12. Über meine Depression

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Das letzte Schuljahr neigte sich langsam dem Ende zu, ich hatte meinen Führerschein gemacht, doch von Motivation keine Spur. Ich fühlte mich in letzter Zeit sehr eigenartig. Erinnerungen aus der Vergangenheit kamen hoch und fesselten mich. Jeder Schritt wurde anstrengender. Jeder Atemzug kostete mich Kraft.  Kraft, die wie verschwunden schien.

Und dann zog auch noch Lucy weg, in eine andere Stadt. Und irgendwie wuchs mir Alles über den Kopf.

,, Nora, es gibt doch Internet. Wir schreiben. Versprochen. Ich meld mich."

Sie tat es nicht, denn sie verschwand, einfach so. Mein Dad war immer schwächer geworden und ich ertrug es zu Hause kaum noch. Ich hasste meinen Körper weiterhin und auch in der Schule erhielt ich so einige neugierige aber eher herablassende Blicke wegen meiner Sexualität.

Ich wusste erstmal selber nicht, was mit mir los war, was alles noch viel komplizierter machte. In meinem Kopf herrschte ein einziges Chaos und nichts ergab mehr Sinn. Ich wollte einfach nur noch zuhause bleiben, weit weit weg von dem Rest der Welt.

Willkommen Depression.

Und als wäre nicht sowieso schon alles beschissen genug gewesen, musste sie mich natürlich mit hinabziehen, in das tiefe schwarze Loch. Dieses Loch, das nach und nach alles verschluckt, was eigentlich  so wichtig im Leben ist.
Freude, Aufregung, Zuwendung, Interesse, Lust, Zuversicht, Mut, Kraft, Sicherheit, Hoffnung.

Gefühle.

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