Schlaflos liege ich auf dem Rücken und starre an die Decke. Ich höre das Ehepaar unten noch diskutieren, verstehe aber nicht, was sie sagen. Ich hab ganz stark das Gefühl, dass ich da noch ziemlich mit reingezogen werde. Vielleicht sollte ich wirklich erst gar nicht hier anfangen zu arbeiten. Und dabei liege ich in ihrem Haus.
Harry's Reaktion vorhin war nur noch verwirrender. Ich hatte erwartet, dass Johnny wirklich die Unwahrheit gesagt hat, oder Harry mich jetzt in den Keller der Verdammnis schleppt und mich auspeitscht. Aber sein 'Darum geht es doch gar nicht' ist wirklich nicht sehr aufschlussreich.
Andererseits meinte er auch, dass er mir morgen den Keller zeigen will. Meine Alarmglocken bimmeln und ich zucke unfreiwillig im Bett zusammen. Ich kann nicht bleiben. Ich sollte mir einen normalen Job suchen. So wie jeder andere Student. Bei McDonald's oder so. Aber nein, ich muss natürlich wieder die Extraklasse haben. In einer gottverdammten Villa.Irgendwann, zwischen tausend Gedanken, schlafe ich ein. Es muss so gegen halb zwei gewesen sein.
Als ich wach werde, ist es hell. Zu hell.
Wie vom Stachelschwein gestochen fahre ich hoch und sitze kerzengerade auf der weichen Matratze. Ich greife nach meinem Handy. Es ist verdammt nochmal halb zehn! Und ich liege hier und schlafe. Oh Gott, bitte lass das ein Alptraum sein.
So schnell ich kann schlüpfe ich in meine Klamotten und laufe mit meiner Zahnbürste auf den Flur. Ich brauche ein Bad. Ich muss pinkeln. Und Zähne putzen. Und Haare stylen. Und ... "Na endlich, ich dachte schon du wärst über Nacht aus dem Fenster geklettert und davon gelaufen.", scherzt eine raue Morgenstimme und ich drehe mich hastig um. Er steht mit einem Handtuch um den Hüften in der Tür zu dem Raum, den ich gesucht habe. Die Locken sind feucht und liegen auf seinen gebräunten, tätowierten Schultern. Sein restlicher Körperbau raubt mir den Atem und da ich gerade erst aufgewacht und ein totaler Vollidiot bin, lasse ich meinen Kulturbeutel fallen. Harry hebt bloß eine Braue und verschränkt die Arme.
Bitte. Lass. Es. Ein. Alptraum. Sein.
"I-ich ... hab verschlafen ...", stottere ich und könnte mir gleich darauf an den Kopf fassen. So viele Möglichkeiten, was ich hätte sagen können. Und ich sage ausgerechnet das Offensichtlichste von allem. "Dir entgeht aber auch nichts, hm?" Seine Laune scheint im oberen Bereich zu sein. Gut für mich.
Ich schließe kurz die Augen und sammle meine Gedanken. "Es kommt nicht wieder vor." Er winkt ab und geht an mir vorbei. "Mach dir keine Sorgen, ich hätte dich geweckt, wenn es nötig gewesen wäre. Mach dich frisch, dann musst du erstmal etwas essen." Harry verschwindet in einem anderen Zimmer gegenüber und gibt mir die Zeit, die ich brauche.
Fasziniert sehe ich mich im Badezimmer um.
Okay ... wow. Ich habe Angst irgendetwas zu berühren. Ich will nichts dreckig machen.
Andererseits habe ich schon genug Zeit verschwendet. Deshalb beeile ich mich."Kaffee?" Harry holt zwei Tassen aus dem Regal und ich schüttle den Kopf. "Bin kein Kaffee-Mensch." Er stellt eine zurück und sieht mich prüfend an. "Tee?" "Nein." "Kakao?" "Nein." Belustigt zucken seine Mundwinkel und er füllt sich das braune Gold in die große Tasse. "Ich habe noch nie jemanden getroffen, der gar nichts von den drei Optionen trinkt. Wie startest du dann in den Tag?" Mein 19-jähriger Schädel ruft 'Masturbation', doch damit kann ich jetzt wirklich nicht ankommen. "Wasser.", sage ich leise und lasse mich an dem großen Metalltisch nieder. "Wasser.", wiederholt er und füllt etwas in ein großes Glas. Ich bedanke mich und starre auf den Tisch. Es ist alles da, vom Räucherlachs über Mett, Obst und Gemüse, Brot und Brötchen. "Was ist? Magst du etwa auch kein Frühstück?", scherzt er und ich kann mich sofort etwas entspannen, als ich die Grübchen an den Mundwinkeln entdecke.
"Ich muss noch einigen Papierkram erledigen. Im zweiten Stock findest du Daniel, er müsste in seinem Zimmer sein. Er soll dir eine Liste mit deinen Aufgaben geben. Sobald ich fertig bin, werde ich dich aufsuchen und dir den Res des Hauses zeigen, den du noch nicht gesehen hast." Wir bleiben vor einer Tür im Flur stehen, das offensichtlich sein Büro ist. Die Tür steht einen Spalt offen und ich erhasche einen Blick in den luxuriösen Raum. "Was machen Sie denn beruflich?", frage ich nach, als er mir den Rücken zuwenden will. "Ich bin Anwalt." Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Harry dreht sich wieder zu mir. "Was ist so lustig?", fragt er, scheint aber ebenfalls amüsiert zu sein. Ich zucke die Schultern und betrachte die Vollkommenheit seines kantigen Gesichts. "Es passt zu Ihnen."
Daniel ist an sich ein sehr netter Mensch, nur nicht gerade sehr gesprächig. Ich frage ihn wie lange er hier schon arbeitet. Seine Antwort lautet 'lange genug'.
Er gibt mir besagte Liste und erklärt mir zu jedem Punkt genauestens was zu tun ist. Was mich wundert: Es sind nur drei Aufgaben.1. Emerson belustigen
2. Strom, Wasser und Gaskosten monatlich notieren und vergleichen
3. Das eigene Zimmer sauber halten.Stirnrunzelnd starre ich das Blatt Papier an. "Das ist kompletter Schwachsinn.", sage ich gerade heraus und sehe auf zu Daniel. Er zuckt kurz mit den Schultern. "Solange du dein Geld bekommst, solltest du zufrieden sein Kleiner.", meint er schlicht. An sich hat er ja Recht. Nur hatte ich mir etwas anderes vorgestellt. Saugen, Staub wischen, Fenster putzen.
Ich beschließe Johnny eine Nachricht zu schicken und schicke ihm ein Bild von meinem Aufgabenzettel.
Louis: Waren das auch deine Aufgaben?
Johnny: Sollen das die Dinge sein, für die du £1,200 im Monat bekommst? Ich hab mir den halben Arsch aufgerissen, musste bei Wind und Wetter im Garten schuften und jede Ecke staubfein halten. Das soll wohl n Witz sein ..."
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Captured ➸ Larry Stylinson {COMPLETED}
Hayran KurguEine Fanfiction, die trotz vieler Smutszenen spannende Handlungen beinhaltet. -> Lesen auf eigene Gefahr <- Harry, ein junger Mann, der von sich selbst denkt, es sei zu spät für ihn. Louis, ein Student, der ihm das Gegenteil beweist. Bis dahin gibt...