Mit einem leeren Blick streiche ich über seinen Bauch. Ich kann nicht glauben, was ich da sehe. Was er sich angetan hat.
Rote, teilweise noch blutige Striemen ziehen sich über den Schmetterling und darüber hinaus. Manche sind tiefer, die anderen nur oberflächlich. Ich kann nichtmal weinen. Auch wenn ich es wollte. Harry sieht mich an und wartet. Er wartet einfach. Ich schiebe das Shirt wieder runter. "Ich kann nicht zu irgendwelchen Massagen.", flüstert er kleinlaut und beißt sich auf die Unterlippe, um nicht zu weinen. Ich hole tief Luft. "Wann ...", frage ich leise. "Gestern Nacht." "Als du dich besoffen hast?!" Er antwortet nicht. Das heißt 'ja'.
Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare. "Warum? Warum hast du das getan? Auf dem Tattoo ... Ich tue alles was ich kann, um dir zu helfen und du trittst es mit Füßen!" Ich fahre herum und haste zum anderen Ende des Zimmers. Ich brauche Abstand. "Du hast keine Ahnung!", brüllt er mit aller Kraft und ich zucke zusammen. "Ich weiß, Harry. Ich weiß.", sage ich leise und hole tief Luft. Dann nehme ich die Klinge und komme damit wieder zu ihm. Verwirrt geht er einen Schritt zurück, als ich damit auf ihn zukommen. Ich reiche sie ihm und schiebe meinen Ärmel hoch. "Hier. Mach es an mir. Schneide mich. Tu mir weh. Mach, dass ich blute." Mit offenem Mund starrt er die Klinge an. "Mach schon!", brülle ich und das erste mal zuckt er wegen mir zusammen. "Louis, das ist Wahnsinn ...", murmelt er und dreht sich weg. "Ach ja?! Warum denn?!" Ich stelle mich wieder vor ihn. "Weil es mich verletzen würde!" Ich gebe ihm ein paar Sekunden, vielleicht versteht er es ja selber.Und dann ändert sich seine Mimik, er versteht die Metapher. Vorsichtig lege ich die Klinge bei Seite und sehe ihn weiterhin an. Harry steht einfach nur da und sieht zu Boden.
Da ich nicht weiß, was ich sonst machen soll, nehme ich meine Jacke und gehe aus dem Zimmer. Das erste mal, seit wir hier sind, wohl bemerkt.Und zu meiner großen Überraschung folgt er mir nicht. Er lässt mich gehen.
Nachdenklich rühre ich in meinem Cocktail herum. Es ist halb zwölf und ich trinke Alkohol. In einem fremden Land. Auf einer Insel. Ich bin eigentlich total alleine. Und so naiv. Mich auf eine Reise zu begeben mit einem Verrückten. Für eine Woche.
Mit einem Seufzer laufe ich durch die riesige Anlage und suche nach etwas zum Ablenken.
Und dann komme ich in den großen Spa Bereich. Direkt am Anfang stehen verschiedene Saunen. Dampfsauna, finnische Sauna, alles ist vertreten.
"Guten Tag, Sir. Darf ich Ihnen Jacke und Schuhe abnehmen?" Die freundliche junge Dame hat einen Bademantel über dem Arm und lächelt. Ohne zu überlegen nicke ich und folge ihr zu den Umkleiden.Schwitzend lehne ich mich auf der Holzbank zurück und schließe kurz die Augen. Die Hitze lenkt mich ab. Neben mir sitzt ein dicker, alter Mann, der sich mit seinem eigenen Schweiß einreibt. Lecker.
Ich verbringe den ganzen restlichen Tag hier und schlendere zurück. Ich habe keinen Zimmerschlüssel ...
Mein Weg führt mich durch die Bar, in der ich zuvor gesessen habe. Es ist weder besonders voll, noch leer.Jedoch erkenne ich eine Stimme sofort.
Harry. Er sitzt am Tresen. Zwischen anderen Gästen. Er hat einen Drink in der Hand. Er lacht.
Schnur stracks bahne ich meinen Weg durch die Tische, hinüber zu ihm und bleibe, mit etwas Abstand stehen. Harry stellt seinen Drink ab und mustert mich kurz. "Wo warst du den ganzen Tag?", will er wissen und steht auf. "Hier und dort.", sage ich stur und sehe mich um. Harry nickt kurz. "Und du?", frage ich zurück. "Hier. Nicht dort." Ich verkneife mir ein Schmunzeln. Das wäre jetzt wirklich unangebracht. "Ich brauche deinen Schlüssel. Ich habe meinen vorhin nicht mitgenommen." Sofort greift er in seine hintere Hosentasche und reicht mir die Karte. Nickend nehme ich sie an. "Und was ist mit dir?" Ich sehe zu seinem Drink. "Ich ... komme später." Kopfschüttelnd lege ich meine Hand an seinen Arm. "Ich möchte, dass du jetzt mitkommst." Er sieht mich kurz an. Dann legt er einen Schein auf den Tresen und stellt sich zu mir. "Ich komme mit dir."
Schweigend gehen wir hinauf zu unserem Zimmer. Ich mache auf und lege die Karte auf das Regal. Dann ziehe ich Schuhe und Jacke aus. Harry zieht sich um und setzt sich auf das Sofa. Langsam gehe ich zu ihm hinüber. "Ich habe Salbe.", sagt er leise und reicht mir eine klein Tube. "Hilfst du mir?" Zögernd nehme ich sie und setze mich neben ihn. Er zieht das Shirt hoch und rutscht etwas hinab, sodass ich Zugriff auf die Wunden habe.
Vorsichtig gebe ich etwas Salbe auf meine Finger und berühre das zerstörte Tattoo. Sofort schließt Harry die Augen und lehnt den Kopf zurück. Lächelnd übe ich etwas mehr Druck aus und versorge die verletzte Haut. "Louis ...", murmelt er und öffnet die Augen. "Ja?" Er setzt sich auf und lehnt sich sofort gegen mich, sodass ich zurück auf das Sofa falle. Meine Finger bleiben an seinem Bauch. Seine verschwinden in meinen Haaren. "Es ... tut mir ... so leid.", stößt er hervor und verhakt seine Beine mit meinen.Ich ahne, wo das hinführt.
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Captured ➸ Larry Stylinson {COMPLETED}
Hayran KurguEine Fanfiction, die trotz vieler Smutszenen spannende Handlungen beinhaltet. -> Lesen auf eigene Gefahr <- Harry, ein junger Mann, der von sich selbst denkt, es sei zu spät für ihn. Louis, ein Student, der ihm das Gegenteil beweist. Bis dahin gibt...