62. Kapitel

5.6K 435 161
                                    

Ganz ehrlich, ich hätte niemals gedacht, dass diese 'Kurzgeschichte' mal so eskalieren und vor allem SO LANG werden würde 😂😂👏🏻

Eine Weile sitzen wir stumm vor dem schwarzen Bildschirm. Ich lasse die vergangenen Minuten noch mal in meinem Kopf abspielen und kneife die brennenden Augen zusammen. "Das ... wichtigste ist, dass du, Louis, jetzt die Fassung behältst ...", setzt der Polizist an. "Denn das ist es, was er will. Er will dich provozieren und dich schwach machen, dich mit Wut und Verzweiflung füttern, sodass du am Ende wehrlos bist und nach seiner Pfeife tanzt." Ich öffne die Augen. "Ach, wirklich?" Clara hätte beinahe geschmunzelt. Aber angesichts der Situation, lässt sie es dann doch, was ich sehr unterstütze.
"Leute, ihr habt gesehen, was ich gesehen habe. Wir wissen nicht von wann das Video ist. Wir müssen etwas unternehmen." Die Schwarzhaarige zieht den Stick aus dem Computer und legt ihn bei Seite. "Und was schlägst du vor?", fragt ihr Kollege. Sie sieht zu mir. Ich nicke. Ihr Kollege runzelt die Stirn. "Du willst ihn dahin schicken?!" "Wir haben keine andere Wahl, Aiden." "Dann kannst du ihn auch gleich hier und jetzt erschiessen!" Ich weiche etwas zurück, als er lauter wird. Clara seufzt. "Verzeiht mir ... mein Sohn ... mein Sohn ist bei solch einem Projekt um's Leben gekommen.", knurrt er und steht auf. "Ich bin aber nicht Ihr Sohn", sage ich kühl und stehe ebenfalls auf, "Fangen wir an."

Ich werde mit einem Mikro an der Innenseite meines Hoodies ausgestattet und bekomme eine ausgiebige Einführung in das Thema 'Geiselnahme'.
Wir fahren los, bevor es dunkel werden kann, denn Dunkelheit wäre jetzt mein größter Feind.

Naja, mein zweitgrößter ...

Clara wiederholt immer und immer wieder mein Safeword und wie wichtig es ist, dass ich zuerst auf mein Wohlergehen achte. An mir prallt das alles aber ab. Ich würde Harry niemals verraten.

Wir halten an und Aiden steckt mir noch einen kleinen Chip ins Ohr. "So kannst du uns hören. Ab hier musst du laufen. Es sind noch drei Meilen. Das schaffst du." Ich seufze. Wieder eine Stunde durch den kalten Schnee.

Den ganzen Weg über labert Clara mich weiterhin voll. Aber irgendwie beruhigt es mich.
Da die Wegbeschreibung sehr simpel ist, gelange ich ohne Zwischenfälle an mein Ziel. Es dämmert bereits. Jetzt aber schnell.

"Das war so klar, dass es so ein altes Geisterschloss ist

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

"Das war so klar, dass es so ein altes Geisterschloss ist.", knurre ich und bleibe kurz stehen, um Luft zu holen. "Was siehst du?", fragt Aiden schnell. "Sieht aus wie eine alte Fabrik. Nur ohne dieses ganze Metallzeugs. Könnte auch ein großes Haus sein. Egal was, es sieht verdammt gruselig aus." Plötzlich höre ich einen Schrei und zucke heftigst zusammen. Es kommt aus der Ruine. Und es ist Harry.
Sofort renne ich los. Jetzt, wo ich realisiere, dass ich ihm tatsächlich so unfassbar nah bin, kann mich nichts mehr halten. Nicht mal die Polizei.

"Louis, du kannst nicht einfach so reinplatzen, du-" Ich reiße mir den Chip aus dem Ohr und lasse ihn in den Schnee fallen.

Am Gebäude selbst werde ich langsamer, gehe aber trotzdem schnellen Schrittes herum, bis ich eine Art Eingang finde. Als ich einen weiteren Schritt mache ... entdecke ich Johnny, der an der Wand lehnt.

Wie an der Hauswand vor wenigen Tagen.

Ich presse die Lippen aufeinander.

"Warum so ängstlich?", fragt er und zieht an der Zigarette.
"Ich hab keine Angst, Johnny. Sag mir, was du willst, damit ich dir deine hässliche Visage rausprügeln kann." Lachend drückt er sich von der Wand und wirft den Stummel in den Schnee. "Wir wissen beide, dass du dazu nicht im Stande bist. Hör auf dich selbst zu belügen, Tomlinson." Wütend balle ich die Hände zu Fäusten und folge ihm hinein. Es riecht furchtbar. Und es ist kalt.
"Wo ist er ...", knurre ich, als ich mich umsehe. Es stehen alte Matratzen und zwei Stühle herum. Ein Tisch mit zwei Kaffeebechern. Leere Teller. Ein Vorhang, der um etwas herum geht. Um etwas viereckiges. Eine Tür, neu eingesetzt, die in einen Raum zu führen scheint.
"Du willst zu ihm?", fragt Johnny provokant. Er hat mich unter Kontrolle und das weiß er.
Er macht ein paar Schritte auf mich zu, packt meinen Hoodie und reißt das kleine Mikro raus. "Jetzt kannst du ihn sehen."

Er geht zu dem Vorhang und zieht ihn weg. Er hat einen großen Käfig verdeckt.

Einen Käfig.

Harry liegt drin. Zusammengerollt. Auf dem eiskalten Steinboden. Ich sehe die Wunden an seinen Händen. Und so ziemlich überall sonst an seinem zerstörten Körper.

Erschrocken will ich zum Käfig, doch Johnny hält mich an der Schulter zurück.

"Wenn du darein gehst, kommst du nicht mehr raus. Überleg es dir.", flüstert er in mein Ohr. "Sieh ihn dir an. Er ist sowieso fast tot. Er bringt dir nicht mehr viel. Hat er doch nie. Ist es das jetzt wert?" Meine Atmung ist viel zu schnell, mein Herz rast. Ruckartig befreie ich mich aus seinem Griff und laufe in die offene Tür. Johnny braucht sie gar nicht mehr zu schließen.

Harry würde es sowieso nicht schaffen wegzulaufen. Er hätte keine Kraft dazu.

Ich sehe durch die Stäbe zu Johnny der den Schlüssel aus seiner Tasche holt. "Mein Platz ist an seiner Seite. Das war er immer und wird er immer bleiben." Meine Worte scheinen etwas in ihm auszulösen. Nichts gutes.
Er rammt die Gittertür zu und schließt das große Schloss ab.

Dann verschwindet er durch die Tür.

Captured ➸ Larry Stylinson {COMPLETED} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt