22. Über das aufs Spiel setzen unseres Lebens

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Wir saßen im Zug und ich konnte es kaum glauben. Ich war schon oft verreist, aber es war viel viel viel schöner, wenn niemand wusste wo man war. Nach wenigen Stunden kamen wir an, durchquerten den Bahnhof und beschlossen erstmal die Altstadt zu  erkunden. Doch wir schauten uns keine Sehenswürdigkeiten an, wie es jeder andere tun würde. Nein, wir machten unsere Musik ganz laut, tanzten durch die Straßen, vergaßen für einen Augenblick wer wir waren.

,, Pass auf, da kommt ein Auto" schrie ich zu dir hinüber.

,, Und wenn schon. Im schlimmsten Fall überleben wir, also so what?"

Ich lachte. Es war ein echtes Lachen. Nicht eines dieser Gespielten. Woher nahmst du nur diesen Humor, diese Lebenskraft?

Wir balancierten über Brücken, taten Dinge, die unser Leben aufs Spiel setzten. Für andere war es vielleicht unverständlich und naiv , aber was kümmerte uns das schon. Dieses prickelnde Gefühl, dass es jeden Moment vorbei sein könnte, war unbeschreiblich. Ein Fehlschritt reichte. Und dann, was war dann?

Ein älterer Mann beschimpfte uns mit Lebensmüde, als wir später über die Zuggleise rannten. Wir lachten.

Lebensmüde? Ja das waren wir. Beide.

 Beide

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