26. Über uns und mein Leiden

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Zurück zuhause war uns klar, dass wir es bei Freundschaft nicht belassen würden. Wir waren zusammen. Und nur das zählte für sie. Mit jedem Tag der verging, mit jedem weiteren Treffen, bemerkte ich Marias wachsende Selbstsicherheit. Es schien beinahe so, als hätte sie ihren verloren gegangenen Sinn wieder gefunden.
Ich spürte, dass sie sich mit mir an ihrer Seite stärker fühlte. Wir beide, gegen den Rest der Welt, gegen diesen ganzen Scheiß, der sich Leben nannte.
Ihre Sorgen und Probleme verschwanden keineswegs, doch Maria ließ Ihnen deutlich weniger Raum in ihrem Kopf und ihrem Alltag.

Aber dachte sie wirklich, mir würde es ähnlich gehen? Eine Beziehung und hey das Leben ist super, Friede, Freude, Eierkuchen?  Sie ist ein wundervoller Mensch und dennoch kann ich im Nachhinein ihren Leichtsinn nur belächeln. Was wäre, wenn sie mir genauer zugehört hätte? Genauer hingesehen? Würde ich dann jetzt gerade nicht an meinem Abschiedsbrief arbeiten?

Ich liebte sie. Und dennoch würde ich ihr niemals von meinem vergangenen Suizidversuch erzählen. Niemals würde sie an meinen dunkelsten Gedanken teilhaben lassen, niemals würde ich mit ihr über diese tiefe Sehnsucht nach dem Ende sprechen. Vielleicht, gerade weil ich sie liebte.

Ich brauchte sie und wollte diese unbeschreibliche Nähe spüren. Ich dachte, vielleicht könnten Gefühle mich zum Leben zurückführen, wie sie es bei Maria allmählich taten.

Aber so leicht war es bei mir nicht.
Ich bin weit weg vom Leben. Weit weg vom Hier und Jetzt. Weit weg von Hoffnung und dem Sinn.
So leicht war es bei mir also nicht, weil ich innerlich schon viel zu lange tot bin.

Was fühlt man, wenn man sich nicht mehr spürt? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt