14. Über meinen Therapiebeginn

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Und doch war ich zu feige mein Leben in die Hand zu nehmen und zu beenden. Ich konnte es meiner Familie nicht antuen. Meine Freunde waren mir herzlichst egal aber nicht meine Eltern, nicht meine Schwester. Sie hatten das nicht verdient.

Aber wenn ich hier blieb, musste sich etwas ändern. Nein nicht ändern. Es müsste wenigstens erträglich sein.

Ich holte das Telefon. Wählte die Nummer der Psychologin, die auf dem Computerbildschirm vor mir zu sehen war. Ich war wahnsinnig aufgeregt, zitterte als sie abnahm.

,, Hallo Praxis für Psychotherapie, Frau X ''
Noch etwas verunsichert stotterte ich vor mich hin, machte schließlich einen Termin für ein Erstgespräch ab. Es war die richtige Entscheidung.

...

Ich klingelt an der Tür des Praxiszentrums. Ein älterer Herr öffnete mir, fragte mich bei wem ich einen Termin hatte, und schickte mich letzten Endes in das 3. Stockwerk. Da stand sie nun vor mir. Schlank und etwas zierlich, blau-grüne Augen, hohe Wangenknochen wie ich, braunrote Haare, und dieselbe spitze Nase. Meine Psychologin erwartete mich mit einem sanften Lächeln, und ich wusste von der ersten Sekunde an, dass ich mich hier wohlfühlen würde. Sie stellte sich erstmals vor, was mir die Aufregung ein wenig nahm. Dann bat sie mich zu erzählen und zum ersten Mal brauchte ich mir keine Gedanken mehr darüber  zu machen was richtig oder falsch ist, was ich sagen kann, oder lieber lassen sollte.
Viele behaupteten auch seinen Therapeuten nicht wirklich zu mögen, aber bei mir löste
schon das erste Gespräch das Gefühl aus, nicht mehr alleine sein zu müssen mit diesen Gespenstern, die sich in meinem Kopf eingenistet hatten. Sie hörte mir zu. Sie interessierte sich. Sie verstand mich.
Ich wusste, bei ihr wollte ich bleiben.

Was fühlt man, wenn man sich nicht mehr spürt? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt