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I can't change, Drama ist einfach zu gut. Es tut mir leid.

Ich sitze an der Wand neben ihm. Er hat die Arme um mich geschlungen und drückt mich an sich. Es tut fast schon weh und ich spüre meine Arme kaum noch, aber dafür spüre ich ihn. Und das ist es, worauf es gerade ankommt.
Sein Gesicht verschwindet in meiner Jacke, ich glaube er beruhigt sich langsam etwas. Sanft kraule ich durch die weichen Locken und lege mein Kinn auf seinen Hinterkopf.
Mein Blick fällt auf den Tropf, der da so vor sich hin gammelt und keine Aufgabe mehr hat. "Kannst du heute Nacht hier bleiben?" Es überrumpelt mich ihn nach einer halben Stunde reden zu hören. "Natürlich.", antworte ich sanft und gebe ihn frei, als er sich aufsetzt. Ich lege meine Hände um sein Gesicht und wische mit den Daumen die Tränen weg, soweit ich kann. Harry sieht mir in die Augen, während ich sein Gesicht trockne und es betrachte. Dann treffen sich unsere Augen. Er sieht müde aus. Wahrscheinlich vom vielen Weinen.
"Hast du es geglaubt?", fragt er leise und zieht die Nase hoch. "Ich dachte ich hätte es ... aber nein." Er lässt den Kopf hängen und schließt die Augen. "Wenn ich mir vorstelle, wie ich mich fühlen würde, wenn mir jemand sagt du hättest mit einem anderen geschlafen ...", murmelt er. Ich hebe eine Braue. Ist ja nicht so, dass da was mit Elijah lief. Aber das war immerhin bevor es so richtig ernst wurde.
"Hör mir zu, Harry. Johnny will doch nur, dass du dir Vorwürfe machst und darüber nachdenkst. Lass es nicht an dich ran. Du hast das nicht nötig. Denn ich bin hier, siehst du?" Ich lege wieder eine Hand an seine Wange und er hebt den Kopf und öffnet die Augen. "Ich hätte dich wegen diesem Bastard verlieren können." "Hast du aber nicht und das wirst du nicht." Harry holt tief Luft und sieht an mir vorbei.

"Ich werde ihn umbringen."

Im ersten Moment will ich es ignorieren. Denn ich hatte schon den selben Gedanken. Aber in seiner Stimme liegt dieser Hass, der mich glauben lässt, er würde es wirklich tun. Und das ist das Letzte, was jetzt passieren sollte.
"Hier wird niemand umgebracht. Ich werde dir jetzt dein Abendessen zurück holen und dann-" "Doch, Johnny ist zu weit gegangen. Er wird niemals aufhören. Niemals ... Du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe. Dieser Junge ist gestört."

Das sagt der Richtige.

"Du kannst Johnny nicht einfach umbringen, du bist doch Anwalt, gibt es da nicht irgendein Verbot mit Annäherung oder sowas?"
"Nichts, was ihn aufhalten kann, dich zu verletzen. Ich muss es tun."
"Und dann?! Was ist dann?! Dann kommst du hinter Gitter für mehre Jahre! Harry, ich würde lieber mit dir weglaufen, als dich eingesperrt zu sehen!", sage ich lauter als beabsichtigt und stehe auf. Harry folgt mir und zieht mich zum Bett. "Weglaufen ist gar keine so schlechte Idee.", murmelt er und spielt mit meinen Fingerkuppen. Ich sehe ihm dabei zu. "Das war metaphorisch gemeint. Wir sind gerade erst umgezogen, in ein Haus, das wirklich wunderschön ist. Du hast einen Job, den man nicht so leicht ersetzen kann. Und du hast mich, der bei dir ist und nicht wegen irgendwelchen Lügen von einem Jungen davonläuft." Nervös kaut Harry auf der Unterlippe und lässt meine Hand los. "Na schön.", sagt er leise und legt die Beine auf das Bett. Ich stehe auf. "Ich werde das Abendessen holen." Harry zieht mich an der Hand zurück. "Ich habe keinen Hunger, geh nicht.", knurrt Harry und schiebt die Unterlippe vor. Ich tupfe meine Lippen auf seine und lächle. "Ich beeile mich."

Eiligen Schrittes gehe ich den Gang hinab und klopfe am Zimmer der Schwestern. Allerdings ist das Abendessen vorüber und Harry hat es verpasst, nachdem er die Schwester rausgeschickt hat. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als durch das Krankenhaus, rüber zur Kantine zu latschen, damit Harry etwas zu Essen bekommt.
Als ich in der Schlange zur Kasse stehe, sehe ich aus dem Fenster. Da wir hier im 4. Stock sind, kann man unten auf der Straße nicht wirklich alles erkennen.
Was ich aber erkenne, ist einen großen schwarzen Van, dessen Hintertüren offen sind und zwei Männer, die einen Patienten hineintragen. Er scheint bewusstlos. Ich runzle die Stirn.

Dieser Hoodie ...

Diese Jogginghose ...

Ich lasse das Sandwich und den Saft fallen und sprinte in größter Panik zurück auf die private Station.

Ohne zu klopfen platze ich in das Zimmer von Harry.

Es ist leer.

Harry ist nicht da.

Das Bett steht schief.

Die Glasflasche neben seinem Bett ist zerbrochen und liegt auf dem Boden, das Wasser ist mit Blut vermischt.

Meinem Gesicht entweicht jegliche Farbe. Sie haben ihn geholt. Sie haben ihn entführt.

Wohin?
Warum?

Was werden sie mit ihm machen?

Captured ➸ Larry Stylinson {COMPLETED} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt