Alles war okay.
Hätte ich nur damals gewusst, was der Tag noch bringen würde..

Als ich am Abend die Wohnungstür aufschloss war ich überrascht, dass die Schuhe meiner Mum schon da standen. Sie war Krankenschwester und hätte eigentlich Nachtschicht gehabt. Auf Zehenspitzen tippte ich über den Parkettboden , und nahm plötzlich ein leises Wimmern war.

Ich fand sie weinend in ihrem Bett und war verwundert über diesen Gefühlsausbruch. Was war passiert?
Ich hatte mich auf eine Standpauke über das Schwänzen vorbereitet
aber jetzt atmete ich ganz kurz ein, bevor ich mich zu ihr setzte.

,, Mum was ist los?"
Sie antwortete nicht. Stattdessen drückte sie mir mit ihren zittrigen Händen irgendein Papier in die Hand.
Es war vollkommen durchnässt von ihren Tränen.

Sie strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht während ich versuchte die Worte zu entziffern.

Herangewachsener Tumor in der linken Brust.

,, Nora, der Arzt hat gesagt.. ...er meinte.. ...also er.........ich.. ...mir.. mir bleiben 3- 4 Monate" schluchzte sie.
Ich schnappte nach Luft, stand auf, rannte in mein Zimmer, verlor den Boden unter meinen Füßen und fiel.

Und das war er. Der Moment ab dem nie wieder auch nur Irgendetwas okay war.

Was fühlt man, wenn man sich nicht mehr spürt? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt