15. Über die ersten Tage in der Klinik

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In der Klinik wurden aus meinem Zimmer alle spitzen Gegenstände entfernt, weil ich ja als ,, gefährdet" eingestuft war.
Die ersten zwei Tage lag ich sehr viel im Bett und weinte. Ich wusste nicht was auf mich zukommen könnte und hatte keine Kraft mehr für jegliche Bewegungen oder Aufgaben. Ich wollte und konnte nicht mehr..

Dann hatte ich ein erstes Gespräch mit einer Therapeutin. Die schlanke ältere Frau rückte ihre Brille zurecht.
,, Wie fühlen Sie sich?"

Keine Ahnung. Was wollte sie denn hören? Ich antwortete nicht, sondern drehte meinen Kopf weg.

,, Eleonora, wenn wir Ihnen hier helfen sollen, dann müssen wir miteinander offen sprechen."

Ich schluckte und richtete ihr wieder meine Aufmerksamkeit zu. ,, Ich denke wir beide wissen, dass ich keine Hilfe möchte. Ich will gar nichts mehr. Einfach nur weg. Es muss einfach aufhören."

,, Was muss aufhören Eleonora?"

,, Alles. Dieser Schmerz, kein Plan, irgendwie auch diese Sinnlosigk.."
ich stoppte, als ich merkte, wie ich auf ihre Frage eingegangen war.

Sie lächelte mich an. ,, Es ist okay mal Hilfe zu brauchen. Wir müssen zusammen herausfinden wo der Schuh drückt und dann werde ich dich an einen spezialisierten Kollegen weitergeben, zu dem du zwei mal in der Woche gehen wirst. Hast du schon mal was von Gruppentherapie gehört?"

Ich war kritisch. Psychologe und Gruppentherapie? War das nicht was für geistesgestörte? War ich denn geistesgestört? Wie sollte mir denn überhaupt jemand helfen? Sinnlos, das war es.

Dennoch stellten wir eine Diagnose auf. Bulimie. Trauma wegen meiner Mum. Depression. Borderline.

Es war hart die Worte ausgesprochen zu hören und dennoch muss ich zugeben, dass es verdammt gut tat ernst genommen zu werden.
Jetzt ging es also los mit der Gehirnwäsche in der Klinik.

Was fühlt man, wenn man sich nicht mehr spürt? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt