58. Kapitel

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💩

Nach einer schlaflosen Nacht schleppe ich mich zum Bad, wasche mich so schnell es geht, schnappe mir meine Mom, die eigentlich noch X-Factor die Wiederholung zu Ende gucken wollte und verdonnere sie mich wieder auf's Revier zu fahren.
Seufzend parkt sie auf dem Besucherparkplatz. "Louis, die werden über Nacht nicht viel gefunden haben." Ich sehe sie mit meinen dunklen Augenrändern unbeeindruckt an und sie zuckt entschuldigend mit den Schultern.

Als ich rein komme, kommt sofort die schwarzhaarige Polizisten von gestern Abend auf mich zu. "Ah, dass Sie da sind. Wir haben Infos über diesen Johnny herausgefunden und brauchen nochmal Ihre Aussage." Sofort bin ich hellwach und nicke eifrig.
Sie bringt mich in das Büro und bietet mir einen Stuhl an, ehe sie sich selbst setzt. "Johnathan Michael Cleveland ist ein 18-jährige Student, geboren in Manchester, U.K. Er ist in einer Pflegefamilie aufgewachsen, wohnt aber seit drei Jahren bei einem Freund. Cleveland hat schon drei mal die Klinik für psychisch labile Menschen besucht und ist bis heute in ambulanter Behandlung." Diese Infos beweisen nur das, was Harry immer und immer wieder gesagt hat. Johnny ist krank. "Dieser Typ ist bestimmt so ein Patient, dem der Psychiater sagt 'das Leben ist nicht für jeden bestimmt'." Überrascht sehe ich die Polizistin an. "Was denn? Denkst du wir machen nicht auch unsere Späße?", grinst sie, doch mir ist nach zum Grinsen nicht zu mute.
"Ich habe gestern noch etwas vergessen zu erwähnen.", setze ich an und alle Augen sind direkt auf mich gerichtet. "Harry arbeitet für eine Kanzlei und ... sein Chef-" "Elijah Lockwood?" Ich blinzle. "J-ja ..." "Der ist uns bekannt. Er war früher hier und hat Ihren Mann ebenfalls als vermisst gemeldet." Ich runzle die Stirn. "Ähm ...", setze ich an, doch ich weiß nicht was ich sagen soll. "Er schien ziemlich besorgt. Aber er ist ein schräger Vogel, wir haben ihn nicht weiter unsere Zeit geschenkt." Nickend verschränke ich die Arme. "Wir werden versuchen Kontakt zu diesem Johnny aufzunehmen und melden uns bei Ihnen, sobald wir etwas Neues haben, in Ordnung? Bis dahin ... warten und beten Sie einfach." Die schwarzhaarige Polizistin legt mir die Hand auf den Rücken und lächelt mich aufmunternd an. "Wir finden ihn schon, mach dir keine Sorgen."

Ich muss mich wirklich dazu zwingen, zu gehen. Hier fühle ich mich einfach am nützlichsten ...
Meine Mom entführt mich in eine Bäckerei und wir frühstücken. Währenddessen überlege ich die ganze Zeit zwanghaft, was ich machen könnte. Ich würde gerne selbst zu Johnny und Elijah fahren und sie ausfragen. Sie müssen einfach etwas wissen. Aber meine Mom würde mich töten, genau wie die Polizei. Es scheint nur alles so aussichtslos ...

Den restlichen Tag verbringe ich mit Schnee schippen und Vogelfutter verteilen. Dieses beständige, unangenehme ziehen in der Brust bringt mich fast um. Immer wieder schießen mir Bilder von Harry in den Kopf.

In dieser Nacht gehe ich gar nicht erst in mein Bett. Ich bleibe im Wohnzimmer und denke. Denke nach. Welche Infos könnte ich noch haben, die der Polizei weiterhelfen könnten ...
Ich überlege so gut ich kann. Aber mir fällt einfach nichts ein.

Als ich das nächste mal blinzle, ist es hell und meine Mutter steht in der Küche und hat das Radio am Laufen. Ich reibe mir müde die Augen und gähne. Für einen kurzen Moment scheint alles gut zu sein, ich überlege, warum ich nicht im Bett geschlafen habe.

Dann trifft es mich wie einen Schlag ins Gesicht und mir fällt wieder ein, dass Harry bis jetzt mit Sicherheit noch kein Auge zu bekommen hat. Und ich hänge hier auf der Couch ...

"Hat sich die Polizei gemeldet?", rufe ich in die Küche. "Nein Schatz, aber dieser Elijah, er hat seine Nummer dagelassen."

Ich springe auf und komme in die Küche. "Wo ist sie?" Sie gibt mir einen Zettel. "Er ist ein sehr attraktiver Mann, muss ich schon sagen." Genervt rolle ich mit den Augen und nehme meine Jacke. "Du willst weg?", fragt sie verwundert und beäugt meinen kritischen Zustand. "Natürlich." Ich gehe raus und wähle seine Nummer. Er hebt direkt ab.

"Na, gut geschlafen?", schnurrt er und ich bleibe abrupt stehen. "Elijah ... was weißt du darüber ...", knurre ich. "Ich? Wie kommst du darauf, dass ich etwas damit zu tun haben könnte?" Ein wissender und zum Teil belustigter Unterton schwingt mit. "Elijah, ich schwöre bei Gott, wenn du-" "Wo bist du gerade?" Ich hole tief Luft. "Auf der Straße." "Gut. Gehst du wieder zu den Bullen?" "Nein. Du warst dort um eine Vermisstenmeldug zu machen, wir sitzen doch im selben Boot ...", sage ich verzweifelt, doch von der anderen Seite des Hörers kommt nur ein kühles Lachen. "Ich war dort, um zu checken, ob du schon da gewesen bist. Und natürlich warst du es. Johnny war nicht begeistert." Ich bleibe wieder stehen und sehe mich panisch um. "Johnny?! Du hast mit Johnny zu tun?!" Dann höre ich ihn im Hintergrund. "Huhu!" Mein Herz setzt aus. "H-habt ihr ihn?" Ich frage es so leise, dass ich es selbst kaum verstehe, da ich Angst vor der Antwort habe. "Hm, ich weiß nicht. Harry, haben wir dich?" Sekunden später ertönt ein schmerzender Schrei. Und ich weiß, von wem er kommt. Ich lasse das Handy fallen.

Captured ➸ Larry Stylinson {COMPLETED} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt