36. Über den Abschiedsbrief an Maria

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Zuhause angekommen verschwand ich wieder in meinem Zimmer. Mit dröhnendem Kopf legte ich mich auf das Bett und begann die Worte, die mir schon lange im Kopf herumschwirrten aufs Papier zu bringen.

Jetzt liegt er vor mir, mein ,, Abschiedsbrief". Als ich den letzten Satz geschrieben habe, lege ich den Füller zur Seite und lese ihn mit zitternder Stimme.

Maria,

Es tut mir leid dir das antun zu müssen, aber merkst du nicht wie glücklich und selbstbewusst du geworden bist? Du brauchst mich nicht mehr, du bist stark genug.

Jedes einzelne Wort meine ich genau so wie ich es formuliert habe. Ich würde sie auf Dauer nur mit in die Tiefe ziehen. Hinab in mein unendliches Loch der Finsternis.

Glaub mir du hättest es nicht vermeiden können. Du hast es nur verzögert. Ich hatte die Entscheidung schon längst getroffen.

Ich schreibe nicht von meinem Suizidversuch. Sie würde sich nur Vorwürfe machen. Es bleibt mein Geheimnis und das ist okay so.

Ich kann nicht mehr. Ich will nicht sterben. Ich will bei dir sein. Aber der Schmerz ist unerträglich. Er bringt mich um. Ich möchte selber entscheiden wann die Zeit gekommen ist. Und es ist soweit. Himmel mach dich bereit für mich. Ich komme!

Ich weiß nicht ob sie versteht, wie es sich anfühlt. An Himmel und Hölle glaube ich sowieso nicht. Aber es spielt keine Rolle.

Egal wo ich sein werde, wenn du den Brief liest, ich liebe dich und es geht mir besser, vielleicht sogar gut.

Ich hoffe es so sehr. Es muss aufhören.

Du weißt ich bin kein Mensch der vielen Worte, aber  ich will, dass du das verdammte Leben liebst.
Ich kenne dich. Es geht dir besser. Du hast nur diesen Schleier vor Augen der dich krank macht.  Glaube an dich. Glaube an das was du liebst.

Maria ich habe dich gespürt. Ich habe immer etwas gespürt wenn wir zusammen waren.

Ich weine leise vor mich hin. Es ist gelogen. Aber das darf sie nicht wissen.

Was fühlt man, wenn man sich nicht mehr spürt? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt