Die gewaltige Eingangstür wird geöffnet, noch bevor ich die Treppen hinaufgestiegen bin. Ein älterer Mann kommt mir entgegen und nimmt mir die schwere Tasche mit all meinen Sachen drin ab. Ich bedanke mich leise und folge ihm. "Tut mir leid, dass ich so spät komme ...", beginne ich mich bei dem Mann zu entschuldigen, der hier offensichtlich ebenfalls arbeitet. "Es ist immer besser zu spät zu kommen, als nie." Ruckartig drehe ich mich um. Harry steht mit seinem Sohn auf dem Arm in der Tür zu einem anderen Raum und sieht mich von oben bis unten an. Zwischen seinen Augen liegt eine tiefe Falte. Ist er sauer?
"Guten Abend, tut mir leid, dass ich so spät noch hier aufkreuze, ich-" "Das ist in Ordnung. Daniel, bringen Sie Louis auf sein Zimmer. Ich komme gleich nach."Mit rasendem Herzen setze ich mich auf das bequeme Bett, nachdem Daniel das Zimmer wieder verlassen hat. Er kommt gleich nach ... was er wohl vor hat? In meinem Kopf beginnen die wildesten Szenarien umherzuschwirren. Ich schüttle den Kopf. Nur weil Johnny mir den ganzen Unsinn eingeredet hat, muss es nicht wahr sein. Wahrscheinlich erklärt er mir nur, wie ich mit dem Zimmer umzugehen habe. Oder was ich an meinem ersten Tag machen werde.
Oder er schließt das Zimmer ab, kommt auf mich zu, klettert auf mich, drückt mich auf das Bett und beginnt mich ... "Louis, verdammt!", zische ich und lege die Hände vor's Gesicht. Ich spüre, dass meine Wangen glühen. Ich sollte nicht darüber nachdenken.Es klopft. Ich setze mich aufrecht hin. Aber nichts passiert. Es klopft wieder. Ich runzle die Stirn. "Herein?", frage ich verwirrt. Wieder nichts. Ich stehe auf und gehe zur Tür. Als ich sie öffne, sehen zwei hellgrüne Augen zu mir hinauf. Emerson trägt seinen Pyjama und grinst mich verstohlen an. "Lewis ...", nuschelt er, während er auf seiner Hand rumbeisst. Ich muss kichern und trete beiseite. "Komm rein.", bitte ich ihn und er läuft direkt zum Bett. Gerade, als ich ihm rauf helfen will, stürmt jemand an mir vorbei, packt das kleine Kind und zerrt es aus dem Raum. Emerson beginnt sofort zu weinen. "Sei still! Du weißt, dass du nach der Gutenachtgeschichte nicht nochmal aufstehen sollst!" Die schrille Stimme seiner Mutter tut schon beinahe in den Ohren weh.
Bemitleidenswert sehe ich ihnen nach, als sie die Treppen hinunter gehen. Der Lockenkopf ist auf ihrem Arm und winkt mir traurig, ich erwiderte es.Ich beschließe die Tür offen zu lassen und beginne meine Tasche auszupacken.
Dann höre ich Stimmen. Laute Stimmen. Die streiten. Eine tiefe, raue, und die unerträglich grelle von ihr. Ich kenne nichtmal ihren Namen. Will auch ehrlich gesagt nicht."Wie oft muss ich es dir noch sagen, er ist keine verdammte Puppe! Fuck, wenn du ihn weiter so schlecht behandelst landet er mit 16 in der Klapse!", brüllt Harry, seine Stimme hallt bis hier hoch. "Und wie oft muss ich dir noch sagen, dass du diese Schimpfwörter nicht vor ihm benutzen sollst!", faucht sie lauthals zurück. Ich schließe die Augen. "Schimpfwörter schaden ihm lange nicht so sehr wie deine gewaltsamen Aktionen! Er ist dein verdammter Sohn, Lydia!" "Ja, richtig, er ist mein Sohn!"
Danach ist es still.
Eine Tür knallt.
Dann höre ich Schritte. Jemand kommt die Treppe hoch. Wie gefesselt lasse ich mich wieder auf das Bett fallen und starre durch die Tür zur Treppe. Als erstes taucht sein Kopf auf. Seine langen Locken sind zerzaust. Dann sein schmerzverzerrtes Gesicht. Seine breiten Schultern. Und schließlich die Perfektion eines Körpers.
Harry hebt den Kopf nicht, er lässt den Blick gesenkt und setzt sich auf die vorletzte Stufe. Unsicher, was ich machen soll, bleibe ich einfach auf dem Bett sitzen.
Als er jedoch den Kopf auf die Knie legt, übermannt mich das Mitleid zu sehr und ich gehe langsam und vor allem leise zur Treppe. Dann stehe ich hinter ihm. Und hab absolut keine Ahnung, was ich sagen soll. Wirklich gut durchdacht, wie immer."Setz dich.", murmelt er und ich zucke zusammen, weil ich wirklich nicht damit gerechnet habe, dass er mich hat kommen hören. Also tue ich, was er sagt. "Es tut mir leid, dass du das mit anhören musstest. An deinem ersten Abend." Er hebt den Kopf und legt das Kinn und das Knie. Gebannt sehe ich ihn von der Seite an. "Nicht so schlimm ...", lüge ich und mustere jedes Detail seines Profils. Dann dreht er den Kopf zu mir, legt die Wange auf das Knie und erwidert meinen intensiven Blick. "Ich werde dafür sorgen, dass sie dich nicht belästigt." Direkt danach erhebt er sich und hält mir die Hand hin. Ich nehme sie entgegen und lasse mir auf die Beine helfen. In seiner großen Hand sieht meine aus, wie die eines Mädchens.
"Du kommst morgen früh mit, wenn ich Emerson zur Schule bringe. Danach zeige ich dir den Keller des Hauses." Ich nicke kurz und bleibe stehen, als er stehen bleibt. Vor meinem Zimmer. "Konntest du dich bei Johnny informieren? Hat er dir erzählt, was für Aufgaben du haben wirst? Was ... du hier tun wirst?", erkundigt er sich. Oh fuck, ob er es ahnt? Ob er damit gerechnet hat, dass Johnny mich warnt? Wenn ja, habe ich ein ganz schönes Problem. Und Johnny natürlich auch.
Also versuche ich mich zu beruhigen und nicke erneut. "Nicht all zu viel, die grundlegenden Dinge.", schiebe ich hinterher und bin beeindruckt, wie wahrheitsgemäß das klang.Doch Harry sieht mich forschend an. "Ist das so? Dann hat er dir nichts von irgendwelchen ... ungewöhnlichen Sonderaufgaben oder ähnlichem erzählt?" Ich spüre, wie mir die Farbe aus dem Gesicht entweicht. "N-nein, i-ich-" "Ich wusste er könnte nicht dicht halten.", knurrt der Große und dreht sich weg. Ich schlucke kräftig. "Aber ich bin hier und ich werde hier arbeiten, er hat mich nicht dazu überreden wollen zu kündigen oder sowas.", sage ich zusätzlich in der Hoffnung, dass es ihn besänftigen wird und er Johnny nichts antut. "Darum geht es doch gar nicht.", sagt er ruhig und fährt sich durch die Haare. "Wie auch immer. Schlaf. Frühstück gibt es um 8 Uhr."
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Captured ➸ Larry Stylinson {COMPLETED}
FanfictionEine Fanfiction, die trotz vieler Smutszenen spannende Handlungen beinhaltet. -> Lesen auf eigene Gefahr <- Harry, ein junger Mann, der von sich selbst denkt, es sei zu spät für ihn. Louis, ein Student, der ihm das Gegenteil beweist. Bis dahin gibt...