Kapitel 52 - Anderes Ich

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Ich hatte wirklich lang geschlafen. Ich hatte den ganzes Morgen geschlafen und als wir unsere Sachen packten, war ich nicht wirklich bei der Sache, weswegen mir Jungkook half. Ich hatte nicht mit ihnen gefrühstückt, sondern saß nur da, wie später im Auto, wo ich kein Wort von mir gab. Die Wohnung war dunkel, als wir sie betraten und alle Zimmer waren auf, außer das von Taehyung. Sofort ging ich darauf zu und klopfte, doch es gab keine Antwort. Ich riss die Tür auf und sah Taehyung auf seinen Bett liegen, der mich so gut wie es ging ignorierte. "Tae, lass uns bitte reden", brachte ich mit einer gebrochenen Stimme hervor. "Geh", sagte er nur und ich drehte mich sofort um und lief in mein Zimmer. Mittlerweile tat es nur noch weh, aber weinen konnte ich nicht mehr. Vielleicht waren meine Augen zu erschöpft vom weinen oder ich war eher schockiert als traurig. Ob es Trauer oder Schock war, ich wusste, dass es furchtbar weh tat.

Jungkook kam irgendwann in mein Zimmer, wobei ich einfach in meiner Decke eingerollt war und an nichts dachte. Ich fühlte mich einfach leer. Ich war leer. "Ich rede mit ihm", sagte er, doch ich antwortete nicht und sah ihn auch nicht an. Was ich nur noch mitbekam war, wie er meine Tür zumachte und somit wahrscheinlich zu Taehyung ging, jedoch sah ich keine Chance mehr.
Zuerst war alles ruhig, doch irgendwann hörte man ein lautes Geräusch. Wahrscheinlich hatte Taehyung ihn gegen die Tür geschubst oder ähnliches, ich konnte es nicht wirklich zuordnen. Die Stimmen von ihnen wurden lauter und irgendwann, nachdem ich fast wieder in den Schlaf fiel, öffnete sich meine Tür und Jungkook kam erneut rein. Ich hatte so gehofft, dass es Taehyung wäre, doch meine Hoffnung war wie ein Blatt, das brannte. Es wurde immer weniger und schließlich löste es sich in Luft auf. Der Wind, der das Feuer aufhalten wollte war noch vorhanden, doch es war schwer den Widerstand zu halten. Es war schwer zu hoffen. Es war schwer gegen das Feuer anzukämpfen.
"Tiana..", hörte ich Jungkook leise sagen und sah, wie er sich vor mir hinhockte. Langsam wagte ich mich ihn anzusehen und sah, dass er wirklich geschlagen wurde. Es gab rote, geschwollene Stellen und auch eine Platzwunde war auf seinem Wangenknochen zu erkennen. "Hast du ihn auch geschlagen?", sagte ich nun endlich nach einem langen Tag ohne reden. "Er wollte nicht aufhören. Ich hab es nur einmal getan, da es mir zuviel wurde, tut mir Leid", entschuldigte er sich und ich sah auf seine Hand, die ebenso gerötet war. Wahrscheinlich hatte er sich nur gewehrt. "Er hat uns aufgeben, nicht wahr?", fragte ich nun und Jungkook nahm meine Hand. "Verliere nicht deine Hoffnung. Er ist nur sauer und enttäuscht. Er hätte es gerne vorher gewusst und keine Ahnung. Taehyung ist halt sauer, dass ich derjenige bin, der in diese Situation verwickelt ist. Tiana, ich wollte das nicht erreichen"-"Ist schon okay", sage ich leise und versuchte nicht an Taehyung zu denken. "Es ist nicht deine Schuld. Er hat mir in Bezug auf dich nicht vertraut und ich hab sein Vertrauen gebrochen", sprach ich leise. "Hör auf die Schuld auf dich zu nehmen, ich habe den ganzen Mist gebaut"-"Und ich hab es zugelassen", antwortete ich ihm nun und nahm meine Hand weg. "Ich möchte alleine sein. Danke, dass du es versucht hast", bedankte ich mich und ich merkte, wie er zögerte, doch dann schließlich ging.

Ich schloss mich in mein Zimmer und aß nichts. Ich nahm kein Trinken zu mir und schadete mir damit selber, denn mein Körper wurde schwächer und ich schlief nur. Es war stockfinster in meinem Zimmer und ich ignorierte alles und jeden. Ich hatte meine Tür wirklich abgeschlossen, sodass nicht mal jemand versuchen konnte mit mir in Kontakt zu treten. Ich hörte nicht einmal Musik, denn das zog mich nur weiter hinunter.

Nachdem ich dann einige Tage nur in meinem Zimmer verbrachte und dann schließlich doch noch aus einer Wasserflasche, die ich noch im Zimmer hatte, etwas trank, nahm ich meinen Mut zusammen, um aufzustehen. Ich hatte einige Süßigkeiten gegessen, die sich neben meinem Bett befanden, doch mein Appetit kam immer noch nicht zum Vorschein. Mein Handy war aus, genauso wie mein Laptop. Ich spielte nur alle Szenarien in meinen Kopf ab, die mich leiden ließen. In den Tagen verspürte ich einen Hass. Ich hasste mich selbst.

Vorsichtig trat ich nach langem wieder aus meinem Zimmer und ging gleich mit ein paar Sachen ins Bad, die ich aus meinem Zimmer mitgenommen hatte. Ich war zum Glück niemanden begegnet und schloss mich dann ins Bad. Ich ging duschen und fühlte mich das erste mal etwas besser, doch dieses Gefühl hielt auch nicht lange an, denn das Wasser, dass auf mein Gesicht prallte, vermischte sich mit Tränen.
Beim rausgehen band ich mir mein Handtuch um und schaute in den Spiegel. Meine Mundwinkel waren leicht nach unten geneigt und meine Augen waren immer noch geschwollen und gerötet. Ich bemitleidete mich selber, doch ich mochte mich noch immer nicht ein Stückchen mehr. Ich war lange nicht mehr in so einem Zustand gewesen und überlegte daran, wie ich schon einmal da rauskam. Es war jedoch das erste Mal so schlimm, was es nicht leichter machte. Ich legte meine Hände neben den Spiegel und versuchte tief ein und auszuatmen. Als ich meine Hände schnell wegnahm, spürte ich plötzlich einen stechenden Schmerz und bemerkte, wie mein Handgelenk blutete. Ich hatte mich an der Seite vom Spiegel, die etwas uneben war, geschnitten und hielt mit die Wunde zu. Erst jetzt bemerkte ich, dass dieser Schmerz mich ihn kurz vergessen ließ. Sofort griff ich noch einmal zur Stelle und schnitt mich selber in die Handfläche, doch dann hörte ich auf. Ich wollte mich nicht verletzten. Das hätte ich nicht tun sollen und so wischte ich schnell das Blut weg und zog mich um. Sich selbst zu verletzten war keine Lösung und genau das zeigte mir, dass ich zu tief im Loch, was mich zerfraß, saß. Ich musste mich zusammenreißen und so machte ich endlich wieder einen Fortschritt.
Vorsichtig öffnete ich die Tür und bemerkte, dass niemand im Flur war, weswegen ich mit nassen Haaren ins Zimmer rannte und die Tür hinter mir schloss, doch ich war zu langsam, denn die Tür wurde aufgehalten. "Jungkook, ich will alleine sein", sagte ich als ich ihn sah, doch er kam einfach in mein Zimmer und musterte mich. "Das warst du. Tage. Wir haben uns Sorgen gemacht, Mann!", sagte er etwas aufgebracht und mit leichter Wut. Ich wollte ihn fragen, ob Taehyung sich auch Sorgen gemacht hatte, doch die Angst vor der Antwort, die ich verspürte, hielt mich auf. "Ich werde wieder mehr bei euch sein. Ich musste nur mal für mich sein", versuchte ich so gut wie möglich herüber zu bringen. Plötzlich griff er nach meiner Hand und ich sah, wie das Blut wieder da war, wobei er mich erschrocken ansah. "Sag mir bitte, dass du dir das nicht selber angetan hast", sagte er nun und ich schluckte nur. 

Why are you shaking my heart? (BTS FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt