21. Über meinen Entschluss und das ,, lass uns leben" - Ding

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Maria und ich trafen uns mehrmals bei diesem Leuchtturm. Was wir ausschließlich taten, war reden. Dieses Mädchen schien genauso zu leiden wie ich, und doch unterschieden sich unsere Probleme enorm. Auch das war ihr Fehler gewesen. Sie dachte mir ginge es genau wie ihr. Aber keine psychische Diagnose ist identisch mit einer anderen.

Ich besuchte weiter die Tagesklinik, konnte mir gar nicht mehr vorstellen ein normales Leben zu führen. Abends kam ich nach Hause, wo mein Vater mich bereits auf seiner Couch erwartete. Wenn er wieder zu viel getrunken hatte, verkroch ich mich in meinem Zimmer. Es war alles so sinnlos. Ich fragte mich immer wieder, wieso ich das Tag ein Tag aus überhaupt noch aufstand. Maria war etwas Neues. Maria verdrängte die Sinnlosigkeit des Lebens, meines Daseins.

Und dennoch blieb der Schmerz unerträglich. Ich blickte hinauf zu meiner Wand. ,, Be stronger" stand dort, seit dem Tag an dem ich alles beenden wollte. Damals war es mir nicht gelungen aber ich würde es nochmal versuchen. Ganz sicher.
Aber davor wollte ich nochmal richtig leben. Gott, wie sich das anhören muss wenn man selbst nicht depressiv ist.

Ich schnappte mein Handy und schickte Maria eine Nachricht. ,, Lass uns hier weggehen, wir wir es immer wollten. Lass uns leben. Nur zwei Tage. Morgen um 08:00 Uhr am Bahnhof?"

Wohin ich wollte? Amsterdam. Mum und ich waren beide mal dort gewesen. Ich wollte den Ort einfach nochmal sehen bevor es soweit war. ES. Auch das muss sich dumm anhören. Aber jetzt war ich entschlossen.
Wie hätte ich nur ahnen sollen, dass das was in Amsterdam passieren würde, diesen Entschluss so unsicher machte. Amsterdam veränderte mich. Nein sie veränderte mich. Aber dennoch blieb alles eine Frage der Zeit.

Was fühlt man, wenn man sich nicht mehr spürt? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt