28. Über mich und meine Welt

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Maria und ich verbrachten die meiste Zeit auf unserem Leuchtturm oder bei ihr Zuhause. Ihre Familie akzeptiert unserer Beziehung mit schwerem Herzen. Zu mir wollte ich eigentlich gar nicht, denn mein Zimmer erinnerte mich an all die dunklen Gedanken, die schlaflosen Nächte und die Leere in mir drinnen.

Ein einziges Mal nahm ich sie mit nach Hause und ich konnte schon beim Betreten der Wohnung den Schock in ihren Augen sehen. Wie hatte sie es sich nach all meinen Beschreibungen denn vorgestellt? Wie die Villa Kunterbunt?

Wie üblich saß mein Dad auf dem Sofa als wir in das Zimmer eintraten. Nein stimmt nicht, er kauerte irgendwie vor dem Fernseher, umgeben von leeren Schachteln und einigen wenigen Bierflaschen. Das Chaos das ich heute Mittag beseitigt hatte war wieder eingetreten.
Das was er von sich gab als er Maria sah war ausschließlich ,, kommt rein ihr Turteltäubchen". Ich hasste ihn. Ich hasste ihn so sehr, dass ich mich zusammenreißen musste nicht meine Nerven zu verlieren. Es war ihm scheißegal. Alles. Was ich tat. Wo ich war. Mit wem ich meine Zeit verbrachte.
Bin ich ihm denn egal? Wird er mich überhaupt vermissen, wenn ich nicht mehr da bin? Wenn meine Augen nie wieder aufschlagen und die Stille und der Schmerz meinen Körper verlassen? Werde ich ihm dann wichtig sein?

Ich zeigte ihr mein Zimmer und konnte schon bald ein Lächeln auf ihrem Gesicht erkennen. Bei mir hat alles seinen Platz, denn wenn in meinem Kopf schon dieses Chaos ist, dann brauch ich irgendwas, was mir wenigstens das Gefühl gibt die Dinge seien in ,, Ordnung "

Mein schwarzes verschnörkeltes Bett im Kontrast zu der großen roten Wand stich ihr sofort ins Auge. Dann strich sie ganz langsam mit der Hand über die gemalten Worte ,,be stronger ".
Hatte sie ernsthaft gedacht es bedeutete den Kampf gegen die Depression? Und wieder einmal fällt mir ihr Leichtsinn auf, doch zugegeben gab ich ihr gar keine Chance. Wie hätte sie von diesem Tag wissen können, an dem ich es gewagt hatte?

Als wir auf das Bett fielen nahm sie meine Hand . ,,danke" flüsterte sie und sah mir dabei direkt in die Augen. Ich drückte ihre Hand ganz sachte. ,, Maria du bist viel stabiler als du denkst."

Sie hat mich hier gehalten. Ich wollte für sie da sein, alles tun um den Schmerz zu lindern.
Aber selbst wenn es ihr besser gehen würde, wäre da immer ich, die sie wieder mit in die Tiefe reißt. Es ist Zeit. Zeit zu gehen.

Was fühlt man, wenn man sich nicht mehr spürt? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt