54. Kapitel

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So ... Harry wird eine ganze Woche Gast bei der Late Late Show sein? Gut zu wissen. Ich gehe mich dann mal vergraben. Ihr könnt die Geschichte selber zu Ende schreiben.

Roboterartig steige ich in das Taxi und schreibe Lydia eine Nachricht. Soll sie ihn im Krankenhaus besuchen. Oder abholen und nach Hause bringen. Keine Ahnung. Ich weiß nichts mehr.

Andererseits würde ich ihm gerne ins Gesicht sehen, wenn ich ihm erzähle, was ich gerade erfahren habe.
Mir ist klar, dass Johnny allen Grund hätte mich gegen Harry aufzuhetzen. Aber irgendetwas sagt mir, dass es dieses Mal anders ist. Irgendetwas ist anders.

Und plötzlich fällt mir auf, dass weder ich seinen Namen angenommen habe, noch Harry meinen angenommen hat. Wir haben nicht mal darüber geredet.

Könnte ich den Schmerz ertragen, wenn er mir sagt, dass alles wahr ist? Wenn er mir bestätigt, dass er mit Johnny ...

"Wohin, Sir?", fragt der Fahrer und sieht mich durch den Rückspiegel an. Ich hole tief Luft. "St. Pancreas Hospital bitte."
Eine Nachricht von Lydia sagt mir, dass sie erst morgen dazu kommen wird, zu kommen.

Die Luft ist ziemlich dünn, als ich die Stufen zu seiner Etage hochgehe. Ich bin immer noch wie in Trance. Der Gedanke an die vergangene Stunde macht mich krank.

Eine Schwester grüßt mich lächelnd. Ich sehe sie nicht mal an.

Vor der Tür bleibe ich stehen. Ich höre mehrere Stimmen. Viele Stimmen. Entweder habe ich jetzt völlig den Verstand verloren, oder da drinnen findet gerade eine Konferenz statt.

Ich klopfe.

"Ja" Harry klingt wütend. Nein, nicht wütend. Richtig angepisst.

Langsam öffne ich die Tür und komme in das Privatzimmer. Tatsächlich. 5 Männer in Anzügen stehen verteilt um das Bett herum, in dem Harry liegt. "I-ich will nicht stören.", sage ich leise, als sie mich merkwürdig beäugen.

Einer von ihnen ist Elijah. Ich hatte wirklich gebetet, dass ich ihn nicht mehr wieder sehen muss. Aber als sein Boss wird das wohl kaum möglich sein.
Sein Blick ist abschätzend.

Harry legt seine große Hand an die Hüfte von einem der anderen und schiebt ihn bei Seite, sodass er mich erblicken kann. "Louis?!" Sofort erhellt sich seine Miene und er fährt hoch. "Du störst nicht, was-" Er hört auf. Er stoppt den Satz, als ich langsam näher komme. "Du weißt es.", murmelt Elijah leise, der jetzt neben mir steht. Ich sehe kurz zu ihm. "Alle raus.", knurrt Harry kurze Hand. "Aber Harry, wir-", setzt ein anderer an. "5 Minuten." Harry's rauer Unterton lässt keine Widerrede zu. Wie ich es kenne.
Seufzend verlassen alle das Zimmer. Als sie raus sind, sehe ich Harry das erste Mal wirklich an. Er sieht soviel besser aus, als vor wenigen Stunden noch. Nur leider kann ich es gerade nicht bewundern.

"Was ist passiert ... Etwas Neues wegen der Drohung?"

Entweder hat Johnny wirklich gelogen, oder Harry ist einfach ein unglaublich guter Schauspieler.

"Louis?"

Er nimmt meine Hand und zieht mich an das Bett. Ich beiße mir auf die Lippe und sehe auf unsere Hände, an denen die Ringe sind, die Hände, die verbunden sind.

"Bereust du die Hochzeit?", bohrt er nach.

Okay, ich kann nicht mehr. Ich schlucke und ziehe meine Hand weg. Harry setzt sich sofort auf.

"Das Nikotin in der Niere ...", setze ich an. Harry sieht mich an. Er wartet, ist aber ungeduldig. "Du hast nicht meine Niere." Seine Lippen spalten sich ein Stück. Dann runzelt er die Stirn. "Was?! Was redest du da für einen Quatsch!" Es ist Panik, keine Wut, die aus ihm spricht.

Ich schließe die Augen. "Ich kann das nicht ...", flüstere ich und drehe mich weg. Ich höre, wie das Bett knarrt. Dann steht er vor mir, den Tropf neben sich. Ich erschrecke mich fast etwas, als ich aufsehe. "Ich weiß nicht, was passiert ist, wie du darauf kommst, aber du musst dich beruhigen. Es ist alles gut.", versichert er mir. "Nein, ist es nicht!", fahre ich ihn an. "Weißt du, wer gerade an deinem Haus auf mich-" "Unserem Haus." "Unserem Haus auf mich gewartet hat?" Harry schüttelt den Kopf.
Plötzlich habe ich Angst seinen Namen zu sagen. Plötzlich habe ich ein ziemlich schlechtes Gewissen. Ich komme hier rein geplatzt und mache ihn so scheiße an, wobei ich mir langsam sicher bin, dass alles nur gelogen war.

"Johnny."

Harry nimmt einen tiefen Atemzug und blinzelt mit gerunzelter Stirn. "Johnny? Was wollte er? Bist du deswegen so durch den Wind? Wegen ihm?" Ich sehe, wie seine Körperhaltung sich verändert. "Ja. Er ... wollte ... reden." Harry legt seine Hände an meine Wangen und hebt meinen Kopf. Ehe ich auch nur darüber nachdenken kann mich zu wehren, liegen seine Lippen auf meinen. Sofort durchflutet mich das warme, angenehme und bekannte Gefühl der Befriedigung. Diese Lippen sind immer noch das Beste.

"Du sagtest er hat vor dem Haus gewartet?" Ich nicke. "Habt ihr dort geredet?" Ich nicke wieder. "Pass auf. Fahr nach Hause, im zweiten Stock im Arbeitszimmer ist in der Wand ein Safe. Da gibst du den Code 2811 ein. Dort drin ist ein System, in dem ein USB-Stick steckt. Auf dem sind die Überwachungsvideos drauf. Dann musst du es mir nicht erzählen, sondern ich gucke es mir einfach an. Meinen Laptop hast du mir ja vorhin schon gebracht."

Dieser Vorschlag sagt mir sehr zu. Dann kann ich auch nichts vergessen. Denn dazu neige ich nämlich sehr stark.
Und die Tatsache, dass der Code unser Hochzeitsdatum ist, erwärmt mein Herz.

"Und ... Louis?" Ich drehe mich noch einmal um, bevor ich an der Tür bin. Er steht da, die untergehende Sonne hinter ihm am Fenster, die alles in ein sanftes rosa taucht. "Beeil dich."

Captured ➸ Larry Stylinson {COMPLETED} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt