Kapitel 12 - Die Wahrheit

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Etwas überrascht legte Taehyung ebenso meine Arme um mich und als er dann bemerkte wie sehr ich weinte, so wurde sein Griff um mich nur stärker. "Was ist los?", hörte ich nun Jungkook nach eine Weile mit einer besorgten Stimme fragen, der versuchte nach meinem Gesicht zu greifen, doch ich vergrub es zwischen Taehyung und mir. "Tiana..", hörte ich plötzlich die tiefe Stimme von Tae sagen, woraufhin ich weiter schluchzte. Währenddessen ging Jungkook an uns vorbei und hob mein Handy vom Boden auf, was ich daran bemerkte, dass er mehrmals fragte, ob meine Mutter noch am Telefon sei. Schließlich redete er auch mit ihr, wobei ich mich immer noch ausheulte. "Oh nein", sagte Jungkook auf einmal und er kam wieder näher, während er laut auflegte. "Ihr Bruder ist gestorben", informierte er leise Taehyung, der dann seinen Kopf auf meinen legte. "Jungkook, nimm sie bitte mit auf dein Zimmer", sprach Tae, der mich nun langsam los ließ und dann fiel mir erst auf was ich tat. Ich bin einfach in seine Arme gelaufen, obwohl Jungkook genau neben ihm stand. Wenn ich mich nicht irrte, dann stand Jungkook sogar noch ein Stück näher an mir, doch ich fiel absichtlich Tae in die Arme. Ich wollte in diesem Moment in seinen Armen sein und das wurde mir nun klar. "Tiana, los geh mit ihm", sagte Taehyung nun, doch bevor ich zu Wort kam, kam mir Jungkook zuvor. "Ich denke sie ist gerade besser bei dir aufgehoben", sagte Jungkook und mein Weinen verschlimmerte sich nur noch. "Jungkook.."-"Sie ist doch schon in deinen Armen, munter sie auf, ich bin schon fix und fertig und denke, dass Schlaf das Beste ist", antwortete er und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. "Ich bin in meinen Zimmer, falls du mich brauchst", sagte Jungkook noch anschließend und dann zog mich Tae schon mit in sein Zimmer, wobei er mich immer noch nicht los ließ. Obwohl ich total verschwommen sah, war ich mir ganz sicher, dass hier mehrere Klamotten auf dem Boden lagen. "Wollen wir dir und mir vielleicht eine heiße Schokolade machen?", fragte er nun, woraufhin ich ihn einfach ansah ohne irgend etwas zu sagen. "Okay, schlechte Idee. Später vielleicht", schloss er an und wischte mir die Tränen von den Wangen. "Ich hasse es, dass du mich so sehen musst", bekam ich nun endlich verständlich raus und er grinste nur. "Du bist genauso hübsch wie vorher", antwortete er und ich sah ihm tief in die Augen. "Entschuldigung", gab er sofort von sich und schaute weg, während er mich zum Bett führte, worauf ich mich dann setzte und er neben mich. Er hatte zwar die Umarmung gelöst gehabt, doch seine Hände waren immer noch an meinen. "Wie alt war er noch einmal?"-"24 Jahre alt", beantwortete ich ihm und konnte mich wirklich gut zusammen reißen. Ich glaub jetzt kam der Moment, bei dem ich nicht mehr weinen konnte und einfach nur noch schockiert war. Falls ich mich richtig erinnerte gab es mehrere Stufen von so einem Erlebnis und eine davon war der Schock. "Das tut mir Leid"-"Ich will nicht mehr darüber reden", sagte ich plötzlich und war genauso überrascht von meinen Worten wie er. Für mich war es immer das Beste dem Schmerz so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen und solange ich nicht darüber redete war alles ganz gut. Auf jeden Fall besser. "Willst du vielleicht irgendwas schauen oder Musik hören?"-"Nein", sagte ich kurz und er presste seine Lippen zusammen, während er auf seine Hände sah, die meine hielten. "Wenn ich Musik höre werde ich nur trauriger.. und mir ist gerade nicht nach einem Film, tut mir Leid"-"Alles gut, komm her", sagte er und streckte seinen Arm aus. Kurz sah ich ihn an und lehnte mich dann in seinen Arm, wobei Taehyung sich etwas zurück lehnte, sodass wir schließlich auf dem Bett lagen. "Ich erzähl dir einfach eine Geschichte. Also es gab mal so einen Jungen, er hieß Tiano und dann gab es noch ein Mädchen, sie hieß Taehyungina..", fing er an, wobei ich mir wirklich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. "Sie lebten in... einer Villa. Nein, sie lebten in einer Wohnung unter Wasser"-"Wie soll das denn gehen?"-"Es ist wasserdicht, unterbrich mich nicht!", verteidigte er sich und ich legte mich so auf die Seite, sodass ich ihn betrachten konnte. "Also eines Tages waren sie auf einen Gesangswettbewerb, Taehyungina war wirklich richtig, richtig gut"-"Hör auf von dir selber zu schwärmen"-"Wer sagt, dass ich sie darstellen soll? Und lass mich doch mal zu Ende reden", redete er wie ein kleines Kind, weswegen ich dann wirklich lächeln musste. "Dann fing aber Tiano an zu singen und Taehyungina war so erstaunt, dass sie diese Stimme nicht mehr vergessen konnte. Schließlich gewann keiner den Wettbewerb, aber dadurch kannten sie sich nun und sangen zusammen. Für immer"-"Müssen sie nicht irgendwann heiser werden?"-"Pscht, das war eine tolle Geschichte, mach es nicht kaputt", sagte er und legte mir seinen Zeigefinger auf dem Mund. "Diese Geschichte ergab kaum Sinn, Tae"-"Natürlich, denn ich hab dich zu einem Lächeln gebracht. Sinn genug", sagte er stolz, als er seinen Finger wieder weg nahm und ich drückte mich fester an ihn. Für einen Moment dachte ich wieder an meinen Bruder und eine Träne kullerte erneut meine Wange hinunter und endete schließlich auf meiner Nasenspitze. "Hey, hey", sagte Tae auf einmal und tippte mit einem Finger auf meine Nasenspitze, sodass die Träne hinunter fiel. "Es ist hart, ja, aber es wird besser", sagte er aufmunternd und ich nickte nur. "Wieso hast du mich eigentlich an meinem Geburtstag noch ins Bett gebracht?"-"Woher weißt du das?", fragte er völlig verwundert und ich sah ihm in die Augen, die auch in meine blickten. "Es war nur geraten. Hast du mich auch umgezogen?"-"Nein, du warst im Halbschlaf und angetrunken. Das hast du auf unglaublicher Weise selber hingekriegt", beantwortete er mir, während ich dann einfach meine Augen schloss und nach einigen ruhigen Sekunden in den Schlaf fiel.

Am nächsten Morgen wachte ich alleine im Bett auf, doch nach wenigen Minuten kam schon Tae ins abgedunkelte Zimmer und reichte mir eine Tasse mit heißer Schokolade. "Warte", sagte er auf einmal und nahm mir wieder die Tasse aus der Hand, woraufhin er einen Schluck nahm und sie mir erneut reichte. Kurz lächelte ich und nippte dann an der Schokolade, die wirklich extrem lecker war. "Ich will dir ja echt nicht mehr Sorgen bereiten, aber Jungkook sitzt schon seit heute früh in der Küche und stochert mit seiner Gabel in die gleichen Nudeln wie vorher", versuchte er zu erklären und hockte sich vor mir. Ich musste mit ihm reden, egal wie schlecht es mir ging, er hatte es verdient. So drückte ich also Taehyung das Getränk in die Hand und ging in die Küche. Wie beschrieben saß er da und stocherte immer noch in seinen Nudeln herum, wobei er dann zu mir aufsah und gezwungen versuchte zu lächeln. "Hey, wie geht es dir?"-"Besser, aber wie geht es dir, Jungkook?"-"Sag du es mir", sagte er nun und ich stellte mich so neben ihm, dass er aufstand und mir in die Augen sehen konnte. Ich sah genau diesen Blick, den ich gesehen hatte, als ich ihn das erste Mal mit dem Kuss verletzt hatte. Doch es war noch viel schlimmer. "Es ist okay", sagte Jungkook, doch es war absolut nichts okay. "Nein, es ist nicht okay", wiederholte ich noch einmal meinen Gedankengang und er nahm meine Hand. Er musterte meine Hand und schaute mich dann wieder an, nachdem er hörbar stark einatmete. "Ich hab dich gestern gesehen wie du zu ihm gelaufen bist. Erst habe ich es nicht verstanden, doch dann hab ich nachgedacht. Du kannst es mir einfach sagen"-"Jungkook, es ist so unglaublich kompliziert, ich versteh mich selbst kaum", versuchte ich zu erklären, doch sein Blick wurde immer trauriger. "Sag mir bitte die Wahrheit. Was denkst du genau in diesem Moment?", fragte er und sah mir mit seinen schon glänzenden, braunen Augen tief in meine. "Ich liebe dich.. aber ihn liebe ich mehr".

Why are you shaking my heart? (BTS FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt